MASCHINENBAU-GIPFEL

Maschinenbau rechnet mit Stagnation

VDMA-Präsident erwartet keine direkten Auswirkungen durch VW-Skandal - Rendite legt leicht zu

Maschinenbau rechnet mit Stagnation

Der deutsche Maschinenbau erwartet angesichts der Vielzahl von Krisen weltweit für dieses und das nächste Jahr eine Stagnation. Trotz des VW-Skandals ist VDMA-Präsident Reinhold Festge zuversichtlich, dass die Maschinenbauer von ihren internationalen Kunden nicht in Mithaftung genommen werden.ge Berlin – Die vielen Krisenherde in der Welt und der deutlich erlahmte Schwung in China bremsen den bisherigen Optimismus im deutschen Maschinenbau aus. Entsprechend erwartet Reinhold Festge, Präsident des Verbands Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA), für dieses und das nächste Jahr eine Stagnation mit jährlichen Umsätzen von etwa 212 Mrd. Euro. Für 2017 könne er auch eine kleine Abwärtsbewegung nicht ausschließen, sagte Festge auf dem Maschinenbau-Gipfel in Berlin. Für die ersten acht Monate weist die Branche ein Mini-Plus bei den Auftragseingängen von 1 % aus, wobei die Orders aus dem Ausland stagnieren.Immerhin gelang es der Branche, die durchschnittliche Nettoumsatzrendite binnen Jahresfrist leicht auf 5,1 % aufzustocken. Der günstige Wechselkurs und die niedrigen Rohstoffpreise hätten dabei geholfen, fügte VDMA-Chefvolkswirt Ralph Wiechers an. In der Folge liege die Eigenkapitalquote mit rund 30 % etwa auf Vorjahresniveau.Befragt nach den Folgen des “VW-Skandals” zeigt sich Festge zuversichtlich, dass die Kunden zwischen einem einzelnen Konzern, der manipuliert hat, und der Vielzahl von Maschinenbauern unterscheiden können – “deshalb rechnen wir nicht mit direkten Auswirkungen”. Betroffen seien jedoch die Ausrüster, die unter den neuen Sparvorgaben aus Wolfsburg leiden dürften. Alles in allem verkauften die Maschinenbauer etwa 8 % ihrer Produkte an die Autoindustrie, die damit zweitgrößter Kunde sei. Über indirekte Folgewirkungen sei damit mehr als jeder 12. Arbeitsplatz von VW, BMW & Co abhängig. “Hartleibige” US-BlockadeLichtblicke in der zu 75 % vom Export abhängigen Branche kann Festge momentan nur in den USA erkennen. Erfreulich sei darüber hinaus, dass sich der Investitionsstau in der Europäischen Union – der mit einem Anteil von 44 % der Maschinenausfuhren immer noch mit Abstand wichtigste Markt – ein wenig auflöse. Dagegen erlahme die Konjunktur in China. In Lateinamerika gebe es nur noch vereinzelt Zuwächse in kleinen Ländern, während Brasilien in einer schweren Krise feststecke, die auto- und rohstoffnahen Maschinenbauern “massive Orderrückgänge” beschere. In Afrika fehle der Rückhalt der Politik, klagt Festge. Im Iran gebe es zwar gute Fortschritte. Es fehle allerdings bislang an der Unterstützung von Banken, die unter der “hartleibigen” Blockade der USA litten. Und nach Russland könnten derzeit nicht einmal die Unternehmen exportieren, deren Waren nicht auf den Sanktionslisten stehen, da das östliche Riesenreich unter dem Rubelverfall leide und sich keine Käufe leisten könne. Industrie 4.0 DekadenprojektSchwer hätten es aktuell jene Unternehmen, die eng an der Grundstoffindustrie hängen, also Bergbaumaschinen herstellen oder Hütten- und Walzwerke. Hoch technologische Produkte der Automatisierungsindustrie, der Fördertechnik oder Kunststoff- und Gummimaschinen seien dagegen weiter gefragt.Bei der Entwicklung hin zur “Industrie 4.0” fordert Festge die Unterstützung der öffentlichen Hand an, die die nötige Infrastruktur für die neue digitale Welt aufbauen müsse. Ansonsten kann der persönlich haftende Gesellschafter des nordrhein-westfälischen Maschinenbauers Haver & Boecker die Vorwürfe nicht nachvollziehen, der deutsche Mittelstand verschlafe die Digitalisierung und überlasse den Amerikanern das Feld. Vielmehr sei die Vernetzung und Digitalisierung ein industrieller Wandel, der sich über viele Jahre hinziehen werde – “er ist ein Dekadenprojekt”.