"Made in Germany" auf dem Einkaufszettel
hip London – Deutschland ist gemessen an der Zahl der Transaktionen das attraktivste europäische Land für chinesische Unternehmen, die sich nach Übernahmezielen umsehen. In den vergangenen zwei Jahren gab es hierzulande 21 Investments aus der Volksrepublik, wie aus dem vom Finanzinvestor A Capital zeitgleich zum Besuch des chinesischen Premierministers Li Keqiang in Berlin vorgelegten “Dragon Index” hervorgeht. Großbritannien kam auf zwölf Deals, Frankreich auf acht. Nach Volumen rangiert Deutschland allerdings nur auf Platz 3.Die in Peking und Brüssel ansässige Private-Equity-Gesellschaft hat mit der Erhebung eigener Daten begonnen, weil Gründer und Managing Partner André Loesekrug-Pietri genug hatte von den “Fantasiezahlen” zu den Aktivitäten von Firmen aus der Volksrepublik im Ausland, die in den Medien kursieren. Wie aus den am Rande der deutsch-chinesischen Regierungskonsultationen unterzeichneten Abkommen ersichtlich ist, fließen die Investitionen vor allem in eine Richtung: aus Deutschland ins Reich der Mitte. Im vergangenen Jahr gingen die chinesischen Investitionen in deutsche Firmen A Capital zufolge um ein Drittel auf 1,3 Mrd. Dollar zurück. Im ersten Halbjahr 2014 war dagegen ein Anstieg auf 677 (i.V. 512) Mill. Dollar zu verzeichnen. Chinesische Käufer haben vor allem Interesse an Marken (Putzmeister) und Know-how.Zu den seit Jahresbeginn bekannt gewordenen Deals gehört der Verkauf des Autozulieferers Hilite aus Marktheidenfeld an die chinesische Avic Electromechanical Systems (vgl. BZ vom 30. September). Der britische Finanzinvestor 3i, der das Unternehmen vor drei Jahren erworben hatte, konnte seinen Einsatz durch die Veräußerung an Avic mehr als verdoppeln.Zhuzhou Times New Material Technology sicherte sich die Gummi- und Kunststoffsparte des Autozulieferers ZF Friedrichshafen, die nun als Boge Rubber & Plastics Group firmiert. Goodbaby International Holdings holte sich den deutschen Kindersitzproduzenten Cybex ins Portfolio. Das Torgauer Fotovoltaikunternehmen Avancis wurde von der China National Building Materials Group Corp. übernommen.A Capital investiert unter anderem in europäische Unternehmen mit Verbindungen nach China und ist in der Volksrepublik bestens vernetzt. Ihre Spezialität: Partnerschaften mit chinesischen Unternehmen, die europäischen Firmen zugutekommen – wie das Investment in den Feriendorfbetreiber Club Med, zusammen mit der chinesischen Fosun-Gruppe.