BRANCHEN IM KLIMAWANDEL

Maschinenbau setzt auf Nachhaltigkeit durch Technik

Branche macht Geschäftsmodell aus dem Trend

Maschinenbau setzt auf Nachhaltigkeit durch Technik

Von Daniel Schauber, FrankfurtEin Ratespiel: Was denken Sie? Müssen sich die drei größten deutschen Maschinenbauer wohl ähnlich intensiv mit dem Thema Nachhaltigkeit beschäftigen wie Strom-, Auto- oder Chemiekonzerne? Die Frage ist selbst für Experten nicht so schnell zu beantworten. Denn erstens steht der Maschinenbau beim Thema Nachhaltigkeit kaum im öffentlichen Scheinwerferlicht, und zweitens dürften auch Fachleute darüber ins Grübeln geraten, wer überhaupt zu den drei größten Maschinenbauern hierzulande gezählt werden kann.Wenn es um ökologisches und gesellschaftlich verantwortliches Wirtschaften geht, scheint die Lage bei den Produktionstechnikherstellern also auf den ersten Blick anders gelagert zu sein als im Stromsektor, bei den Autobauern oder der Chemieindustrie. Denn dass bei RWE, EnBW und Eon, Volkswagen, BMW und Daimler oder BASF, Evonik und Lanxess Nachhaltigkeit im Fokus steht, pfeifen die Spatzen von den Dächern. Effizienz ist TrumpfEs liegt unter anderem an der zersplitterten Struktur der Maschinenbaubranche, dass sie im Zusammenhang mit dem Thema Nachhaltigkeit wenig im öffentlichen Bewusstsein verankert ist. Zu Unrecht: Denn die Branche, die in 6 000 Einzelunternehmen zerfällt und die viele sogenannte “Hidden Champions” in ihren Reihen hat, sitzt schließlich an einer der wichtigsten Schaltstellen, wenn es um umweltgerechte Produktion geht. Denn kein Produkt entsteht ohne Maschine, egal ob Elektroauto oder Ethylenglycoldimethacrylat. Und weniger umweltzerstörerisch produzieren kann nur, wer effizientere oder emissionsärmere Maschinen einsetzt.Wie die Autohersteller suchen auch manche Maschinenbauer in elektrischen Antrieben ihr Heil. So arbeitet etwa Deutz an Motoren, die nicht mit Diesel laufen, sondern hybrid oder vollelektrisch. Der Baumaschinenhersteller Bauer hat auf der Fachmesse Bauma in diesem Jahr die erste elektrisch betriebene Schlitzwandfräse vorgestellt. “Sicher wird in einigen innerstädtischen Situationen von Auftraggebern verlangt, dass emissionsfrei gearbeitet wird”, hatte Bauer-Finanzchef Hartmut Beutler im Interview der Börsen-Zeitung gesagt, wobei er seinerzeit einräumte, dass Bauer noch keine einzige der neuen elektrischen Maschinen verkaufen konnte (vgl. BZ vom 27. November). Wie Deutz oder Bauer sieht sich der gesamte Maschinenbau eher nicht als Teil des Problems, sondern als Teil der Lösung, genauer: als “Anbieter von technischen Nachhaltigkeitslösungen”, wie es in einer Darstellung der Branchenlobby VDMA (Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau) so schön heißt. Und da die Produktionstechnikbranche selbst nicht sonderlich unter öffentlichem Beschuss als Klimasünder oder Ressourcenverschwender steht, kann sie es sich ungeniert leisten, das Thema Nachhaltigkeit als Werbeargument für ihre Produkte zu instrumentalisieren.Im gegebenen Rahmen eines auf Wachstum gepolten kapitalistischen Gesellschaftssystems, das wird auch bei den Maschinenbauern schnell klar, werden Unternehmen aus dem Thema Nachhaltigkeit eher ein weiteres Geschäftsmodell machen, als für Verzicht zu werben. Dass jedes nicht konsumierte Produkt mehr zum Klimaschutz beiträgt als der Ersatz von sehr klimaschädlichen Produkten durch weniger klimaschädliche, wird naturgemäß weniger thematisiert.Der Maschinenbau hebt gleichwohl nicht zu Unrecht hervor, es sei “seit Jahrzehnten” seine Kernkompetenz, die Effizienz zu steigern. Allerdings war vor allem Kostendruck der Treiber dieser Entwicklung, weniger der Fokus auf Nachhaltigkeit oder gar ein ethischer Impetus. Richtig ist aber auch: Wenn man Konsumverzicht oder zumindest bewussterem Konsum wenig abgewinnen kann, dann lässt sich immerhin mit effizienten Elektromotoren, Pumpen oder Robotern so manches Übel der Konsumgesellschaft verringern. ChefsacheZu den größten Maschinenbauern in Deutschland gehören übrigens Trumpf, Kion und Gea. Und natürlich beschäftigen sie sich alle mit Nachhaltigkeit – das müssen sie schon aufgrund gesetzlicher Vorschriften. Bei Trumpf zeichnet sogar Vorstandschefin Nicola Leibinger-Kammüller persönlich für nachhaltiges Wirtschaften verantwortlich.