Lufthansa steht vor einem Streik

Tarifverhandlungen mit Kabinenpersonal gescheitert - Schon heute begrenzte Flugausfälle möglich

Lufthansa steht vor einem Streik

Trotz eines fünftägigen Verhandlungsmarathons haben sich Lufthansa und die Gewerkschaft UFO nicht auf eine Gesamtlösung in der Tarifauseinandersetzung einigen können. Selbst in der reinen Entgeltfrage gabes keinen Kompromiss. Erste Streikauswirkungen könnte es schon heute geben.po Frankfurt – Die Deutsche Lufthansa wird wieder einmal Abstriche an ihren Flugplänen machen müssen. Nachdem Tarifverhandlungen mit dem Kabinenpersonal gescheitert sind, droht nun ein unbefristeter Streik der Flugbegleiter. “Wir befinden uns seit heute im Arbeitskampf mit der Lufthansa”, erklärte der Chef der Kabinengewerkschaft UFO, Nicoley Baublies, am Dienstag in Frankfurt. Die Lufthansa-Aktie gab in der Spitze um gut 2,5 % nach und schloss 0,8 % schwächer.In der Kabine beschäftigt Lufthansa Passage etwa 18 000 Mitarbeiter. Schätzungsweise zwei von drei sollen gewerkschaftlich organisiert sein. Die Lufthansa, so Passage-Personalvorstand Peter Gerber, bereite sich darauf vor, die Auswirkungen möglicher Streikmaßnahmen für die Fluggäste so gering wie möglich zu halten. Für gewöhnlich bemüht sich die streikerfahrene Gesellschaft darum, vor allem die Interkontinentalflüge aufrechtzuerhalten, weil hier das Geld verdient wird und die Abwanderung zur Konkurrenz besonders ärgerlich wäre.Inländische Flugverbindungen werden im Zweifel eher gestrichen, zumal bei einem gewissen zeitlichen Vorlauf die Bahn mit ihrem ICE-Angebot für viele Passagiere eine akzeptable Alternative bietet. Um der Lufthansa den Umgang mit den Streikauswirkungen möglichst schwer zu machen, will UFO aber erst wenige Stunden vorher bekannt geben, wann, wo und in welchem Umfang die Arbeit niedergelegt wird.Bei der Tarifauseinandersetzung verlangte die Gewerkschaft nicht nur 5 % mehr Lohn, sondern kämpfte gegen Abbau und Auslagerung von Stellen sowie gegen Leiharbeit. Die gerade im Kurzstrecken- und Europaverkehr unter dem Preisdruck der Billiganbieter stehende Airline will die inländischen Aktivitäten der Tochter Germanwings und der Lufthansa enger verzahnen und möglicherweise in eine neue Einheit auslagern. Damit verbunden wären dann längere Arbeitszeiten und eine deutlich schlechtere Bezahlung. Insgesamt, so UFO, könnte dies 2 000 Beschäftigte betreffen. Von den Plänen für eine solche neue Gesellschaft wollte Lufthansa laut UFO keinesfalls abgehen.Trotz eines weitreichenden Bestandschutzes im Rahmen eines “Absicherungspakets” einschließlich des Verzichts auf betriebsbedingte Kündigungen für die Tariflaufzeit schlug UFO die Offerte als “vergiftete Vorschläge” aus. Selbst in der reinen Entgeltfrage gab es keine Einigung. Lufthansa, so Gerber, habe 3,5 % angeboten. “Der Versuch, Leiharbeit und Ausflaggung zu verhindern, ist gescheitert”, sagte Baublies.Wegen der schwachen Entwicklung vor allem im europäischen Flugverkehr, aber auch wegen des global verhalteneren Wachstums hat die Lufthansa bei ihren Geschäftsplänen eine Vollbremsung vollzogen. Statt einer ursprünglich vorgesehenen Kapazitätsausweitung von 12 % in diesem Jahr werden nun neue Maschinen zum schnelleren Austausch von Altgerät verwendet, was unter dem Strich nahezu Stagnation bedeutet.Der enorme Wettbewerbsdruck sowie die steigenden Treibstoffkosten, Gebühren und Luftverkehrsteuern zwingen die führende europäische Airline zu einem Spar- und Effizienzsteigerungskurs. Bis 2014 soll das operative Ergebnis um mindestens 1,5 Mrd. Euro gesteigert werden, ein Drittel davon soll aus Personalmaßnahmen kommen. Da sich die Lufthansa in einer bedrohlichen Lage befindet, wie Aufsichtsratschef Jürgen Weber im Interview der Börsen-Zeitung sagte (vgl. BZ vom 1. Mai), scheint die Bereitschaft zum Nachgeben eher gering.