Machtkampf entschieden bei S+B
cru Frankfurt – Der Machtkampf um Schmolz + Bickenbach (S+B) ist endgültig entschieden. Der finanziell schwer angeschlagene Schweizer Edelstahlkonzern wird künftig vom Milliardär Martin Haefner kontrolliert und kann somit die dringend notwendige Neuausrichtung vorantreiben.Der 67 Jahre alte Eigentümer des Autoimporteurs Amag hat bei dem angeschlagenen Unternehmen aus Luzern nach einer existenziell notwendigen Kapitalspritze nun auch die deutschen Gründerfamilien ausgekauft, die ihre Wurzeln in Düsseldorf haben.Die von Haefner kontrollierte Bigpoint Holding habe alle S+B-Aktien von der Schmolz + Bickenbach Beteiligungs GmbH übernommen, in der die Nachkommen der Gründerfamilien ihre Anteile gebündelt hatten. Bigpoint besitze nun 49,6 % der Aktien des Stahlkonzerns – anstatt zuvor 44,9 %. Das teilten sowohl der Konzern als auch Bigpoint am Dienstag mit.Schmolz + Bickenbach hatte samt 20 000 Beschäftigten wegen der schwachen Nachfrage aus der Autoindustrie kurz vor der Insolvenz gestanden und wurde nur durch die zunächst umstrittene und dann doch durchgezogene Kapitalerhöhung des Großaktionärs gerettet. Gründer herausgekauftNeben Haefner ist der größte Anteilseigner die vom russischen Oligarchen Viktor Vekselberg kontrollierte Liwet Holding, die sich vor der Hauptversammlung im Dezember zunächst noch gegen die Kapitalerhöhung gesperrt hatte. Der Anteil der Gründerfamilien hatte sich durch die Kapitalerhöhung bereits von 10 % auf 5 % halbiert.Im Gegenzug für den Kauf der Aktien der Gründerfamilien durch Haefners Bigpoint hat die Schmolz + Bickenbach Beteiligungs GmbH ihre Beschwerde beim Bundesverwaltungsgericht gegen die Gewährung einer Ausnahmebewilligung zugunsten der Bigpoint Holding AG zurückgenommen. Die Schweizer Finanzaufsicht hatte Bigpoint erlaubt, ihren Anteil – entgegen den sonst gültigen Regeln – über die Schwelle von 33 % zu erhöhen, ohne eine Übernahmeofferte an alle Aktionäre vorzulegen.Der Kaufpreis für die Anteile der Gründerfamilien betrug 0,45 sfr pro Aktie, wie Bigpoint mitteilt. Rein rechnerisch betrug der Kaufpreis damit gut 46 Mill. sfr. Der Kurs der S+B-Aktie reagierte am Dienstag mit einem Plus von zeitweise 28 % auf 0,34 sfr. Damit hat sich der Börsenwert des Konzerns seit September 2019 um mehr als die Hälfte erhöht auf 325 Mill. sfr. Größter Aktionär war bisher die Liwet Holding mit 26,9 %, die nun 25 % hält.