Mahlzeit!

Von Walther Becker, Frankfurt Börsen-Zeitung, 31.5.2017 Wer nach Aktien sucht, die nahrhafte Kost versprechen, wird am deutschen Markt enttäuscht. Allenfalls Südzucker findet sich unter den in einem Index enthaltenen Anbietern auf dem Kurszettel -...

Mahlzeit!

Von Walther Becker, FrankfurtWer nach Aktien sucht, die nahrhafte Kost versprechen, wird am deutschen Markt enttäuscht. Allenfalls Südzucker findet sich unter den in einem Index enthaltenen Anbietern auf dem Kurszettel – Zooplus spricht schließlich eine andere Klientel an. Allenfalls ist da noch die Schwälbchen Molkerei. Harte Kost also. Dieser Mangelerscheinung kann rasch entgegengewirkt werden – denn mit Vapiano und Delivery Hero streben zwei Unternehmen an den Kapitalmarkt, die Investoren immerhin zur Sättigungsbeilage gereichen können. Und mit Hello Fresh steht womöglich bald auch noch ein Essenslieferdienst in den Startlöchern. Dagegen soll Nordsee, die zum Müller-Milch-Imperium zählt, weiter verkauft werden.Da sieht es an anderen Finanzplätzen schmackhafter aus. In Toronto ist jüngst mit Freshii ein Gastronomieunternehmen an die Börse gegangen, dass sich mit Vapiano vergleichen lässt. Und jetzt bittet dort die Sushi-Kette Bento zu Tisch, die mit Bank of Nova Scotia und Canadian Imperial Bank of Commerce mehr als 100 Mill. kan. Dollar einwerben möchte. Jüngst ist dort auch mit Jamieson Wellness ein Hersteller von Sporternährungsprodukten aus dem Portfolio des Finanzinvestors CCMP Capital an den Markt gegangen.In anderen Ländern ist deutlich mehr angerichtet: in der Schweiz mit Aryzta-Tiefkühlbackwaren, Schokolade von Barry Callebaut und Lindt & Sprüngli und natürlich mit Nestlé der weltweite Branchenprimus. In den Niederlanden kann, wer will, in Unilever oder Wessanen investieren, in Paris steht Danone oder Bonduelle bereit. In den USA ist der Speiseplan enorm groß: unter anderem Burger King, Campbell, Conagra, Dole, Kellogg’s, Kraft Heinz, McDonald’s, Mondelez oder Starbucks und Tyson. Während Oetker familiär bleibt, steht dem Anleger anderswo Brause von Coca-Cola und Pepsi oder Bier von AB Inbev, Heineken oder Carlsberg zur Verfügung. Oder er kann sich Campari gönnen, die Grand Marnier geschluckt hat, beziehungsweise Pernod Ricard genießen, die in Paris im Leitindex CAC 40 ist.Snack, Softdrink, Pils oder Absacker – wer in Frankfurt aus der Sphäre von Nahrung und Genuss an die Börse strebt, der will sich nicht bloß als Feinschmecker, sondern als Technologieunternehmen mit App und allem Silicon-Valley-Schnickschnack profilieren und verkaufen. Was Essen auf Bestellung angeht, sind Niederländer schneller gewesen als Rocket Internet mit Delivery Hero: Takeaway.com, zu der hierzulande Lieferando gehört, ging im Herbst in Amsterdam an die Börse. In London können schon seit April 2014 für Just Eat Orders aufgegeben werden.Die deutschen IPO-Kandidaten geben nur magere Informationen. Beobachter rechneten mit einer für Delivery Hero angestrebten Bewertung von 3,5 Mrd. Euro. Nach dem Umsatzschub im Quartal (vgl. BZ vom 24. Mai) soll sie auf 3,8 Mrd. Euro gewachsen sein. Zuletzt stieg Südafrikas Investor Naspers mit 387 Mill. Euro ein. Im Juni noch muss die Ankündigung des IPO kommen, sonst ist Sommerpause und dann kann erst wieder im Herbst versucht werden, den Investoren Futter zu geben. Beobachter schätzen das Emissionsvolumen auf rund 1 Mrd. Euro. Goldman Sachs, Morgan Stanley und Citi sowie Unicredit, UBS, Jefferies und Berenberg sollen mandatiert sein.Deutlich kleiner dürfte der angestrebte Börsengang von Vapiano ausfallen, die mit dem Rezept des “Fast Casual Dining” um institutionelles Geld wirbt. Spekuliert wird über ein Volumen von etwa 200 Mill. Euro aus einer zu platzierenden Kapitalerhöhung, um das angepeilte Wachstum der Pizza- und Pastakette – Verdopplung der Restaurantzahl bis 2020 – zu finanzieren. Einschließlich Schulden dürfte es um eine Bewertung von etwa 600 Mill. Euro gehen. Vergleichbare Unternehmen wie Domino’s Pizza (Joey’s Pizza) werden mit dem 20-Fachen des operativen Ergebnisses bewertet. Unicredit, Berenberg und Barclays sowie Jefferies sind offenbar dabei.Für Hello Fresh, die noch nicht so weit ist und wo die Bewertung in der vorigen Finanzierungsrunde 2,6 Mrd. Euro erreichte, sollen Goldman Sachs, Morgan Stanley sowie J.P. Morgan und UBS arbeiten. ——–Nahrung ist auf dem Kurszettel Mangelware. Vapiano und Delivery Hero machen Appetit.——-