Make a Break
Von Walther Becker, FrankfurtAus eins mach zwei: Auf den Fusionsrausch folgt der Filetierungstrend. Møller-Mærsk mit der Trennung von Transport und Energie ist ein weiterer Beleg für den Zug, Konglomerate zu zerlegen, um Wert derart zu schaffen, dass die Summe der Einzelteile mehr wert ist als das Ganze. Gegen diese Strömung stellt sich derzeit Bayer mit Monsanto, der größten Übernahme eines deutschen Unternehmens überhaupt. Der Dax-Konzern baut ein Imperium aus Agrochemie und Pharma. Doch Bayer hat schon früh Trennungsstriche gezogen: Vor Jahren mit dem Spin-off von Lanxess und 2015 mit dem IPO der Kunststoffsparte, die als Covestro seitdem aufblüht.Wenn Aktionäre beschließen, eine Aktivität nicht mehr zu wollen, dann bekommen sie diese gerade extra in Form gesonderter Aktien zugeteilt. So jüngst geschehen bei Eon, die Uniper per Spin-off ins Depot gelegt hat. dagegen bringt Rivale RWE seine Innogy in Form eines öffentlichen Angebots an den Kapitalmarkt. Vielfach sind es aktivistische Aktionäre, die auf Zerschlagung dringen, um ihren Return kurzfristig zu erhöhen und weiterzuziehen. So zeigen die Dauerattacken des Großinvestors Cevian auf das Management der Schweizer Industrie-Ikone ABB Wirkung; wie die Börsen-Zeitung berichtete, fordert der Finanzinvestor, die Stromnetzsparte abzuspalten und separat an die Börse zu führen. WiederholungstäterHierzulande lässt die Metro noch immer nicht die Katze aus dem Sack, wie die Trennung von Cash & Carry/Lebensmittelhandel auf der einen Seite und Unterhaltungselektronik (Media Saturn) auf der anderen genau aussehen soll. Spin-offs machten nach Research von Dealogic und der Investmentbank Citi 7 % des globalen M & A-Volumens aus. Größte Deals waren Paypal von Ebay (49,2 Mrd. Dollar) und HP/HP Enterprise (20,4 Mrd. Dollar). Hewlett Packard ist Wiederholungstäter: HP Enterprise spaltet nur gut drei Monate nach dem Teilen des Dienstleistungsgeschäfts die nächste Sparte ab. Die Software-Division wird mit Micro Focus kombiniert und in der Transaktion mit 8,8 Mrd. Dollar bewertet. Zur Zerschlagung von Mischkonzernen stehen auch “Corporate Divestitures” zur Verfügung: der Verkauf nicht mehr zum Kerngeschäft gezählter Aktivitäten. So gab etwa Allergan 2015 das Generikageschäft an Teva ab, oder GE verkaufte einen Großteil ihrer Financial Services an Wells Fargo, und Telefónica gab O2 in Großbritannien an Hutchison Whampoa ab.Make a break: Spin-offs als Form der strategischen Kapitaldistribution sind inzwischen auch bei deutschen Vorständen ein anerkanntes und häufig in Erwägung gezogenes Instrument zur Wertsteigerung. In Amerika steht hinter dem sich ausbreitenden Spaltpilz das wachsende Treiben von Aktionärsaktivisten. In Deutschland spielen diese Investoren allen anderen Vorhersagen zum Trotz bisher noch eine fast vernachlässigbare Rolle. Hinzu kommt maßgeblich die steuerliche Seite, die in den USA solche Spin- oder Split-offs befördert – ebenfalls anders als hierzulande.Es ist ein zyklisches Phänomen: M & A-Volumina laufen hoch, wenn der Aktienmarkt steigt, und Spin-offs oder Split-offs nehmen relativ zu, wenn die M & A-Transaktionen wachsen, oder auch dann, wenn die Unternehme sich umorientieren.Begonnen hat die Welle in den neunziger Jahren, als die Wende von der Ära der Konglomerate zu den Pure Plays, also von integrierten, breit aufgestellten Unternehmen zur Fokussierung, kam. Seitdem nimmt das Abspecken zu. Im Trend liegt die Auflösung der Konglomeratsstrukturen, wo unverwandte Geschäftsfelder unter einem Holding-Dach geführt werden. Beispielhaft hat dies General Electric, lange Zeit der Inbegriff des Mischkonzerns, gezeigt, die ihre Finanzdienstleistungen und Immobilien abstieß, um sich auf die angestammten Industriesparten zu konzentrieren.