Lufthansa Technik sticht Brookfield ins Auge
cru/lis Frankfurt – In Europa ist der kanadische Finanzinvestor Brookfield bisher eher mit Immobilieninvestments aufgefallen. Der Name des börsennotierten Vermögensverwalters aus Toronto mit 600 Mrd. Dollar Assets under Management schmückt die Wolkenkratzer der Londoner Canary Wharf, den wiederaufgebauten Potsdamer Platz in Berlin und zahlreiche Hochhäuser in New York, wo Brookfield jeden anderen Vermieter gewerblicher Immobilien in den Schatten stellt.
In Deutschland ist Brookfield indirekt über den Batteriehersteller Clarios vertreten – eine ehemalige Sparte des Autozulieferers Johnson Control – sowie über den Kernkraftwerksinstandhalter Westinghouse und direkt über die Mehrwegverpackungsfirma Schoeller Allibert. Schon zweimal in den vergangenen zwölf Monaten haben sich die Kanadier vergeblich um den Kauf eines großen deutschen Unternehmens bemüht: Bei den Thyssenkrupp-Aufzügen unterlagen sie gegen ein Konsortium rund um den Private-Equity-Investor Advent. Und die Siemens-Windradgetriebetochter Flender ging an Carlyle.
Das soll sich jetzt ändern. „Wir haben uns schon seit Jahren mit dem deutschen Markt befasst. Es gibt hier viele Industrieunternehmen mit Verbindungen zu den Themen Immobilien, Infrastruktur und erneuerbare Energien, die für uns interessant sind“, sagte Brookfield-Manager Ralf Rank im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. Der Kanadier mit familiären Wurzeln in Deutschland leitet das Private-Equity-Europageschäft von Brookfield von London aus.
Der globale Private-Equity-Fonds von Brookfield verwaltet ein Volumen von 9 Mrd. Dollar. Etwas mehr als die Hälfte davon ist investiert. „Typischerweise setzen wir rund ein Viertel der Mittel in Europa ein,“ sagte Rank.
„Um uns von anderen Bietern zu unterscheiden, konzentrieren wir uns auf Situationen, wo wir mehr beitragen können zum Geschäftserfolg als nur Kapital. Wir können zum Beispiel Marktzugänge in Amerika und Asien eröffnen. Und wir haben viel Zeit in gute Gewerkschaftskontakte zur IG Metall investiert.“ Investiert wird von Brookfield eher selten in den Kauf von Unternehmen aus dem Besitz anderer Finanzinvestoren. „Wir bevorzugen Ausgliederungen großer Konzerne oder den Kauf aus der Hand von Familieneigentümern. Es können auch Minderheitsbeteiligungen oder Partnerschaften sein“, sagte Rank.
Unter den Unternehmen, die derzeit in Deutschland für den Kauf durch einen Finanzinvestor in Frage kommen, sticht Lufthansa Technik Brookfield ins Auge. Die Techniktochter der Lufthansa arbeitet für mehr als 800 Kunden – nur 30% vom Umsatz entfallen auf die Mutter Lufthansa. Der Unternehmenswert dürfte geschätzt oberhalb von 5 Mrd. Euro liegen.
Denn der operative Gewinn (Ebit) erreicht in normalen Zeiten ohne Pandemie rund 500 Mill. Euro – wenngleich sich das Unternehmen gerade in einer scharfen Restrukturierung zur Kostensenkung befindet. Im Geschäftsjahr 2020 hat Lufthansa Technik einen Verlust von 383 Mill. Euro eingefahren.
Die Lufthansa plant schon länger den Verkauf von Unternehmensteilen, hat dabei aber zunächst das internationale Geschäft der Cateringtochter LSG sowie den Finanzdienstleister Airplus auf dem Zettel. Bei Letzterem laufen die Vorbereitungen auf Hochtouren, im Sommer könnte Airplus ins Schaufenster gestellt werden. Dagegen sind die Überlegungen für den Verkauf eines Minderheitenanteils an Lufthansa Technik noch in einer frühen Phase, heißt es in Unternehmenskreisen. In diesem Jahr dürfte es damit vermutlich nichts werden. Ein erster Interessent für das Hamburger Unternehmen hat sich mit Brookfield nun aus der Deckung gewagt.