Mal ist man Hund
Wer auf Elektroautos setzt, geht ein Wagnis ein. Niemand weiß, ob das Fahrzeug mit der modernen, umweltfreundlichen Antriebsform eines Tages für das Massengeschäft in der Autoindustrie tatsächlich taugt. Doch Elon Musk ist das Risiko eingegangen. Der Unternehmer hat diesen Weg eingeschlagen. Nun gibt es für ihn kein Zurück mehr. Insofern legt der kalifornische Superstar der Elektromobilität noch eins drauf, wenn er mit seiner Firma Tesla Motors den ebenfalls im Golden State sitzenden Solarmodulhersteller Solarcity für umgerechnet 2,5 Mrd. Euro vollständig schlucken will.Mit diesem Schritt verschlechtert sich jedoch das Risikoprofil des Herstellers von E-Autos aus Palo Alto. Beide US-Unternehmen schreiben hohe Verluste. Die Synergien sind überschaubar. Diese Verbindung kann die Cash-burn-Rate erhöhen, wie mancher Investor befürchtet. Nach der Nachricht senkten die Anleger bei Tesla die Daumen. Sie verschreckt die Tatsache, dass der mit Aktien zu bezahlende Erwerb die Titel verwässert.Die Reaktion zeigt auch an, dass Musk an Strahlkraft eingebüßt hat. Zwar ist seine Tatkraft unermüdlich, doch es bestehen Zweifel, ob eine Expansion von Tesla dieser Art das Geschäftsmodell auf Dauer trägt. Bislang konnte Musk mit seiner Vision Anleger locken. Nun warten sie auf überzeugende Resultate der Firma, die zum Sprung vom E-Auto-Pionier zum Volumenproduzenten ansetzt.Die Verbindung zwischen Elektroautos und Solarstromerzeugung hat dennoch ihre Logik. Musk packt ein Problem an, das der gesamten Autobranche Kopfzerbrechen bereitet: das Speichern der Energie. Solarzellen im Auto könnten die Batteriesysteme ergänzen. Das wäre ein Schritt, die Reichweite der E-Fahrzeuge zu erhöhen.So riskant der Zukauf auch ist, Musk gibt wieder mal den Takt in der Branche vor. Damit lässt er zugleich die deutschen Hersteller alt aussehen. BMW, Daimler und Volkswagen bauen zwar ebenfalls auf die Elektromobilität, gehen allerdings relativ verhalten vor. Die drei Dax-Konzerne steuern von herkömmlichen Antrieben auf E-Batterien nicht radikal um, schließlich wollen sie nicht als Wertvernichter und Versager dastehen, sollte das neue Konzept doch scheitern.Musk kann auf diesem Feld freier agieren. Die Kehrseite ist, dass er dabei ein höheres Risiko eingeht. Platzt sein kalifornischer Traum, können andere auf seine Fehler verweisen. Oder um es mit dem deutschen Fußball-Nationalspieler Mario Götze zu sagen: “Mal ist man der Hund, mal der Baum.”