M&A-Deals kommen auch in Deutschland zurück
M&A-Deals kommen auch in Deutschland zurück
Nach der relativen Flaute hierzulande erwarten Investmentbanker die Wende im zweiten Halbjahr – Übernahmegespräche rund um Stada und Covestro
Weltweit hat der M&A-Markt wieder angezogen. In Deutschland war das erste Halbjahr dagegen mit einem Minus von 56% noch enttäuschend. Doch das könnte sich mit den von Investmentbankern erhofften Megadeals rund um den Generikahersteller Stada und den Kunststoffkonzern Covestro bald ändern.
cru Frankfurt
Am M&A-Markt in Deutschland zeichnet sich nach der Flaute im ersten Halbjahr nun eine Wende zum Besseren ab. Gleich zwei Megadeals scheinen in Schwung zu kommen: Die Finanzinvestoren Bain und Cinven stellen ihren 11 Mrd. Euro schweren Generikakonzern Stada aus Bad Vilbel ins Schaufenster. Gleichzeitig kommen die Gespräche zwischen dem finanzkräftigen Ölkonzern Adnoc und dem 10 Mrd. Euro schweren deutschen Chemiekonzern Covestro aus Leverkusen in Fahrt.
Clayton Dubilier & Rice kristallisiert sich laut Bloomberg als Favorit für die Übernahme von Stada heraus. Der Finanzinvestor hat 2023 für seinen zwölften Buy-out-Fonds 26 Mrd. Dollar eingesammelt und besitzt hierzulande unter anderem den Lebensmittelverpacker Kalle Group. Erste Offerten für Stada würden diese Woche erwartet, heißt es. KKR und CVC haben laut Finanzkreisen ebenfalls Interesse bekundet. Parallel zum Verkauf wird im Dual-Track-Verfahren weiterhin auch ein Börsengang vorbereitet. Mit dem Deal beauftragt sind J.P. Morgan, Morgan Stanley, Jefferies und Rothschild. Keinen Kommentar abgeben wollten Bain, Cinven, Clayton Dubilier & Rice sowie CVC und KKR. Auch die monatelangen Annäherungsversuche von Adnoc an Covestro scheinen zu fruchten: Gerüchte darüber, dass der Covestro-Aufsichtsrat kurz davor stehe, dem Konzern aus Abu Dhabi die Bücher für eine Due Diligence zu öffnen, trieben den Aktienkurs am Dienstag vorübergehend um 7% in die Höhe.
Mit den beiden Megadeals würde sich, so die Hoffnung von Investmentbankern, das Bild zur Jahresmitte dramatisch drehen. Bisher hat sich die relativ niedrige M&A-Aktivität aus dem zweiten Halbjahr 2023 hierzulande auch 2024 fortgesetzt. Nach Daten, die die Deutsche Bank zusammengetragen hat, ist das M&A-Volumen hierzulande in diesem Jahr bis dato um 56% auf 34 Mrd. Euro eingebrochen. „Es fehlten die Megadeals. Es gab bisher keine Transaktion größer als 5 Mrd. Euro“, sagte Carsten Laux, Managing Director und M&A-Deutschlandchef der Deutschen Bank, bei einer Veranstaltung des Deutschen Aktieninstituts. Im vergangenen Jahr hatte es die Übernahme der Viessmann-Heizungssparte durch den US-Konzern Carrier Global für 12 Mrd. Euro sowie den Verkauf der SAP-Tochter Qualtrics an Silver Lake gegeben. In diesem Jahr finden zwar ebenfalls Milliardendeals statt, aber sie fallen kleiner aus: KKR erwirbt zusammen mit der Viessmann-Familie den Windparkbetreiber Encavis für eine Bewertung von 4,2 Mrd. Euro, und der US-Finanzinvestor KPS Capital übernimmt für 3,5 Mrd. Euro die Siemens-Elektromotorensparte Innomotics.
„Wir sind trotz des bisher enttäuschenden Verlaufs im ersten Halbjahr eher optimistisch für die zweite Jahreshälfte“, sagte Laux. Ähnlich sieht das Holger Hofmeister, Partner der Kanzlei Skadden: „Bei den Private-Equity-Akteuren besteht Anlagedruck, während gleichzeitig Exits auf der Agenda stehen. Bei Unternehmen sind Carve-out-Transaktionen in der Umsetzung und es wird extern Technologie zugekauft.“ Die Einigung auf einen Preis zwischen Verkäufer und Kaufinteressenten funktioniert laut Hofmeister zwar besser als 2023, auch dank des stabileren Zinsumfelds. Aber es gebe bei den Bewertungen immer noch Differenzen und daraus resultierend mitunter gar nicht erst startende oder abgebrochene Transaktionsprozesse. Ein Beispiel ist der auf Eis liegende Verkauf des Heizungsablesekonzerns Techem der Schweizer Partners Group. Wichtigster verbliebener Bieter ist die texanische TPG. Doch können sich beide Seiten bisher nicht auf einen Preis zwischen 6 Mrd. und 8 Mrd. Euro einigen.