jh München – Zwölf Gegenanträge haben die Aktionäre von ProSiebenSat.1 für die Hauptversammlung am kommenden Mittwoch eingereicht. Das gemeinsame Thema: Die Anteilseigner wollen nicht akzeptieren, dass das Fernseh- und Internetunternehmen die Dividende für 2019 streicht. Alle Anträge stammen von Kleinaktionären. Die großen Eigentümer, Mediaset, Daniel Kretinsky, KKR und BlackRock, halten sich zurück.Der italienische Konzern Mediaset, der einschließlich Optionen mit 24,2 % der größte Anteilseigner ist, wählte einen anderen Weg, um Vorstand und Aufsichtsrat von ProSiebenSat.1 anzugreifen. Finanzchef Marco Giordani sagte in einem Interview im “Spiegel”: “Das Management von ProSiebenSat.1 ist jetzt in der Pflicht, den Aktionären eine Wachstumsstrategie vorzulegen, im Moment sehe ich die nicht.” Es müsse nicht die Strategie von Mediaset sein, “aber alles, was zuletzt vorgelegt wurde, führt nur dazu, dass das Unternehmen schrumpft.”Seit dem plötzlichen Abgang von Max Conze Ende März konzentriert sich ProSiebenSat.1-Vorstandssprecher Rainer Beaujean auf striktes Management von Kosten und Liquidität. Das Unternehmen leidet wie die gesamte TV-Branche unter stark gefallenen Werbeeinnahmen. Die Wachstumsstrategie früherer Jahre, vor allem mit Beteiligungen an Internetunternehmen, funktioniert seit einiger Zeit nicht mehr, zudem hat in der Coronakrise anderes Priorität. Im Unternehmen stoßen die Äußerungen von Giordani auf Erstaunen, da Mediaset bisher nicht das Gespräch mit dem Management gesucht habe.Zum Interesse an einer Übernahme von ProSiebenSat.1 sagte Giordani nun: “Gegenwärtig schließen wir das aus, das passt nicht zu unserer Strategie.” Allerdings hatte Mediaset nach dem Einstieg als Aktionär im Mai des vergangenen Jahres auch beteuert, die Anteile nicht aufstocken zu wollen, was seither jedoch geschehen ist. An der Börse ist ProSiebenSat.1 rund 2,9 Mrd. Euro wert.