Lufthansa light

Nach eineinhalb Jahren Vorarbeit steht das neue Preismodell nach dem Vorbild der Billigflieger - Kranich in der Zwickmühle

Lufthansa light

wb Frankfurt – Mit einer Verspätung von mehr als zehn Jahren übernimmt Lufthansa in der größten Reform des Preismodells die Modelle der Billigflieger. Die Airline ist von Oktober an mit einem Dreistufenkonzept am Start. Dann kann der Kunde sein Ticket der Economy-Klasse in den Kategorien Light, Classic und Flex buchen. Die Tochter Germanwings hat bereits ein fast identisches Tarifsystem. Eineinhalb Jahre wurde an dem Konzept gearbeitet – und die Strukturen der lange vom hohen Ross betrachteten Konkurrenten Ryanair, Easyjet oder Aer Lingus unter die Lupe genommen. Nun holt die Kranichlinie nach, was die tradierte Konkurrenz von IAG (British Airways und Iberia) oder Air France-KLM schon längst praktiziert.Direkter Rivale der Billigflieger soll Eurowings sein, unter deren Dach von Ende nächsten Jahres an Eurowings und Germanwings sowie weitere Flugbetriebe in Europa mit kostengünstigen Kurz- und Langstreckenangeboten Kunden gewinnen sollen. Eurowings soll mit 40 % niedrigeren Kosten fliegen als die Mutter. Denn sie zahlt nicht nach Konzerntarifvertrag. Lufthansa selbst soll trotz des von den Low-Cost-Carriern entlehnten Preissystems wieder werden, was sie einmal war – eine Premium-Airline – und sich auf weltweit ausgesuchte Verbindungen konzentrieren. Die Billigsparte soll wachsen, während die Passage auf Schrumpfkurs ist.Mit der Tarifumstellung will Lufthansa bei Investoren punkten. In einem von China-Ängsten gebeutelten Markt stand die Aktie gestern mit einem leichten Minus an der Dax-Spitze. Lufthansa wird die Umstellung wahrscheinlich neue Kunden bringen, sie kostet mit der höheren Transparenz aber auch Marge.Aber Deutschlands größte Airline steckt in der Zwickmühle zwischen Billigfliegern und Premiumkonkurrenten wie Emirates, Qatar Airways oder Etihad. Wie die Low-Cost-Carrier sind die Rivalen aus den Golfstaaten profitabler als Lufthansa. Über Onlinesysteme teurerInternet und die Möglichkeit, per Mausklick Tarife vergleichen zu können, zwingen zum Handeln. Nun werden die Produkte mit der Preisstaffelung zerlegt. So enthält das günstigste Ticket für Flüge in Europa von Oktober an nicht mehr die Leistung, einen Koffer kostenlos aufzugeben. Wer nur mit Handgepäck reist, zahlt künftig 10 Euro weniger als bisher. Andere Tickets werden teurer. Light, Classic und Flex sind mit ihren abgestuften Service-Paketen von heute für jeden Sitz in der Economy-Klasse buchbar, teilt Lufthansa mit. In allen Tarifen sind Handgepäck, Verpflegung, zugeteilter Sitzplatz und Prämienmeilen enthalten. Wer Gepäck aufgeben will, muss dafür entweder im Light-Tarif zubuchen oder Classic wählen. Auch weitere Zusatzleistungen sind zubuchbar.Unverändert bleibe der Einstiegspreis von 399 Euro in der Business-Klasse, deren Tickets künftig kostenfrei umgebucht oder storniert werden können. Der günstigere Einstiegspreis soll auch dazu führen, dass Lufthansa-Flüge bei Internet-Suchmaschinen weiter oben stehen. Die günstigsten Preise in dem Modell gelten nur noch bei Buchungen über die konzerneigenen Vertriebskanäle. Tickets, die über ein globales Reservierungssystem gekauft werden, will Lufthansa von September an mit einer Extragebühr von 16 Euro belegen. Mit Amadeus oder Travelport hatte Lufthansa zuletzt Ärger. Immerhin werden bisher etwa 70 % der Lufthansa-Flüge über diese Systeme gebucht.