MAN und DB Schenker testen Platooning

Digital vernetzter Lastwagenverbund erstmals in der Praxis erprobt - Serienreife bis 2020 angestrebt

MAN und DB Schenker testen Platooning

jh Neufahrn – Auf dem Weg zum kraftstoffsparenden Fahren im Konvoi hat der Münchner Nutzfahrzeughersteller MAN den nächsten Schritt unternommen. Am Montag startete der erste Praxistest des sogenannten Platooning. Es sei eine Weltpremiere, sagte Alexander Doll, Vorstand der Deutschen Bahn AG für Güterverkehr und Logistik.Auf der Autobahn 9 zwischen Neufahrn nördlich von München und Nürnberg fährt auf einer 145 Kilometer langen Strecke ein Platoon mit zwei digital vernetzten MAN-Lkw mit Anhängern der Speditionstochter DB Schenker – anfangs unbeladen, von Anfang August an mit Stückgut wie Maschinenteilen. Platooning bedeutet, dass auf der Autobahn mindestens zwei Lkw mit Hilfe von Fahrassistenz- und Steuersystemen in geringem Abstand hintereinander herfahren. Das Fahrzeug vorn gibt Geschwindigkeit und Richtung vor, das folgende ist mit einer sogenannten elektronischen Deichsel daran gekoppelt. Ein Vorteil ist, dass das Fahren im Windschatten den Dieselverbrauch um bis zu 10 % verringern kann. Zudem soll das System Platz auf den ausgelasteten Autobahnen sparen. “Die Länge eines Konvois sinkt von 90 auf 40 Meter”, berichtete Bahn-Vorstand Doll. Mit einer Ausnahmegenehmigung dürfen die Lkw ihren Abstand auf 12 bis 15 Meter anstelle der vorgeschriebenen 50 Meter senken.”Den Rechtsrahmen erstellen wir parallel”, sagte Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) auf der Auftaktveranstaltung in Neufahrn. Der Bund fördert das Projekt auf dem digitalen Testfeld der A9 mit 2 Mill. Euro. Schnittstelle zum MenschenBeteiligt ist außer dem VW-Tochterunternehmen MAN und DB Schenker die Hochschule Fresenius. Die Wissenschaftler testen die Auswirkungen des Platooning auf die Fahrer. “Wir erwarten, einiges über die Schnittstelle Mensch-Maschine zu lernen”, berichtete Professor Christian Haas. Für MAN ist nach den Worten des Vorstandsvorsitzenden Joachim Drees die große Herausforderung, dass Platooning zwischen den Fahrzeugen unterschiedlicher Hersteller funktioniert. Bisher gebe es noch keine einheitliche Technik für die Koppelung. Die höheren Anschaffungskosten “sind dagegen nicht so die Herausforderung”, meinte Drees. Der geringere Kraftstoffverbrauch und der Sicherheitsgewinn seien Vorteile. Drees bekräftigte, dass MAN die Serienreife des Platooning bis zum Jahr 2020 anstrebt.Der Praxistest zwischen Neufahrn und Nürnberg soll bis Ende dieses Jahres dauern, berichtete Doll von der Deutschen Bahn. Auf 200 Testfahrten würden insgesamt rund 30 000 Kilometer zurückgelegt.