Lufthansa verbrennt monatlich 500 Mill. Euro

Spohr: Zeitfenster von 18 Monaten - Mehr Arbeitsplätze in Gefahr - Nachfrage weiter schwach

Lufthansa verbrennt monatlich 500 Mill. Euro

lis Frankfurt – Die Lufthansa wird bei Flotte und Personal wohl deutlich tiefere Einschnitte vornehmen müssen als bisher geplant. Darauf stimmte Konzernchef Carsten Spohr die Mitarbeiter bei einer internen Veranstaltung ein. Die im Juli und August gehegten Hoffnungen, dass man das Schlimmste hinter sich habe, hätten sich nicht erfüllt, sagte Spohr. Im September habe die Passagierzahl bei unter 20 % des Vorjahreswertes gelegen, für Oktober weisen die bisher eingegangenen Buchungen auf einen Wert von unter 10 % der Vorjahreszahlen hin. Das Lufthansa-Management hofft, bis Jahresende 25 % des Vorjahresangebots fliegen zu können, noch vor wenigen Wochen war man von 50 % ausgegangen.Monatlich verbrennt die Lufthansa laut Spohr rund 500 Mill. Euro ihrer Liquidität, 1 Mill. Euro alle 90 Minuten. “Wir haben nur noch ein Zeitfenster von 18 Monaten, um wirtschaftlich wieder auf eigenen Beinen zu stehen.” Noch pessimistischer als bei den Passagierzahlen ist Spohr beim Thema Erlöse. Es sei fraglich, ob Lufthansa jemals wieder die Umsätze der Jahre 2017 bis 2019 erreichen könne. Die bisher geplante Streichung von 22 000 Arbeitsplätzen werde wohl nicht reichen. Spohr beklagte vor den Mitarbeitern die “schleppenden, langsamen Verhandlungen” mit einem Teil der Arbeitnehmervertreter. Er hatte sich erhofft, dass nach der mit dem Staat vereinbarten Finanzhilfe ein “Ruck durch das Unternehmen” gehen würde, diese Hoffnung habe sich bisher nicht erfüllt.Noch sei nichts entschieden. Vieles hänge davon ab, wann das Langstreckengeschäft wieder in nennenswertem Umfang stattfinden kann. “Ich kann Ihnen nicht sagen, wann die USA wieder aufmachen”, sagte der Lufthansa-Chef und vom US-Geschäft hänge die Hälfte der Langstreckenflotte ab. Mittelfristig werde man sieben Langstreckenflotten auf den Boden stellen, kündigte Spohr an, darunter vermutlich alle Airbus A380 sowie die nahezu abgeschriebenen Boeing 747-400. Dagegen gebe es Gespräche mit Airbus, die kleineren Langstreckenflieger Airbus A350 schneller in die Flotte zu nehmen – “wenn der Preis stimmt”.Um die Staatshilfen zurückzuzahlen, werden Unternehmensteile verkauft. Noch im September will Lufthansa das Europageschäft der Cateringfirma LSG Sky Chefs veräußern, der Rest der Tochtergesellschaft soll bald danach folgen. Auch für den Finanzdienstleister Airplus wird ein neuer Eigentümer gesucht, zudem will sich Lufthansa von einem Minderheitenanteil ihrer Wartungssparte Lufthansa Technik trennen. Weniger FlugbetriebeDie Zahl der Flugbetriebe in Deutschland soll stark reduziert werden. Übrig bleiben werden nur Lufthansa, die Regionaltochter Lufthansa Cityline, Eurowings, Lufthansa Cargo und Ocean, der neue Ableger für Touristikverkehr auf der Langstrecke. Eventuell wird die Frachtsparte in den Hauptflugbetrieb Lufthansa Passage integriert, um Verwaltungskosten zu senken. Germanwings, Sun Express Deutschland und einige Sparten von Eurowings verschwinden.In der kommenden Woche sollen nach einem Treffen mit dem Aufsichtsrat am Montag und Dienstag Entscheidungen fallen. Die künftige Strategie hat laut Spohr, drei Teile: die “Renew” genannte Neuaufstellung des Unternehmens, der Fokus auf den Kunden und das Thema Nachhaltigkeit.