M&A-Markt sackt weg

Umfrage von CMS und Mergermarket zeigt negative Aussichten in Europa - Diverse Deals sind gescheitert

M&A-Markt sackt weg

Das Übernahme- und Fusionskarussell verliert in Europa deutlich an Fahrt. Das geht aus einer Umfrage von Mergermarket und CMS hervor. Der Markt wird stärker zweigeteilt, robuste Branchen und starkes Wachstum blieben aber gefragt. Künftig rücken Transaktionen mit angeschlagenen Unternehmen in den Fokus.wb Frankfurt – Eine schwächelnde Konjunktur, die Brexit-Ungewissheit und der wachsende Protektionismus im Welthandel sorgen für einen Stimmungsumschwung am M&A-Markt und einer rückläufigen Entwicklung von Abschlüssen. Das ist eines der Ergebnisse des European M&A Outlook der Anwaltssozietät CMS und Mergermarket. Dazu wurden 230 europäische Führungskräfte von Unternehmen und Finanzinvestoren zu ihren Erwartungen befragt.In den vergangen zwölf Monaten ist der M&A-Transaktionswert in Europa den Angaben zufolge um 22 % auf 652,2 Mrd. Euro gefallen. Diverse Deals sind gescheitert, darunter der geplante Zusammenschluss der Deutschen Bank und der Commerzbank in Deutschland, die Fusion von Asda und Sainsbury’s in Großbritannien sowie des französischen Anbieters von Bahntechnik Alstom mit der Siemens-Bahnsparte.Der Rückgang der Abschlüsse sowie die Bedenken von Wirtschaft und Märkte ließen die Prognosen der Dealmaker deutlich negativer ausfallen. Führungskräfte befürchten den Angaben zufolge, dass sich das Wirtschaftsklima weiter verschlechtert, wobei knapp die Hälfte der Befragten überhaupt keine M&A in Betracht ziehe. Im vorigen Jahr lag der entsprechende Wert bei bloß 28 %. Darüber hinaus gehen 73 % der Befragten davon aus, dass die M&A-Aktivitäten in Europa in den nächsten zwölf Monaten sinken oder auf der Stelle treten. Distressed hat ZukunftBei weitgehend negativen Aussichten für M&A erwarten die Marktteilnehmer aufgrund der sich verschlechternden Konjunktur im nächsten Jahr aber eine Zunahme der Distressed-M&A-Transaktionen und Restrukturierungen. Fast alle Befragten rechnen mit einem Anstieg von Fusionen und Übernahmen finanziell angeschlagener Unternehmen. Stefan Brunnschweiler, Leiter der Corporate/M&A von CMS beobachtet, dass Corporates und Private-Equity-Unternehmen vorsichtiger agieren, “das heißt, es wird wohl weniger Mega-Abschlüsse geben. Es wird auch länger dauern, bis die Transaktionen unter Dach und Fach sind, da die Käufer sich mehr Zeit für die Due-Diligence-Prüfung nehmen.”Doch ungeachtet der geopolitischen und marktbezogenen Unwägbarkeiten böten sich noch immer zahlreiche Chancen. “Die Zahl der Distressed-M&A-Transaktionen dürfte zunehmen, und in neuen Technologien und IP wird es weiterhin attraktive Investmentchancen geben”, sagt Brunnschweiler.Auch wenn die Stimmung am Markt getrübt ist, besteht durchaus Interesse an Deals, wenn die Voraussetzungen stimmen. Insofern wird der Markt zunehmend zweigeteilt. Laut Mergermarket zeigen sich Käufer in Transaktionen “immer wählerischer” und favorisierten Abschlüsse in wachstumsstarken Sektoren, aber auch gewissen Schutz vor Verlustrisiken. So fanden im ersten Halbjahr von den zehn größten Abschlüssen zwei in dem robusten Sektor Pharma, Medizin und Biotechnologie und drei in dem heiß umkämpften Branchen Technologie, Medien und Telekommunikation statt. In Europa fällt hier die umstrittene Übernahme der Liberty-Global-Tochter UPC Switzerland durch Sunrise im Volumen von 5,5 Mrd. Euro auf.Das Finanzierungsumfeld werde sich im nächsten Jahr verschlechtern. 72 % gehen davon aus, dass die Konditionen weniger attraktiv werden – das bedeutet einen kräftig steigenden Pessimismus, nachdem es 2018 lediglich 24 % waren. Mehr als die Hälfte der Befragten gehe nach wie vor davon aus, dass die Zahl der grenzübergreifenden Transaktionen in den nächsten zwölf Monaten zunimmt, berichtet CMS. Doch erwarte nur jeder Fünfte – gegenüber 64 % im Vorjahr-, dass das Volumen steigt.