"Lust auf anderes Auto groß wie nie"

Aral-Studie: Interesse am Diesel sinkt - Benziner und Hybride profitieren

"Lust auf anderes Auto groß wie nie"

scd Frankfurt – Der Dieselskandal hat die Vorliebe der deutschen Autokäufer für Dieselfahrzeuge offenbar nachhaltig gestört. Nach den in den vergangenen Monaten bereits gesunkenen Neuzulassungszahlen der Selbstzünder deuten darauf nun auch die Ergebnisse einer Studie des Tankstellenbetreibers Aral zu Trends beim Autokauf in Deutschland hin. In der alle zwei Jahre vor der IAA durchgeführten Befragung schrumpfte der Anteil der an einem Autokauf Interessierten, die sich für einen Diesel entscheiden wollen, von 31 % auf 18 %. Das ist der niedrigste für den Dieselmotor gemessene Wert seit Beginn der Befragungen im Jahr 2003.Hauptprofiteur der Entwicklung ist allerdings nicht das Elektroauto, sondern der klassische Ottomotor, dessen Anteil um 10 Prozentpunkte auf 52 % zugelegt hat. Auch Hybrid- und Elektroantrieb verzeichneten zwar Zuwächse, die sich aber auf niedrigem Niveau bewegen. Vor allem für die Hybridantriebe wächst die Akzeptanz spürbar. Lag ihr Anteil 2013 noch bei 6 %, kletterte er 2015 auf 11 % und 2017 auf 16 %.Die teils deutliche Diskrepanz zwischen tatsächlichen Zulassungszahlen und den Studienergebnissen führt Peter Sauermann, Leiter der Aral Forschung, auch darauf zurück, dass nach dem Kaufinteresse in den kommenden eineinhalb Jahren gefragt wurde und sich Präferenzen über längere Zeitspannen sowie zur Konkretisierung der Kaufentscheidung noch einmal ändern können.So basieren die Ergebnisse auf einer Befragung im Frühjahr. Die Debatte um mögliche Fahrverbote älterer Dieselfahrzeuge war damals zwar schon im Gange. Die unlängst verkündeten hohen Rabatte zahlreicher Hersteller beim Tausch eines alten Diesel gegen ein neues abgasärmeres Fahrzeug sind indes in die Studie noch nicht eingeflossen. Unabhängig davon können die Autokonzerne optimistisch nach vorne schauen. 41 % der Befragten gaben an, sich in den kommenden 18 Monaten mit dem Kauf eines Autos befassen zu wollen – zwei Jahre zuvor war mit 36 % ein Bestwert aufgestellt worden. In den Jahren 2003 bis 2013 bewegte sich der Wert nur zwischen 18 und 26 %. Audi gefragteste Marke”Seit der Ersterhebung der Studie war die Lust auf ein anderes Auto nie so groß wie heute”, sagte Sauermann am Donnerstag in Frankfurt. Dabei ist scheinbar vor allem Audi gefragt. Die Premiummarke des VW-Konzerns haben 17 (2015: 8) % der Kaufinteressierten im Visier. Für die von der Dieselaffäre gebeutelten Ingolstädter ist das ein Hoffnungsschimmer, nachdem die Zahl der Audi-Neuzulassungen in den ersten sieben Monaten des Jahres um knapp 3 % gesunken ist, während die Zahl der Neuzulassungen insgesamt in etwa gleichem Maße zugelegt hat. Allerdings gilt auch hier: Kaufinteresse und Kauf sind klar zu unterscheiden. So kommt Oberklassekönig Mercedes-Benz nur auf 8 % des Kaufinteresses (siehe Grafik), liegt bei den Neuzulassungen aber bei fast 10 % Marktanteil und damit klar vor Audi (9 %) und BMW (7 %). Zudem wächst die Daimler-Kernmarke schneller als die Rivalen. Das rückläufige Interesse an VW-Autos ist derweil sowohl in der Studie als auch im Markt (-5 %) zu beobachten.Alternative Antriebe und andere Zukunftstechnologien treffen im deutschen Markt Aral zufolge weiter auf viel Skepsis. So kann sich nur jeder fünfte Befragte vorstellen, künftig die Hände vom Steuer und das Auto autonom fahren zu lassen. Bei Elektroautos ist die Toleranz für lange Ladezeiten zudem gering. Für 30 % der Befragten sind mehr als 15 Minuten Ladezeit bereits inakzeptabel. Mehr als 30 Minuten akzeptieren sogar knapp 60 % nicht mehr.