Marke VW wird auf Rendite getrimmt
Marke VW wird auf Rendite getrimmt
Effizienzprogramm soll bis 2026 wettbewerbsfähige operative Marge von 6,5 Prozent ermöglichen
Volkswagen Pkw soll durch ein Effizienzprogramm auf Rendite getrimmt werden. Als Ziel von noch nicht im Detail bekannten Maßnahmen, die eine Ergebnisverbesserung um 10 Mrd. Euro ermöglichen sollen, wird eine operative Marge von 6,5% bis 2026 genannt. Zuletzt lag die VW-Kernmarke bei 3%.
ste Hamburg
Eine Woche vor dem Kapitalmarkttag des VV-Konzerns hat die Kernmarke Volkswagen Pkw anlässlich einer Betriebsversammlung im Stammwerk Wolfsburg Grundrisse eines neuen Programms zur Ergebnissteigerung vorgestellt. Um Investitionen in Zukunftstechnologien und Beschäftigung zu sichern, plant die Marke ein um rund 10 Mrd. Euro verbessertes Ergebnis im Jahr 2026, wie das Unternehmen mitteilte. Ziel des “Performance-Programms” sei es, nachhaltig eine Umsatzrendite von 6,5% zu erreichen. Im ersten Quartal dieses Jahres kam Volkswagen Pkw lediglich auf eine operative Rendite vor Sondereinflüssen von 3,0 (i.V. 3,5)%. Damit, so hatte Markenchef Thomas Schäfer vor Monatsfrist intern erklärt, könne man sich wichtige Zukunftsinvestitionen “schlicht nicht leisten”.
Vor Beschäftigten im Stammwerk umriss der seit Juli vorigen Jahres amtierende Marken-CEO Maßnahmen des Programms. So sollen Verwaltungsabläufe entschlackt und beschleunigt, die Effizienz in Entwicklung und Produktion erhöht, die Modellpalette gestrafft, zugleich Ausstattungsvarianten reduziert sowie die Produktqualität verbessert werden. Um Ausarbeitung und Steuerung des Programms soll sich ein “Project Management Office” kümmern, geleitet von Stephan Wöllenstein. Der 60-Jährige war von 2016 bis zum Sommer 2022 für das China-Geschäft des VW-Konzerns verantwortlich. Die konkreten Maßnahmen will die Marke bis Mitte September in enger Abstimmung mit der Arbeitnehmervertretung definieren, wobei die vor vier Jahren im Rahmen der “Roadmap Ditgitale Transformation” bis 2029 verlängerte Beschäftigungssicherung weiterhin betriebsbedingte Kündigungen ausschließen soll. Geplant ist, dass das Programm in allen Details und Maßnahmen bis Oktober feststeht.
Vorstand und Betriebsrat bekannten sich den Angaben zufolge zu den gemeinsamen und gleichrangigen Zielen Wirtschaftlichkeit und Beschäftigungssicherung. VW-Gesamtbetriebsratschefin Daniela Cavallo erklärte, man sei sich einig, dass man die angetrebten Einsparungen ohne Abstriche beim Tarif oder bei der Beschäftigungssicherung erreichen müsse. “Effizienzprogramme funktionieren bei VW immer nur mit und niemals gegen die Belegschaft.” In den sechs deutschen Werken kommt Volkswagen Pkw auf rund 120.000 Beschäftigte.
Für die Marke, die 2022 mit 4,56 Millionen weltweit 55% aller VW-Konzernfahrzeuge auslieferte und mit 74 Mrd. Euro rund 27% der Konzernerlöse erwirtschaftete, wächst in Anbetracht enormer Investitionserfordernisse für die weitere Umstellung auf Elektromobilität und Digitalisierung der Druck, wettbewerbsfähige Renditen zu schaffen. Zu den konkreten Maßnahmen des Programms könnte eine Verringerung der Kapazitäten im Stammwerk Wolfsburg gehören.
Von dem noch 2018 in Aussicht gestellten Ziel einer Produktion von 1 Million Fahrzeugen liegt der Standort weit entfernt. 2022 kam das Stammwerk gerade über die Marke von 400.000 Einheiten, im laufenden Jahr gelten rund 560.000 als Vorgabe. Bis Ende Mai lag die Zahl nach Informationen aus Teilnehmerkreisen der Betriebsversammlung bei 214.000 Fahrzeugen. Anlässlich der Betriebsversammlung hieß es allgemein, weltweit solle die Auslastung der Werke optimiert werden, um so die Wirtschaftlichkeit zu steigern und flexibler auf Nachfrage- und Marktschwankungen zu reagieren.
Laut CEO Schäfer wird sich die Marke künftig verstärkt auf Volumenmodelle konzentrieren. Modelle mit geringer Stückzahl wie der VW Arteon sollen keine Nachfolger mehr bekommen. Die Fokussierung auf Kernmodelle reduziere Komplexität und bringe mehr Ergebnis. Einen weiteren Hebel sieht man bei Volkswagen Pkw in der Verringerung von Varianten. Beim unlängst erstmals präsentierten Elektro-Passat ID.7 etwa gebe es 99% weniger Konfigurationsmöglichkeiten verglichen mit einem Golf 7. Beim neuen Tiguan und Passat soll vollständig auf Handschalter verzichtet werden, beim Passat werde es auch über 450 Sitzvarianten weniger geben.
Zu mehr Synergien und besseren Renditen soll ferner eine engere Zusammenarbeit innerhalb der Markengruppe Volumen führen, der auch die Schwestermarken Skoda, Seat/Cupra sowie VW Nutzfahrzeuge angehören. So soll die Produktion innerhalb der Markengruppe konsequenter auf Mehrmarkenwerke und Fahrzeugplattformen ausgerichtet werden. Als Beispiel wird das geplante VW-Einstiegs-Elektrofahrzeug für rund 25.000 Euro genannt, das unter Leitung von Seat/Cupra in Spanien produziert werden soll. Die gemeinsame Entwicklung und Produktion von VW Passat und Skoda Superb soll über die Laufzeit beider Modelle Effizienzen von 600 Mill. Euro ermöglichen.