Manager verzichten auf strategische Planung

Bain-Studie: Von Budgetdiskussion verdrängt

Manager verzichten auf strategische Planung

jh München – Deutsche Unternehmen vernachlässigen das Planen einer langfristigen Strategie. Dieses Managementinstrument liege im internationalen Vergleich hierzulande und in anderen europäischen Ländern weit abgeschlagen, warnt Walter Sinn, der Deutschlandchef der Unternehmensberatung Bain & Company. Eine Umfrage zu Managementtrends unter rund 1 000 Führungskräften in Europa, Amerika und Asien verdeutlicht dieses Manko. Bain hat eine solche Studie zum 14. Mal seit 1993 veröffentlicht. “Gewisse Müdigkeit”Ein Ergebnis der aktuellen Umfrage: In Deutschland rangiert die Strategieplanung nicht unter den zehn am häufigsten angewandten Instrumenten, weltweit aber an zweiter Stelle. Am stärksten eingesetzt wird die Kundenpflege – global und hierzulande. Das Ausgliedern von Geschäften (Outsourcing) liegt in Deutschland gleichauf vorn, knapp dahinter der Vergleich mit der Konkurrenz (Benchmarking). Weit abgefallen ist dagegen seit 20 Jahren das Qualitätsmanagement. Weltweit folgen aktuell auf die Kundenpflege mit gleich großer Bedeutung Benchmarking, das Befragen von Mitarbeitern – und die Strategieplanung.Er beobachte in deutschen Unternehmen “eine gewisse Planungsmüdigkeit”, berichtet Sinn. “Gerade in einer Zeit mit viel Unsicherheit sollte eine Mehrjahresplanung Priorität haben.” Wichtig ist dabei aus seiner Sicht, mehrere Szenarien durchzuspielen, um volatiler gewordene Entwicklungen zu berücksichtigen. Zwar beschäftigten sich viele Firmen mit einer Dreijahresplanung. “Oft wird aber nur über Budgets für das kommende Jahr diskutiert, weniger über die Strategie”, stellt Sinn fest.Die Studie ergab, dass nur in 2 % der befragten deutschen Unternehmen Spitzenmanager Szenarien planen, um sich gegen Überraschendes zu wappnen. Erstaunlich ist, dass künftig 60 % dieses Instrument nutzen wollen. Sinn weist allerdings darauf hin, dass es vom Ankündigen zum Verwirklichen ein weiter Weg ist: “Wenn es 30 % werden, wäre das schon gut.”Einen riesigen Aufholbedarf erkennt Sinn auch mit Blick auf die Digitalisierung des Geschäfts: “Inzwischen hat dieses Thema in vielen Unternehmen Top-Priorität, steckt aber oft noch in den Kinderschuhen.” Es sei neben der Kundenorientierung ein entscheidendes Instrument für Wachstum aus eigener Kraft. Umsatzwachstum ganz vornUmsatzwachstum steht für ein Drittel der weltweit befragten Manager an erster Stelle – mit Blick auf die nächsten drei Jahre. Im Jahr 2012 lag der Anteil nur bei 18 %. In Europa sind es nun sogar 45 %. Vor drei Jahren hätten Kostensenkungsprogramme noch gleichauf gelegen, berichtet der Deutschlandchef von Bain. Jetzt stehe Wachstum eindeutig an erster Stelle. Damit begründet Sinn auch das lebhafte Geschehen auf dem Markt für Fusionen und Übernahmen.