Gleichstellung

Managerinnen zeigen Zuversicht

Eine vollständige Geschlechterparität in den Vorständen großer Unternehmen scheint derzeit noch Lichtjahre entfernt. Weibliche Führungskräfte selbst sehen laut einer Umfrage jedoch Fortschritte in den Diversitätsbemühungen ihrer Arbeitgeber.

Managerinnen zeigen Zuversicht

Managerinnen zeigen Zuversicht

KPMG: Weibliche Führungskräfte sehen Gleichstellung in Vorständen in spätestens 15 Jahren – Mehr interne Aufstiegschancen

Eine vollständige Geschlechterparität in den Vorständen großer Unternehmen scheint derzeit noch Lichtjahre entfernt. Weibliche Führungskräfte selbst sehen laut einer Umfrage jedoch Fortschritte in den Diversitätsbemühungen ihrer Arbeitgeber. Spätestens 2038 rechnen sie mit einer Gleichstellung in den Führungsetagen.

kro Frankfurt

Unternehmensvorstände, in denen genauso viele Frauen wie Männer arbeiten, haben bislang noch Seltenheitswert. Aus Sicht von weiblichen Führungskräften ist es dennoch lediglich eine Frage der Zeit, bis die endgültige Gleichstellung der Geschlechter auf C-Level-Ebene erreicht sein wird. Drei von vier Top-Managerinnen erwarten, dass dieser Fall spätestens in 15 Jahren eintritt, wie aus einer Umfrage der Unternehmensberatung KPMG unter 839 weiblichen Führungskräften aus 53 Ländern hervorgeht.

Besonders viel Optimismus herrscht demnach aktuell unter Managerinnen in Nordamerika, wo 84% in naher Zukunft mit weiteren Fortschritten in Sachen Diversität und Integration rechnen. Länderübergreifend sehen das gut drei Viertel der Entscheiderinnen so.

Bedeutung von Netzwerken nimmt zu

Über die strukturellen Rahmenbedingungen für eine erfolgreiche Managerinnenkarriere ist in der Vergangenheit schon viel diskutiert und geforscht worden. Vor allem die Frauenquote, also eine gesetzliche Vorschrift für einen festgelegten Frauenanteil in den Führungsgremien, sorgt immer wieder für politischen und gesellschaftlichen Zündstoff. Die Umfrageteilnehmerinnen selbst sind sich in diesem Punkt jedoch einig: Für sie spielt eine solche Quote so gut wie keine Rolle. Gerade mal 3% sehen darin einen relevanten Erfolgsfaktor für ihre Karriere.

Immer wichtiger wird für die Frauen stattdessen das persönliche Netzwerk. Hatten im Jahr 2018 noch 41% der damaligen Teilnehmerinnen diesen Aspekt als bedeutsam hervorgehoben, sind es nun 57%. Knapp die Hälfte der Befragten kann denn auch jetzt schon auf ein entsprechendes Frauennetzwerk in ihrem Unternehmen zurückgreifen. 40% sagen zugleich, dass sie traditionelle Männernetzwerke in ihren jeweiligen Firmen mittlerweile nicht mehr sehen. "Dies könnte für einen stetigen, aber langsamen Prozess der Auflösung bisheriger Macht- und Autoritätskonstellationen innerhalb von Belegschaften sprechen", schreiben die Autoren.

Mehr interne Aufstiegschancen

Die bessere Vernetzung von weiblichen Führungskräften ist nicht der einzige Punkt, der laut der Studie auf einen Fortschritt innerhalb von Unternehmen hindeutet. Auch die internen Aufstiegschancen haben sich für Frauen erhöht, wie es weiter heißt. Demnach plant mittlerweile nur noch ein Viertel der Befragten ihren nächsten Karriereschritt außerhalb des aktuellen Unternehmens – 2018 waren es noch 35%.

Zumindest in Deutschland tun sich die Top-Unternehmen derzeit allerdings noch schwer, ihre Vorstände mit weiblichen Eigengewächsen zu besetzen, wie ein Bericht der Allbright-Stiftung im Juni gezeigt hat. So wurden mit 63% zuletzt fast zwei Drittel aller weiblichen Vorstände in den 160 Dax-, MDax- und SDax-Unternehmen extern rekrutiert. Bei den männlichen Vorständen kommen dagegen gerade einmal 44% von außerhalb.

Fachkräftemangel setzt Firmen unter Druck

Das Phänomen der gläsernen Decke scheint Frauen letztlich aber überall zu begegnen. Tatsächlich mussten 80% der KPMG-Umfrageteilnehmerinnen schon einmal das Unternehmen wechseln, um den nächsten Karriereschritt gehen zu können. Aus Sicht der Autoren ist das vor allem vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels ein Problem. Firmen könnten es sich nicht leisten, Talente unabhängig vom Geschlecht aufgrund fehlender Entwicklungsmöglichkeiten zu verlieren.

Überhaupt müssten die Unternehmen hierzulande noch einen Zahn zulegen, um die Erwartungen der Entscheiderinnen hinsichtlich der Gleichstellung in Vorständen zu erfüllen. Denn mit dem durchschnittlichen Veränderungstempo der vergangenen fünf Jahre würde es laut der Allbright-Stiftung nicht 15, sondern 26 Jahre dauern, bis in den Führungsgremien der hiesigen Börsenunternehmen Parität herrscht. Zuletzt lag der Frauenanteil in den Vorständen von Deutschlands Top-Unternehmen bei etwa 17%.

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