Medienmilliardär will Formel 1 kaufen
Vor zehn Jahren hat die BayernLB die Mehrheit an der Formel 1 an die Beteiligungsgesellschaft CVC verkauft. Jetzt machen die Briten offenbar Kasse. Wenn der kolportierte Preis stimmt, profitieren sie üppig.cru Düsseldorf – Der milliardenschwere Verkauf der Formel 1 scheint konkrete Formen anzunehmen. Für angeblich 8,5 Mrd. Dollar will der 75 Jahre alte amerikanische Milliardär John Malone mit seinem in Deutschland als Kabelnetzbetreiber tätigen Medienkonzern Liberty Global die bedeutendste Autorennserie der Welt übernehmen. Formel-1-Chef Bernie Ecclestone – zugleich Mitgründer und Miteigentümer mit 14 % der Anteile – bestätigte am Rande des Großen Preises von Italien in Monza einem Rennsport-Fachmagazin den Deal. Die erste Rate werde am heutigen Dienstag gezahlt.Der Formel-1-Haupteigentümer – die milliardenschwere, formal in Luxemburg ansässige Beteiligungsgesellschaft CVC Capital Partners mit 35 % der Anteile – wollte Ecclestones Aussagen auf Anfrage der Börsen-Zeitung in der Londoner Zentrale nicht einordnen. “Kein Kommentar von uns”, teilte Managing Director Carsten Huwendiek per Mail mit.Fest steht: Wer sich an dem Unternehmen namens Formula One Group beteiligen will, muss dafür tief in die Tasche greifen: Auf rund 12 Mrd. Dollar wurde vor vier Jahren der Unternehmenswert taxiert – mehr als das Zwanzigfache des damaligen operativen Gewinns. Das geht aus dem Prospekt hervor, der 2012 für Investoren anlässlich des damals in Hongkong geplanten Börsengangs von der Investmentbank CIMB aus Kuala Lumpur aufgelegt wurde und der Börsen-Zeitung vorliegt. Nachfolgeregelung fehltKommt es tatsächlich zum Verkauf der Formel 1, dürfte die Ära des 85 Jahre alten Ecclestone bald beendet sein. Ecclestone lenkt die Formel 1 seit 40 Jahren, sie gilt als sein Lebenswerk. Der Chefvermarkter, der seine Karriere einst als Gebrauchtwagenhändler begann, hat bisher alle Entmachtungsversuche seiner Gegner überstanden. Doch fehlt eine überzeugende Nachfolgeregelung. “Der Erfolg des Unternehmens war in der Vergangenheit eng verbunden mit dem Netzwerk und dem guten Ruf des Managements, insbesondere des Mitbegründers Bernie Ecclestone”, hieß es 2012 im Investorenprospekt. Die Berechnungen zum Unternehmenswert der Formel 1 basierten damals auf Geschäftszahlen für die vorhergehenden Jahre und Schätzungen für die nähere Zukunft.Demnach hat sich der Umsatz der Formel 1 – der seit 2003 im Durchschnitt um jährlich ein Zehntel gewachsen war – im Jahr 2012 von 1,5 Mrd. auf 1,6 Mrd. Dollar erhöht und liegt laut CVC aktuell bei 1,7 Mrd. Euro. Rund ein Drittel des Umsatzes ist Gewinn, wie der Investorenprospekt für den damals gescheiterten Börsengang belegt. Kaufinteressent John Malone besitzt laut “Forbes” knapp 6 Mrd. Dollar Vermögen. Der Manager und promovierte Philosoph gründete sein Unternehmen vor 25 Jahren. Malone, geboren im US-Bundesstaat Connecticut, studierte an der Elite-Uni Yale Elektrotechnik.Das Geschäftsmodell der Formel 1, die nur 350 Mitarbeiter beschäftigt, ist schnell umrissen: Jeweils rund ein Drittel der Einnahmen stammte 2012 erstens aus Lizenzgebühren, die die Rennstreckenbetreiber für die Erlaubnis zur Durchführung der Rennen zahlen, sowie zweitens aus dem Verkauf von Fernsehübertragungsrechten an Sender wie RTL und drittens aus Werbung, Sponsoring und Bewirtung. Die Hälfte des Geschäfts wird noch im Heimatmarkt Europa gemacht, ein Drittel entfällt auf Asien, der Rest stammt aus Amerika und Arabien.Kaufinteressent Malone will die Vermarktung der Formel 1 mit eigenen Mitteln vorantreiben: Er soll Großaktionär der Senderfamilie Discovery sein, der auch der Spartensender Eurosport gehört. Haupteinnahmequelle der Formel 1 würden durch die Einbindung in das Firmennetz noch stärker die Bewegtbildrechte. In einem zweiten Schritt wolle Liberty die Formel 1 in New York an der Börse platzieren, heißt es.Malone ist auch in Deutschland aktiv. Seinem Medienkonzern Liberty Global gehört der Kabelnetzbetreiber Unitymedia. Das Unternehmen mit Sitz in Köln ist der größte Kabelnetzbetreiber in Nordrhein-Westfalen, Hessen und Baden-Württemberg mit rund 7 Millionen Kunden. Undurchsichtiges KonstruktSo klar sich das Geschäftsmodell der Formel 1 beschreiben lässt, so unübersichtlich ist die sonstige Konstruktion: Das Unternehmen hat seinen juristischen Sitz auf der Kanalinsel Jersey und besteht aus einem Dickicht von mehr als 30 rechtlich eigenständigen Tochter- und Schwestergesellschaften, deren Hauptzweck darin bestehen dürfte, die Steuerzahlungen gering zu halten.—– Wertberichtigt Seite 8