"ManU" versucht Börsenrückkehr in New York
Der englische Fußballrekordmeister Manchester United will an Wall Street punkten. Nachdem Börsenpläne in Singapur im Herbst 2011 zu den Akten gelegt wurden, strebt “ManU” nun ein Listing in New York an. Der Club will nach aktuellem Stand in einem ersten Schritt bis 100 Mill. Dollar einwerben.Von Walther Becker, FrankfurtDer englische Fußballclub Manchester United hat seine Börsenpläne geändert und zielt nun auf ein Listing in New York. Im vorigen Jahr hatten die Engländer, die bis 2005 in London gelistet waren, zunächst auf Hongkong geschielt und dann Singapur auserkoren, wo für Herbst 2011 ein Angebot über 1 Mrd. Dollar geplant war. Die “Red Devils” gelten als wertvollster Kickerclub, “Forbes” schätzt ihn auf 2,2 Mrd. Dollar. Gesellschafter ist die Familie des US- Milliardärs Malcolm Glazer. Der Verein mit Spielern wie Wayne Rooney war 19 Mal Champion in England und hat elf FA-Cups im Regal stehen. Der Club ist stolz auf seine globale Anhängerbasis: Die Zahl der Fans wird auf nahezu 660 Millionen geschätzt, die Hälfte davon im asiatisch-pazifischen Raum.In New York geht man es nun beschiedener an und peilt eine Offerte über 100 Mill. Dollar an. Bei der Aufsicht Securities and Exchange Commission wurde ein Filing über das Listing von Class-A-Aktien eingereicht. Die 100 Mill. Dollar sagen allerdings nicht viel aus, denn in den USA wird das beabsichtigte Volumen als Grundlage für die Registrierungsgebühren herangezogen, sodass das Volumen regelmäßig sehr niedrig angegeben wird. Das war auch bei Facebook so. Außerdem setzen Emittenten in New York insbesondere bei Tech-Werten gerne auf anfänglich sehr geringen Streubesitz, was das Transaktionsrisiko mindert und wegen des niedrigen Free Float die Bewertungen rasch nach oben treibt, was wiederum Sekundärtransaktionen später begünstigen kann. Ohne Morgan StanleyUnter den begleitenden Investmentbanken ist auch die Deutsche Bank. Jefferies, Credit Suisse, J.P. Morgan, Bank of America Merrill Lynch und Deutsche Bank unterschreiben das Angebot, wird mitgeteilt. Morgan Stanley, die noch in Singapur dabei war und inzwischen die Federführung bei Facebook hatte, fehlt nun für New York und wurde durch Jefferies ersetzt. Es soll Differenzen über die Bewertung gegeben haben, verlautet aus Finanzkreisen.Die Glazer-Familie, die auch über das US-Team Tampa Bay Buccaneers gebietet, soll den “Red Devils” eine Bewertung von 3 Mrd. Dollar zutrauen, heißt es. Wie nahezu alle großen Fußballclubs ist auch “ManU” hoch verschuldet und hat noch an den Lasten aus der eigenen Übernahme, einem Leveraged Buy-out, zu kämpfen. Der Club stand nach zuletzt veröffentlichten Informationen Ende März mit 423 Mill. Pfund in der Kreide. Mit dem Erlös aus dem Börsengang sollen denn auch die Verbindlichkeiten zurückgeführt werden. Glazer sichert sich auf jeden Fall die Mehrheit. Die Familie hält Class-B-Aktien, die ein zehnfaches Stimmrecht garantieren und für zwei Drittel aller Voten stehen. US-Investoren werden häufig mit zweitklassigen Aktienstrukturen wie bei Facebook, Google oder Rupert Murdochs News Corp. konfrontiert. Der englische Rekordmeister hatte schon für Singapur angekündigt, zwei Drittel des angestrebten Erlöses durch die Emission stimmrechtloser Vorzugsaktien erlösen zu wollen. Letztere sollten im Fall einer Insolvenz über den Stämmen rangieren.Die Schulden waren im Turnus 2010/2011 (30. Juni) trotz der auf 43 Mill. Pfund erhöhten Zinszahlungen um rund 70 Mill. auf 308 Mill. Pfund reduziert worden. Auf Basis eines um 16 % auf 331 Mill. Pfund gesteigerten Umsatzes wurden ein operatives Ergebnis von 111 Mill. Pfund und ein Vorsteuergewinn von 29,7 Mill. Pfund erwirtschaftet nach einem Vorjahresverlust von 15 Mill. Pfund. Den Bestand an liquiden Mitteln gab die Eigentümerholding Red Football Ltd. damals mit 151 Mill. Pfund an. Allerdings sind in diesem Wert die rund 50 Mill. Pfund teuren Spielereinkäufe während der Transfersaison im vorigen Sommer nicht berücksichtigt. 21 Clubs börsennotiertManchester wäre kein Einzelfall: Der Index Stoxx Europe Football umfasst 21 Clubs, darunter Ajax Amsterdam, AS Rom, Benfica Lissabon, Borussia Dortmund, Celtic Glasgow, die türkische Galatasaray, Juventus Turin, Lazio Rom und Olympique Lyonnais zählen.Im März 2003 hatte Malcolm Glazer (Jahrgang 1928) damit begonnen, Aktien von United aufzukaufen. Er erhöhte bis 2005 auf 28 % und sicherte sich im Mai 2005 weitere 29 %, die er zwei irischen Unternehmern abkaufte. Damit hielt er die Mehrheit und bot für die übrigen Aktien. Der Gesamtwert der Offerte betrug 700 Mill. Pfund. Seit Juni 2005 ist der Verein nun Privateigentum Familie. Malcolm Glazers Söhne Joel, Avram und Bryan wurden in den Vorstand berufen.—– Wertberichtigt Seite 8