Lufthansa schärft Sparprogramm nach

Schwache Flugnachfrage - Mittelabfluss bei monatlich rund 350 Mill. Euro

Lufthansa schärft Sparprogramm nach

hei Frankfurt – Angesichts steigender Corona-Infektionszahlen und verschärfter Reiserestriktionen richtet sich die Deutsche Lufthansa darauf ein, dass die Flugnachfrage in den Wintermonaten noch schwächer ausfallen wird als zuvor angenommen. In einem internen Brandbrief stimmt der Vorstand die Mitarbeiter daher auf weitere Sparmaßnahmen ein. Es sei “unumgänglich, den Geschäftsbetrieb im Winter 2020/21 noch weiter herunterzufahren und möglichst viele Bereiche ab Mitte Dezember in einen ,Wintermodus` zu versetzen”, heißt es in dem Schreiben. 125 Flugzeuge, die eigentlich für den Winterflugplan vorgesehen waren, müssten erneut stillgelegt werden. Eurowings wird ihre eingesetzte Flotte im “Wintermodus” auf unter 30 Flugzeuge absenken. Der Einsatz sämtlicher personeller und materieller Ressourcen soll auf ein Minimum reduziert werden. Darüber hinaus sollen vorrangig nur die modernsten und sparsamsten Flugzeuge der Flotte zum Einsatz kommen.Zwar hält die Lufthansa daran fest, eine Kapazität von 25 % des normalen Volumens aufrechtzuerhalten, wie dies zuletzt bei der Vorlage vorläufiger Zahlen für das dritte Quartal angekündigt worden war, jedoch rechnet das Management nur mit einem Passagieraufkommen von knapp 20 %. Die Lücke muss durch Kostensenkungsmaßnahmen geschlossen werden, wenn der zuletzt reduzierte Mittelabfluss nicht wieder ausufern soll.Während die Lufthansa in der Phase des Lockdowns im Frühjahr rund 500 Mill. Euro im Monat verbrannt hatte, wurde der Cash Burn inzwischen auf rund 350 Mill. Euro eingedämmt. Jedoch könne es nicht gelingen, den Flugbetrieb beim Einsatz von nur 25 % der Kapazitäten und schwächerer Nachfrage “cashneutral zu betreiben”, sagte ein Sprecher der Börsen-Zeitung. In den ersten neun Monaten hatte die Lufthansa einen operativen Verlust (Adjusted Ebit) von fast 4,2 Mrd. Euro erlitten. “Dieser Fehlbetrag wird sich im vierten Quartal noch deutlich erhöhen”, schreibt die Konzernleitung. Eine verlässliche Aussage über die Entwicklung der Branche sei schwieriger denn je. Dennoch sei der Vorstand “fest entschlossen, mindestens 100 000 der heute 130 000 Arbeitsplätze der Lufthansa Group zu erhalten”. Die Airline will am 5. November umfassend über das dritte Quartal berichten.Die Lufthansa-Aktie brach in Reaktion auf die neuen Hiobsbotschaften anfänglich um bis zu 7 % ein, grenzte ihre Verluste jedoch im Verlauf ein. Seit Jahresbeginn hat das volatile Papier gleichwohl bereits die Hälfte an Wert verloren. Der verschärfte Sparkurs wurde von Analysten negativ aufgenommen. Den Branchenexperten des Analysehauses Mainfirst zufolge reflektiert der Brief die jüngste Entwicklung der Ticketbuchungen. Sie schreiben der Lufthansa-Aktie ein Kursziel von gerade mal 2 Euro zu und raten weiterhin zum Verkauf der Titel.Ende September verfügte der MDax-Konzern nach eigenen Angaben über flüssige Mittel von 10,1 Mrd. Euro. Darin seien 6,3 Mrd. Euro aus den staatlichen Hilfen enthalten, die Lufthansa-Gesellschaften von den Heimatstaaten bekommen haben. Andere Airlines wie Ryanair und die Gesellschaften des IAG-Konzerns wie British Airways und Iberia haben ihre ohnehin verkleinerten Flugpläne für den Winter wegen der Pandemie noch stärker zusammengestrichen. – Wertberichtigt Seite 6