Lufthansa verkauft LSG in Europa an Gategroup
hei Frankfurt – Die Deutsche Lufthansa leitet die Trennung von ihrer Catering-Sparte LSG ein. In einem ersten Schritt gibt die Airline das europäische Geschäft, das für rund ein Drittel der gesamten Catering-Gruppe steht, an den Rivalen Gategroup ab. Das zum Portfolio von Singapurs Staatsfonds Temasek und des asiatischen Finanzinvestors RRJ Capital zählende Unternehmen ist die weltweite Nummer 1 der Branche und setzte sich in den Verhandlungen letztlich gegen die konkurrierenden Interessenten Do & Co aus Österreich sowie die arabische Dnata durch. Ein Kaufpreis wird zunächst nicht genannt.Aus unternehmensnahen Kreisen ist zu hören, dass das Europa-Geschäft der LSG im Wert relativ niedriger angesetzt werde als die ebenfalls zum Verkauf stehenden Aktivitäten im Rest der Welt, denn dort seien die Rahmenbedingungen aus Investorensicht besser. Mit anderen Worten: Niedrigere Löhne und andere Arbeitsbedingungen machen diese Aktivitäten ertragsstärker.Die Transaktion steht noch unter dem Vorbehalt der Zustimmung des Aufsichtsrats, der am 3. Dezember darüber beraten will. Außerdem müssen die Kartellbehörden noch zustimmen, da Gategroup als Marktführer Teile der globalen Nummer 2 übernimmt. Auch die Zustimmung des Aufsichtsrats könnte möglicherweise kein Selbstläufer sein, denn die Gewerkschaft Verdi hat sich bisher gegen den seit langem avisierten Verkauf der Lufthansa-Tochter gesperrt. Sie fürchtet Lohnkürzungen und Stellenabbau bei LSG und fordert daher vom Lufthansa-Vorstand entsprechende Absicherungen der Belegschaft. Dem Vernehmen nach ist Verdi allerdings mit der Entscheidung für Gategroup einiger Wind aus den Segeln genommen, denn die Gewerkschaft hat auch mit dem Schweizer Unternehmen Tarifverträge verhandelt. Mehr Widerstand wäre bei einem Verkauf etwa an Do & Co zu erwarten gewesen.Der Verkauf sei Teil der “neuen Strategie der Lufthansa Group, sich künftig stärker auf das Airline-Geschäft zu konzentrieren”, heißt es in einer Mitteilung des Dax-Unternehmens. Die Catering-Sparte, die weltweit 35 000 Mitarbeiter beschäftigt, darunter 7 000 in Deutschland, setzte zuletzt im Jahr gut 3 Mrd. Euro um. Das Geschäft steht unter Druck, da zahlreiche Airlines die Verköstigung ihrer Passagiere aus Kostengründen zurückfahren. Mit dem Vormarsch der Low-Cost-Carrier hat sich vielfach der Verkauf von Essen und Getränken anstelle der kostenlosen Verpflegung an Bord durchgesetzt. LSG hat ihrerseits den Bordverkauf in den letzten Jahren ausgebaut, erzielt aber noch rund drei Viertel ihrer Einnahmen im Catering-Bereich. Die Vereinbarung mit Gategroup umfasst neben einem Kaufvertrag auch einen Catering-Vertrag, mit dem die Lufthansa zum einen die Belieferung ihres Flugverkehrs vereinbart und damit zum anderen auch die Beschäftigung der LSG-Mitarbeiter in gewisser Weise gesichert hat.Im kommenden Jahr will die Lufthansa auch den Verkaufsprozess für die internationalen Aktivitäten von LSG starten. Durch harten Wettbewerb und sinkende Preise steht die Branche weltweit unter Konsolidierungsdruck. Gategroup hatte vor drei Jahren bereits die Hälfte der Catering-Sparte von Air France-KLM übernommen. Die Fluggesellschaft gab damals 50 % minus eine Aktie an Servair zum Preis von 237,5 Mill. Euro ab. Insgesamt war Servair mit 475 Mill. Euro bewertet worden. Das Unternehmen mit einem Weltmarktanteil von 6 % war im Umsatz deutlich kleiner als Gategroup und LSG, mit damals jeweils rund 20 % Marktanteil. IPO gescheitertGategroup selbst entstand einst aus der Swissair-Tochter Gate Gourmet und wurde als börsennotierte Gesellschaft 2017 vom chinesischen Konglomerat HNA aufgekauft. Die Chinesen restrukturierten die Catering-Gruppe und wollten sie eigentlich schon ein Jahr später wieder an die Börse führen, um sich frische Mittel zu beschaffen. Jedoch scheiterte das im März 2018 angesetzte IPO. Die Anleger waren nicht bereit, eine Bewertung von rund 2,6 Mrd. Euro mitzutragen. Danach entschied sich HNA für einen Tradesale. Gategroup operiert in 35 Ländern. Zu ihren Großkunden zählen die Lufthansa-Rivalen Emirates und British Airways sowie u. a. Condor und Tuifly.