Zu hohe Kosten

Lufthansa schwächelt im Kerngeschäft

Die Lufthansa kämpft mit Herausforderungen im Fluggeschäft. Ein Turnaround-Programm soll die Trendwende bis 2026 bringen.

Lufthansa schwächelt im Kerngeschäft

Die Lufthansa ist als Gruppe auf Erfolgskurs, schwächelt aber nach wie vor in ihrem Kerngeschäft. Lufthansa Airlines hat es in den ersten neun Monaten nicht geschafft, über die Nulllinie zu fliegen, und ein bereinigtes Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) von –20 Mill. Euro erwirtschaftet, nach 790 Mill. Euro vor einem Jahr. Konzernchef Carsten Spohr sprach bei Vorlage der Zahlen von externen, „aber auch internen strukturellen“ Herausforderungen, die zu dieser Entwicklung geführt haben.

Beispielhaft verwies Spohr auf die geringe Produktivität der Crews in diesem Geschäft sowie auf die hohen regulatorischen Kosten am Standort Deutschland. Als nachteilig erweist sich derzeit auch die starke Präsenz von Lufthansa Airlines im Asiengeschäft, denn dort verläuft die Erholung nach der Pandemie sehr langsam. Andere Airlines im Konzern, wie Brussels Airlines oder Austrian Airlines, haben im dritten Quartal ein Rekordergebnis erzielt, während Lufthansa Airlines auch in dieser Zeitspanne mit einem bereinigten Ebit von 407 Mill. Euro deutlich unter dem Vorjahreswert von 641 Mill. Euro blieb. Das bereinigte Ebit des Fluggeschäfts sank insgesamt zwischen Juli und September von 1,36 Mrd. auf 1,16 Mrd. Euro.

Mit einem Turnaround-Programm soll nun bei der laut Spohr „wirtschaftlich mit Abstand wichtigsten Airline im Konzern“ die Trendwende gelingen. Bis 2026 sollen die geplanten Maßnahmen einen positiven Effekt von 1,5 Mrd. Euro auf das bereinigte Ebit haben. 65% sollen dabei aus Kostensenkungen stammen und 35% auf der Erlösseite erzielt werden, wie der neue Finanzvorstand des Konzerns, Till Streichert, erläuterte. „Dieses Thema ist eine meiner obersten Prioritäten“, so Streichert.

Neue Flugzeuge haben Verspätung

Lufthansa Airlines leidet derzeit unter hohen Wartungskosten, die auch mit den Verzögerungen bei der Auslieferung neuer Flugzeuge zu tun haben – alte Flieger müssen öfter gewartet werden und verbrauchen mehr Kerosin. Lufthansa wartet derzeit laut Spohr unter anderem auf 41 neue Boeing-Maschinen, die eigentlich schon angekommen sein sollten. Alles in allem stehen über 250 neue Maschinen auf den Bestelllisten des Konzerns. Das bedeutet Rekordinvestitionen – „aber die werden sich lohnen“, betont der Lufthansa-CEO. Die neuen Flugzeuge verbrauchen im Schnitt 30% weniger Flugbenzin und sind deutlich weniger wartungsanfällig. Zudem werden im Zuge der Flottenerneuerung sechs Flugzeugmuster eingemottet, nur zwei neue kommen dazu – „das senkt Komplexität und Kosten“.

Bei den internen Kosten hat Lufthansa so einen wichtigen Hebel. Anders sieht es bei den externen Kosten aus. Gerade die Standortkosten in Deutschland seien zu hoch, mahnt Spohr immer wieder und präsentiert am Dienstag Details: Bei den staatlich verordneten Kosten fallen an den großen deutschen Flughäfen bei einem mit 150 Passagieren besetzten Airbus A320 über 4.000 Euro an, dagegen sind Airports wie Paris (3.400 Euro), Madrid (660 Euro) und Istanbul (522 Euro) deutlich günstiger.

Ebit-Prognose stabil

Trotz der Probleme im Kerngeschäft hält der Airline-Konzern an der im Juli nach unten korrigierten Schätzung für das bereinigte Ebit fest: Es sollen im Gesamtjahr 1,4 Mrd. bis 1,8 Mrd. Euro zusammen kommen. Das dürfte nicht allzu schwer sein, fielen doch zwischen Januar und September bereits 1,25 Mrd. Euro an.

Zwar läuft das Passagiergeschäft in eine im Vergleich zum Sommer schwächere Periode hinein, aber für die Frachtsparte läuft gerade das wichtigste Quartal – Lufthansa Cargo hat im dritten Kalenderviertel das Ebit deutlich auf 38 (i.V. 1) Mill. Euro ausgebaut, ist allerdings nach neun Monaten mit 52 Mill. Euro weit entfernt vom Vorjahreswert von 189 Mill. Euro geblieben.

Im Geschäftsjahr 2023 hatte Lufthansa ein bereinigtes Konzern-Ebit von knapp 2,7 Mrd. Euro erwirtschaftet und dabei eine Ebit-Marge von 7,6% erzielt. Nach den ersten drei Quartalen des laufenden Jahres lag die operative Rendite nur bei 4,2%. Zielgröße sind 8%.

Lufthansa Airlines steckt
in roten Zahlen fest

Turnaround-Programm soll bis 2026 rund 1,5 Mrd. Euro bringen

lis Frankfurt
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