Marks-&-Spencer-Aktionäre kritisieren digitale Hauptversammlung
M&S-Aktionäre gegen
digitale Hauptversammlung
Kleinanleger fühlen sich ausgesperrt
hip London
Der Einzelhändler Marks & Spencer (M&S) hat sich mit dem Vorhaben, eine rein digitale Hauptversammlung abzuhalten, reichlich Ärger mit seinen Kleinanlegern eingehandelt. Der Traditionskonzern riet ihnen, zum Aktionärstreffen am Dienstag gar nicht erst anzureisen. Wer dennoch zum Veranstaltungsort komme, könne auch dort nur in elektronischer Form teilnehmen, in dafür vorgesehenen Bereichen. „Boardmitglieder werden nicht für die persönliche Interaktion mit Aktionären zur Verfügung stehen“, zitierte die „Times“ eine Verlautbarung der FTSE-250-Gesellschaft, die einst für die großzügige Bewirtung ihrer Anteilseigner bekannt war. Auf den Aktionärstreffen stellte sich der Board den Kleinaktionären, die sich reichlich zu Wort meldeten und dabei alle möglichen Themen ansprachen. Die letzte Hauptversammlung in dieser Form fand 2019 statt. Dieses Jahr sollen keine Sandwiches und Erfrischungen gereicht werden. Kleinanlegervereinigungen hatten sich ursprünglich für eine digitale Hauptversammlung ausgesprochen, zeigten sich dann aber enttäuscht. Sie fordern nun ein hybrides Format, bei dem es den Aktionären überlassen bleibt, ob sie in elektronischer Form oder persönlich teilnehmen. „Es ist ungeheuer arrogant, die Aktionäre von einer persönlichen Teilnahme an der Hauptversammlung auszuschließen und zu sagen, der Board sei nicht bereit, sie im Anschluss zu treffen“, sagte der liberaldemokratische Oberhausabgeordnete John Lee, der Schirmherr der Anlegervereinigung Sharesoc. Am Ende gehöre das Unternehmen den Aktionären. Die Boardmitglieder seien lediglich Verwalter für eine begrenzte Zeit. „Wenn das Management nicht bereit ist, die Aktionäre zu treffen, hat man es mit kolossalem Versagen zu tun“, zitierte die „Times“ den M&S-Aktionär Danny Wallace von „The Engagement Appeal“, einer Initiative, die Investoren und Firmen zusammenbringen will. Man sei „überrascht von der Wortwahl, die in der Kommunikation mit Aktionären verwendet wurde“, zitierte die „Daily Mail“ Mark Northway, Director bei Sharesoc.
M&S-Chairman Archie Norman verteidigte das Vorhaben. Das neue Format ermögliche mehr Menschen die Teilnahme. Viele ältere Aktionäre hätten einen verklärten Blick auf Hauptversammlungen und erinnern sich gerne an die alten Zeiten, in denen sich Hunderte Aktionäre den Saal füllten, sagte Norman der „Daily Mail“. Mittlerweile kämen aber nicht mehr viele. Präsenzveranstaltungen machten Berufstätigen und allen, die nicht in London leben, die Teilnahme schwer. Zur letzten Hauptversammlung vor der Pandemie erschienen knapp 600 Aktionäre. An der digitalen Hauptversammlung im vergangenen Jahr nahmen fast 1.700 teil.