Lufthansa vertröstet Aktionäre auf 2023
lis Frankfurt – Lufthansa-Chef Carsten Spohr wird den Aktionären auf der virtuellen Hauptversammlung am Dienstag wenig Hoffnung auf eine baldige Besserung machen. “Wir richten uns darauf ein, dass dieser Sommer gewissermaßen am Boden stattfindet”, sagt Spohr laut vorab versendetem Redetext. Erst frühestens ab Herbst werde auf einen “spürbaren Neustart” gehofft. 2023 erwartet die Lufthansa-Führung, “dass die globale Nachfrage ihr neues Gleichgewicht gefunden hat” – womit ein niedrigeres Niveau als vor der Coronavirus-Pandemie gemeint ist. Lufthansa sei zwar auf soliden Fundamenten in die Krise geraten, betont der Lufthansa-Chef. Aber “allein werden wir es nicht schaffen”. Es gehe darum, ob mit Unterstützung der Regierungen der vier Heimatländer – Deutschland, Österreich, die Schweiz und Belgien – eine Insolvenz vermieden werden kann. Um jeden Preis will Spohr die staatliche Hilfe aber anscheinend nicht annehmen. “Jetzt brauchen wir staatliche Unterstützung. Aber wir brauchen keine staatliche Geschäftsführung.”In den vergangenen Tagen war bekannt geworden, dass sich die Politik mehr Einfluss wünscht, als der Unternehmensführung lieb ist. Die Rede war von einer Sperrminorität sowie Aufsichtsratsmandaten. Spohr lehnt das ab und drohte stattdessen damit, dass Lufthansa sich unter ein Schutzschirmverfahren flüchten könnte. Bloomberg meldete am Donnerstag, die Bundesregierung habe sich unterrichteten Kreisen zufolge auf eine einheitliche Position für eine Rettungsaktion für die Lufthansa festgelegt. Diese sehe vor, dass die Fluggesellschaft eine erhebliche Beteiligung und ein Vetorecht des Staates im Gegenzug für ein Hilfspaket in Höhe von mehreren Milliarden Euro akzeptiert. Zwar würden Details noch verhandelt, aber das Wirtschafts- und das Finanzministerium hätten ihre Meinungsverschiedenheiten ausgeräumt, sagten die Personen. Dem Plan zufolge würde Deutschland mindestens 25 % der Anteile an der Fluggesellschaft übernehmen und mindestens einen Sitz im Aufsichtsrat des Unternehmens erhalten. Die Hilfen könnten sich auf bis zu 10 Mrd. Euro belaufen. Piloten zum Verzicht bereitUnterdessen haben die Piloten der Lufthansa einen kräftigen Gehaltsverzicht als Beitrag zur Sanierung angeboten. Bis Mitte 2022 seien die Piloten zu Einbußen um bis zu 45 % ihres Gehalts bereit, erklärte die Vereinigung Cockpit. Auch das Kurzarbeitergeld könne zusätzlich abgesenkt werden. Die Zugeständnisse würden die Lufthansa um insgesamt gut 350 Mill. Euro entlasten. Voraussetzung für das Angebot sei, dass sich der Vorstand zu seinen Mitarbeitern bekennt und “alles tut, um die Krise gemeinsam mit diesen sozialpartnerschaftlich zu überwinden”. Ein Schutzschirmverfahren lehnen die Piloten ab.