Mäßige Auftragslage bei DMG Mori
Der Werkzeugmaschinenbauer DMG Mori verbucht zurzeit weniger Bestellungen als erhofft aus dem Heimatmarkt, aber auch aus Russland und Brasilien. Vorstandschef Rüdiger Kapitza macht eine Investitionszurückhaltung im deutschen Mittelstand aus, die vor allem von der Griechenlandkrise ausgelöst wird. Die Prognose fürs Gesamtjahr hält Kapitza zwar aufrecht – diese geht aber ohnehin von einem Ergebnisrückgang aus.Von Andreas Heitker, DüsseldorfDer Bielefelder Maschinenbauer DMG Mori hat im ersten Halbjahr einen leicht unter Vorjahr liegenden Auftragseingang verbucht. Im deutschen Markt, der noch rund ein Drittel des Geschäfts ausmacht, gingen die Bestellungen sogar um 8 % zurück. Der Vorstandsvorsitzende Rüdiger Kapitza verweist darauf, dass im bisherigen Jahresverlauf Aufträge von deutschen Kunden im Volumen von etwa 30 Mill. Euro vorerst verschoben wurden, weil vor allem die Griechenlandkrise für eine zunehmende Unsicherheit sorge. “Für den Mittelstand sind Themen wie ein Grexit einfach Gift”, sagte er im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. “Viele Investitionsentscheidungen wurden im Mittelstand angesichts der aktuellen Nachrichtenlage nicht getätigt oder verschoben.” Der Auftragsbestand zur Jahresmitte lag mit 1,04 Mrd. Euro um deutliche 14 % unter Vorjahr. Dies hatte allerdings auch mit einer methodischen Umstellung bei der Bilanzierung zu tun: Nach der jüngsten Mehrheitsübernahme durch den japanischen Partner DMG Mori Company Ltd werden Bestellungen für Maschinen der japanischen Seite, für die die Bielefelder nur eine Provision kassieren, nicht mehr im Bestand berücksichtigt.Kapitza hofft nun, dass einige der erhofften Aufträge nun im zweiten Halbjahr kommen. Er räumt aber auch ein, dass der künftige Geschäftsverlauf mittlerweile schwieriger zu planen sei. Hinzu kommt: Neben Deutschland lief auch der Ordereingang in Brasilien und in Russland nicht wie geplant. In Russland würden zurzeit einige Großaufträge verhandelt, sagt Kapitza und hofft, dass diese ebenfalls im dritten oder vierten Quartal kommen. Es gab allerdings auch im ersten Halbjahr noch Wachstumsmärkte für DMG Mori: Dazu zählt für Kapitza in Europa vor allem Italien, wo im Oktober auch die wichtige Branchenmesse EMO stattfindet, sowie in Asien Japan und China, wo der Konzern prozentual zweistellig zulegen konnte.Im ersten Halbjahr verbuchte der frühere Gildemeister-Konzern einen 5 % höheren Umsatz von 1,09 Mrd. Euro. Die heimischen Erlöse stagnierten; im Ausland wurde dagegen ein Plus von 8 % verbucht. Die Gewinnziffern lagen nur knapp über dem letztjährigen Niveau: Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) legte um lediglich 0,6 Mill. auf 68,4 Mill. Euro zu und das Nachsteuerergebnis um 0,7 Mill. auf 45,3 Mill. Euro.Der Werkzeugmaschinenbauer war aber ohnehin davon ausgegangen, dass die Rekordergebnisse von 2014 in diesem Jahr nicht noch einmal wiederholt werden können. Kapitza hatte bereits im März bei der Bilanzpressekonferenz ein Ebit von nur noch 165 Mill. Euro angekündigt. Im vergangenen Jahr waren es noch knapp 183 Mill. Euro gewesen. Die Prognosen bekräftigte Kapitza jetzt noch einmal. Er hält trotz der verhaltenen Situation im ersten Halbjahr auch an der Erwartung eines Auftragseingangs von rund 2,4 (i.V. 2,33) Mrd. Euro fest. Keine HV-NachwirkungenDie Beschlüsse der jüngsten Hauptversammlung (HV) wurden nach Angaben von Kapitza eingetragen, ohne dass es noch Klagen oder Einsprüche von Aktionärsseite gab. Auf dem Aktionärstreffen hatte es zum Teil scharfe Auseinandersetzungen über die Umstände der Übernahme von DMG Mori durch den japanischen Partner gegeben (vgl. BZ vom 9.5.). Daran hatten sich auch einige als Berufsaktionäre bekannte Investoren beteiligt. Von diesen habe er im Nachgang der HV aber nichts mehr gehört, so Kapitza.