Mehr als "Wurst und Bier"

Von Sebastian Schmid, Frankfurt Börsen-Zeitung, 5.6.2018 "Wir sind schuldenfrei, haben aber leider nicht allzu viele Werte. Die Markenrechte haben wir verkauft, ebenso wie das Stadion. Wir sind aber ein toller Mieter", beschreibt Fredi Bobic die...

Mehr als "Wurst und Bier"

Von Sebastian Schmid, Frankfurt”Wir sind schuldenfrei, haben aber leider nicht allzu viele Werte. Die Markenrechte haben wir verkauft, ebenso wie das Stadion. Wir sind aber ein toller Mieter”, beschreibt Fredi Bobic die finanziell trotz des jüngsten Pokalsiegs noch längst nicht auf Rosen gebettete Frankfurter Eintracht mit einem Augenzwinkern. Was ist das Produkt der Eintracht? “Wir verkaufen Emotionen”, befindet Bobic. Dieser Tage fällt das nicht besonders schwer. Selbst auf der 21. Konferenz des Deutschen Investor Relations Verbandes (DIRK) – eine nicht gerade emotionsgeladene Veranstaltung – brandet Jubel auf, als der Pokalsieg der Eintracht gegen den national sonst meist unantastbaren FC Bayern München thematisiert wird. “Schön, dass der Fußball noch solche Geschichten schreibt”, resümiert Bobic, Vorstand Sport bei der Eintracht. “Es ist aber auch klar, dass so etwas sicher die Ausnahme bleiben wird”, warnt er vor übertriebenen Erwartungen. Die Schere gehe noch immer weiter auf. Ansätze zu mehr finanziellem Fair Play hält er zwar für sportlich vielversprechend – etwa generelle Gehaltsobergrenzen, wie sie im US-Sport zu finden seien. Allerdings schieße man sich damit nur ein “besonders schönes Eigentor”, solange die Grenze nicht europaweit gelte. Und dass sich Vereine und Verbände darauf einigen können, hält der 37-fache deutsche Nationalspieler für ausgeschlossen. Statt solcher Beschränkungen plädiert Bobic dafür, den Vereinen freizustellen, wie sie sich finanzieren wollen – ob über eine bestimmte Mitgliederstruktur, die Aufnahme von Anteilseignern oder eine Fremdkapitalaufnahme. Gewinnmaximierung sieht er dabei nicht als Ziel. “Wir wollen gar keinen Gewinn machen.” Alles, was der Verein verdiene, wolle man direkt wieder investieren.Auf diesem Weg lasse sich die Schlagkraft der Vereine langsam erhöhen. Der Rückstand hierzulande sei aber immens. In England bekomme der Premier-League-Aufsteiger mehr Fernsehgeld als in Deutschland der Serienmeister Bayern München. Das ermögliche nicht nur Investitionen in den Kader, sondern etwa auch in die Infrastruktur etc. Die weitere Kommerzialisierung des Fußballs sieht Bobic eher außerhalb als innerhalb des Stadions. Die meisten Fans wollten in der Halbzeitpause “ihre Wurst, ihr Bier und über die erste Halbzeit debattieren”. Um das Stadium herum gebe es aber noch Gestaltungsmöglichkeiten. Es ist Bobic zuzutrauen, hier aufzuholen. Rückstand hatte die Eintracht schließlich auch bei der Frankfurter Kreditwirtschaft. Mit vielen Gesprächen wurde die Distanz der dominierenden Branche der Mainmetropole zum Fußballverein abgebaut. Auch Bobics Auftritt beim DIRK dürfte hier wieder einen Beitrag geleistet haben.—–Eintracht-Sportvorstand Bobic will Emotionen verkaufen – Gewinn erzielen ist da sekundär.—–