Mahle kauft Klimasparte von Delphi
Auch Autozulieferer Mahle expandiert in den USA. Übernommen wird für 730 Mill. Dollar die Klimatechniksparte des US-Rivalen Delphi. 7600 Beschäftigte und 1Mrd. Euro kommen so zu dem Stiftungsunternehmen hinzu.wb Frankfurt – Und wieder schlägt ein deutsches Stiftungsunternehmen aus der Autozulieferung in den USA zu: Nach dem milliardenschweren Zukauf von ZF Friedrichshafen im vorigen Jahr akquiriert jetzt die Stuttgarter Mahle eine Sparte der amerikanischen Delphi. Mahle bezahlt 727 Mill. Dollar für das Thermomanagement-Geschäft von Delphi Automotive. Die Sparte setzte den Angaben zufolge 2014 mit 7 600 Beschäftigten 1,2 Mrd. Dollar um. Nach der Freigabe durch die zuständigen Kartellbehörden wird mit dem Abschluss der Transaktion im Herbst 2015 gerechnet. In einem weiteren Schritt wird der Erwerb des Joint Ventures von Delphi Thermal in China angestrebt. In diesem komplexen Deal wird mit einem dreistelligen Millionenbetrag gerechnet.Die Investmentbanker der Citi, die schon ZF bei dem 13,5 Mrd. Dollar schweren Erwerb von TRW zur Seite standen, begleiten Mahle. Für Delphi ist Barclays unterwegs. Rechtlich berät Jones Day den Käufer und Latham & Watkins Delphi. Die Bewertung der Delphi-Sparte liegt beim 9,5-Fachen des operativen Ergebnisses vor Steuern, Zinsen und Wertberichtigungen (Ebitda); ZF bot für TRW ein Multiple von 7,6. Und Continental zahlt bei ihrer US-Übernahme – dem Kautschukspezialisten Veyance für 1,4 Mrd. Euro von Carlyle – ein Ergebnisvielfaches von 7,5. Für alle AntriebsalternativenDie Delphi-Sparte stand seit einiger Zeit zum Verkauf. Ende vergangenen Jahres hatten Valeo aus Frankreich und Denso aus Japan Interesse gezeigt. Gilt der Kauf der in der Elektronik starken TRW für ZF als transformatorisch, so stärkt Mahle mit Delphi die mehrheitlich übernommene Behr. Die in Kühlung und Lüftung tätige Einheit kommt künftig auf 4 Mrd. Euro Umsatz. Mahle rangiert unter den Top 25 der Autozulieferer global und ist in dem Geschäft etwas größer als Schaeffler.Thermomanagement gewinne bei allen potenziellen künftigen Antriebsalternativen eine zunehmend bedeutende Rolle – ob für Verbrennungsmotoren, elektrische Antriebe (Batterie und Leistungselektronik) oder Brennstoffzelle. Delphi Thermal sei in allen Weltregionen vertreten. Das Produktportfolio, das von Klimamodulen und -kompressoren bis zu Kühlungskomponenten reiche, sei eine ideale Ergänzung der vorhandenen Mahle-Aktivitäten im Thermomanagement. Der Geschäftsbereich, der 2013 aus der Behr-Gruppe in Stuttgart entstand, werde sich durch diese Akquisition noch stärker zum globalen Systempartner der Autoindustrie entwickeln. Zudem werde die Klimakompressortechnologie das Thermomanagement-Produktportfolio abrunden. Geplant ist, die 13 Delphi-Werke in Europa (Polen, Slowakei, Ungarn), Nord- und Südamerika (USA, Mexiko, Brasilien) und Asien (China, Indien) sowie die Entwicklungszentren in den USA und Luxemburg in die Mahle-Organisation zu integrieren.Mahle plant indessen, Kosten zu drücken und in Deutschland Hunderte Stellen zu streichen. Bereits Ende 2014 wurde bekannt, dass Mahle die Personalkosten um 15 % senken will und auch eine Rückkehr zur 40-Stunden-Woche ohne Lohnausgleich in Betracht zieht. Gestern gab es Aktionen der Belegschaft gegen die geplanten Einsparungen.Mahle, der viertgrößte deutsche Zulieferer, ist in den vergangenen Jahren mit Übernahmen stark gewachsen. Zur Jahresmitte wird der bisherige Bosch-Manager Bernd Bohr die Nachfolge des aus Altersgründen ausscheidenden Heinz Junker als Vorsitzender der Geschäftsleitung antreten. Im September hatte Mahle die Übernahme des slowenischen Autozulieferers Letrika abgeschlossen, der Elektromotoren, Generatoren und Antriebssysteme herstellt. Die Gruppe kommt nun vor der Übernahme in den USA auf einen Umsatz von 10 Mrd. Euro und beschäftigt 66 000 Leute.