Lufthansa kippt Ergebnisziel
Anhaltende Überkapazitäten und Preisdruck im europäischen Markt zwingen die Deutsche Lufthansa, ihr Ergebnisziel fürs laufende Jahr zu kippen. Operativ dürften nun noch 2 Mrd. bis 2,4 Mrd. Euro hängen bleiben anstelle der bisher avisierten 2,4 Mrd. bis 3 Mrd. Euro. Eurowings erreicht die Gewinnzone nicht.hei Frankfurt – Mit der zweiten Gewinnwarnung binnen sieben Wochen hat die Deutsche Lufthansa die Investoren verprellt. Der Aktienkurs gab um bis zu 13 % nach. Europas größte Fluggesellschaft hatte mitgeteilt, dass der operative Gewinn (Adjusted Ebit) möglicherweise um fast 30 % unter dem Vorjahreswert landen wird. Konkret rechnet das Unternehmen nun mit einer Ebit-Marge von 5,5 bis 6,5 %, was einem entsprechenden Ergebnis von 2 Mrd. bis 2,4 Mrd. Euro entsprechen würde. Noch Anfang Mai hatte die Lufthansa nach einem hohen Quartalsverlust zum Jahresauftakt an ihrem ursprünglichen Ziel von 2,4 Mrd. bis 3 Mrd. Euro festgehalten. 2018 waren 2,8 Mrd. Euro Gewinn eingeflogen worden.Für die Zielverfehlung macht die Kranichlinie den Preisverfall im Europaverkehr, ausgelöst durch “marktweite Überkapazitäten und aggressiv wachsende Billigkonkurrenten” verantwortlich. Die “anhaltend starke Performance der Langstrecke” gleiche dies nur teilweise aus. Dabei dürfte der Anstieg der Treibstoffkosten im Vergleich zum Vorjahr etwas geringer ausfallen als zuletzt angenommen. Bisher waren 600 Mill. Euro im Konzern kalkuliert worden, nun sollen es voraussichtlich 550 Mill. Euro sein. Zusätzlich zu den operativen Problemen wird die Ergebnisentwicklung durch eine Rückstellung für “steuerliche Risiken” von 340 Mill. Euro belastet. Diese betreffen eine “Steuerangelegenheit in Deutschland aus den Jahren 2001 bis 2005”. Hier hatte die Lufthansa den Angaben zufolge zunächst vor Gericht mit ihrer Rechtsauffassung gesiegt. Der Bundesgerichtshof habe nun jedoch die Rechtssprechung in einem vergleichbaren Fall aufgehoben. Dies führe zu einer Neubewertung der steuerlichen Risiken für die Lufthansa.Der Preisdruck im Europaverkehr, der zu sinkenden Durchschnittserlösen sowohl bei den Netzwerk-Airlines als auch bei Eurowings führe, sei vor allem im deutschen Heimatmarkt und in Österreich spürbar, so die Lufthansa. Österreich ist der Heimatmarkt von Laudamotion, ehemals Niki, die im Zuge der Air-Berlin-Pleite letztlich bei Ryanair gelandet ist. Die Iren sind bereit, “erhebliche” Verluste hinzunehmen, wie Lufthansa es sieht, um ihr Geschäft auszubauen. Ryanair-Chef Michael O’Leary hatte vor kurzem eine “Phase zermürbender Preiskriege” ins Auge gefasst und die Anleger auf sinkende Gewinne eingestimmt. Lufthansa hält dagegen und will ihre “führende Marktposition” konsequent verteidigen – und “die Profitabilität sichern”. Kurzfristig nimmt sie dafür aber nicht unerhebliche Ertragsbelastungen in Kauf. Für die Netzwerk-Airlines erwartet der Konzern nun 2019 eine bereinigte Ebit-Marge zwischen 7 und 9 % nach 7,5 bis 9,5 % zuvor.Eurowings, die 2019 den Break-even erreichen wollte, muss dieses Ziel aufgeben. Stattdessen avisiert Lufthansa für die Low-Cost-Tochter nun eine entsprechende Marge von -4 bis -6 %, obwohl Eurowings Anfang Mai ihre Kapazitätsplanung bereits angepasst und auf Wachstum verzichtet hatte. Fürs laufende zweite Quartal rechnet Eurowings nun gleichwohl mit “einem deutlichen Rückgang” der Stückerlöse. Im Gesamtjahr sollen diese im mittleren einstelligen Bereich rückläufig sein.Bei den Netzwerk-Airlines zeichne sich im laufenden Vierteljahr ein leichter Rückgang der Stückerlöse ab, im Gesamtjahr soll dieser im niedrigen einstelligen Bereich liegen. Das Kapazitätswachstum werde dabei nur noch geringfügig ausfallen. In Kürze Kapitalmarkttag Eurowings reagiert auf die schwierige Geschäftslage mit weiteren “Turnaround-Maßnahmen”, die das Management in Kürze vorstellen werde. Dabei muss der Vorstand einräumen, dass die Reduzierung der Kosten bei der Tochter langsamer vorangeht als geplant. Am nächsten Montag muss der Konzern seinen Investoren auf dem Kapitalmarkttag Rede und Antwort stehen.Analysten zeigen sich wegen des großen Vertrauensverlusts im Markt skeptisch für die Aktie. Damian Brewer von Royal Bank of Canada zeigte sich verwundert, dass die Lufthansa immer noch über die Verteidigung von Marktanteilen rede, obwohl zunehmend erkennbar werde, dass sie dafür weder die Kostenbasis noch den Produkt-Preis-Mix habe, ohne Aktionärswerte zu vernichten. Die DZ Bank bestätigte ihre “Halten”-Empfehlung, senkte aber den fairen Wert von 22 auf 15,40 Euro.