Mann + Hummel kauft in den USA zu

Eintritt in den nordamerikanischen Markt für Schwerlaster und ins Ersatzteilgeschäft - Umsatzbeitrag von 1 Mrd. Dollar erwartet

Mann + Hummel kauft in den USA zu

Um den Autoherstellern an deren Produktionsstätten auf den Absatzmärkten zu folgen, verstärken sich Zulieferkonzerne zunehmend durch Übernahmen im Ausland. Nun hat sich der Ludwigsburger Spezialist für Filtersysteme Mann + Hummel mit dem Kauf von Affinia den Zugang zum US-Markt verschafft.igo Stuttgart – Das Übernahmekarussell in der Automobilzulieferindustrie dreht sich weiter. Der Spezialist für Filtersysteme Mann + Hummel (M + H) aus Ludwigsburg bei Stuttgart übernimmt das weltweite Filtergeschäft des US-Produzenten Affinia. Damit stemmt das schwäbische Familienunternehmen seine bisher größte Übernahme. Durch den Umsatzbeitrag von Affinia in Höhe von 1 Mrd. Dollar wachse der Umsatz von M + H auf knapp 3,7 Mrd. Euro, teilte das Unternehmen mit. Mit den rund 4 000 Affinia-Mitarbeitern wächst die Belegschaft von M + H auf 20 000 Mitarbeiter. Die Kartellbehörden müssen dem Kauf noch zustimmen. “Die Übernahme passt perfekt in unsere Unternehmensstrategie”, sagte Geschäftsführer Alfred Weber. “Die Übernahme bietet Zugang zu größeren Märkten auf der ganzen Welt mit verbesserten Wachstumschancen”, fügte er hinzu.Dabei hat es M + H insbesondere auf das Geschäft mit Schwerlastern in den USA abgesehen. Autohersteller wie etwa Daimler produzieren zunehmend in ihren Absatzmärkten, in diesem Fall auf dem amerikanischen Kontinent, und erwarten, dass die Zulieferer nachziehen. Das ist meist nur durch Übernahmen von Unternehmen vor Ort zu schaffen.Die Transaktion ist daher binnen eines Jahres bereits die dritte Übernahme eines US-Autozulieferers durch einen deutschen Wettbewerber. Zuvor kaufte ZF Friedrichshafen TRW, und Mahle Behr übernahm die Klimaanlagen-Sparte von Delphi. Neue GeschäftsfelderM + H eröffnet die Übernahme im Geschäft mit Ersatzteilen zudem den Eintritt in neue Geschäftsfelder. Während die Ludwigsburger gut die Hälfte ihrer Benzin-, Öl- und Luftfilter an Autohersteller verkaufen, ist Affinia vorwiegend im Ersatzteilgeschäft tätig, das als margenstärker gilt. Auch in der Hydraulikfiltration will M + H mit der Erfahrung des US-Unternehmens zulegen. Beide Seiten nannten zu der Übernahme keine finanziellen Details. Jedoch sprach der bisherige Eigentümer, der Finanzinvestor Cypress Capital, bisher von einer Bewertung von 513 Mill. Dollar. Da Affinia per Ende Juni mit rund 800 Mill. Dollar verschuldet war, dürfte der Kaufpreis bei rund 1,3 Mrd. Dollar liegen. Cypress Capital hatte Affinia 2004 übernommen und im Frühjahr 2015 in Teilen zum Verkauf gestellt. Einen nicht genannten Käufer für das brasilianische Geschäft von Affinia gebe es ebenfalls bereits.Affinia hat im zweiten Quartal 2015 in der Filtersparte einen Umsatz von 230 Mill. Dollar gemacht, der Gewinn vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (Ebitda) lag bei 40 Mill. Dollar. Daraus resultiert konzernweit eine um außerordentliche Kosten und Erträge bereinigte operative Marge von 12,8 % im zweiten Quartal. Im vergangenen Jahr hatte Affinia in der Filtersparte 967 Mill. Dollar umgesetzt und einen operativen Gewinn von 156 Mill. Dollar erwirtschaftet. Einer Sprecherin zufolge geht M + H von einer Fortschreibung des Quartalsergebnisses und einem entsprechenden Ergebnisbeitrag zu den Zahlen von M + H aus.Die Ludwigsburger setzten 2014 rund 2,8 Mrd. Euro um. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) lag bei 140 Mill. Euro, die Ebit-Marge bei 5 % nach Sonderbelastungen. Zuletzt hatte M + H 30 Mill. Euro in den Standort Ludwigsburg investiert und gleichzeitig den Abbau von 275 von bisher 1 900 Stellen verkündet.