Kein Investor für die Technik-Tochter
Lufthansa lässt Investorensuche sein
Lufthansa Technik bleibt zu 100 Prozent bei der Mutter – Aufsichtsratschef spricht von gestiegenem strategischen Wert
lis Frankfurt
Rolle rückwärts bei der Lufthansa: Der Luftfahrtkonzern wird nun doch keine Minderheitsbeteiligung an der Wartungstochter Lufthansa Technik abgeben. Erklärt wird die Entscheidung mit der erwarteten dauerhaft erhöhten Nachfrage nach Reparatur- und Überholungsleistungen. "Die Dinge haben sich geändert", fasst es ein Lufthansa-Sprecher auf Nachfrage zusammen. "Pläne, einen weiteren Gesellschafter an Lufthansa Technik zu beteiligen, werden deswegen nicht weiterverfolgt."
Die Deutsche Lufthansa sucht keinen Investor mehr für ihre Wartungstochter Lufthansa Technik. Wachsen soll sie nun aus eigener Kraft. Das Unternehmen rechnet mit einer dauerhaft hohen Nachfrage nach Reparatur- und Überholungsleistungen. Für das laufende Jahr wird ein Rekordergebnis erwartet.
Das Wartungsgeschäft profitiert derzeit an unterschiedlichen Stellen. Da ist zum einen der militärische Bereich, der angesichts der geopolitischen Verwerfungen Auftrieb erfährt. Und da sind die Probleme mit diversen Triebwerken, die Wartungsarbeiten abseits der normalen Intervalle zur Folge haben. Neu entwickelte Antriebe bedürfen zudem laut Lufthansa einer "höheren Wartungsintensität". Das wird beim Weltmarktführer Lufthansa Technik dauerhaft für florierendes Geschäft sorgen. Lufthansa verspricht sich aber auch einen Wettbewerbsvorteil dadurch, dass man als Konzern Zugriff auf die Tochter hat, denn auch Lufthansa selbst hat mit den Triebwerksproblemen und anderen Schwierigkeiten in der Lieferkette zu kämpfen – die gesamte Luftfahrtindustrie leidet unter knappen Ressourcen bei Lieferanten und Dienstleistern.
Wachstumsprogramm startet
Lufthansa teilt am Donnerstag auch mit, man werde mit "Ambition 2030" ein Wachstumsprogramm bei Lufthansa Technik auflegen, "um ihre weltweit führende Position in der technischen Betreuung von Flugzeugflotten weiter auszubauen". Vorgesehen sind Investitionen in ungenannter Höhe in den Ausbau des Kerngeschäfts, die Erweiterung von Standorten und der internationalen Präsenz – potenziell auch durch Zukäufe – sowie den Ausbau digitaler Geschäftsmodelle. 2022 erwirtschaftete Lufthansa Technik mit weltweit rund 22.000 Mitarbeitenden einen Umsatz von 5,6 Mrd. Euro und ein bereinigtes Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) von 511 Mill. Euro. Mit einer Marge von 9% bewegt sich die Sparte damit in Sphären, die im Passagierfluggeschäft in der Regel nicht erreicht werden. Im laufenden Jahr peilt das Unternehmen erstmals nach der Coronakrise wieder einen Umsatz von mehr als 6 Mrd. Euro und ein erneutes Rekordergebnis an.
„Als global führende Airline-Gruppe betreiben wir über 700 Flugzeuge in 13 Flugbetrieben. Damit gehören wir zu den größten Fluggesellschaften weltweit. Angesichts der anhaltenden Herstellerprobleme – insbesondere bei Triebwerken – ist der strategische Wert unserer Lufthansa Technik als integraler Teil der Lufthansa Group in den vergangenen Monaten nochmals deutlich gestiegen", wird Detlef Kayser zitiert, Aufsichtsratschef der Lufthansa Technik und im Lufthansa-Vorstand unter anderem zuständig für das Flottenmanagement und die operativen Prozesse.
Bain fast auf der Zielgeraden
Die Lufthansa hatte länger als ein Jahr nach einem Investor gesucht für eine Minderheitsbeteiligung von rund 20%. Zuletzt war Insidern zufolge der Finanzinvestor Bain fast auf der Zielgeraden. Allerdings hatte Konzernchef Carsten Spohr stets betont, man müsse nicht verkaufen. Dazu werde es nur kommen, wenn es mit einem Investor bessere Aussichten für das Unternehmen gäbe als ohne. Die Lufthansa hat sich in jüngster Vergangenheit stärker auf das reine Fluggeschäft fokussiert und sich deshalb unter anderem von der Cateringsparte LSG getrennt.