Ausschüttungen

Mehr Dividende denn je

Die Autoindustrie mit Mercedes, BMW und VW an der Spitze schüttet ein Viertel der gesamten Dividendensumme in Deutschland aus. Nur 4% aller 90 HDax-Mitglieder kürzen die Dividende.

Mehr Dividende denn je

cru Frankfurt

Die größten börsennotierten Unternehmen hierzulande lassen das Pandemie-Tief hinter sich und schütten 2022 für das abgelaufene Geschäftsjahr aller Voraussicht nach Rekorddividenden von addiert 57 Mrd. Euro aus. Im Vergleich zum Krisenjahr 2020 mit 42,5 Mrd. Euro ist das eine Steigerung von mehr als 30% im HDax, der die 110 Unternehmen aus Dax, MDax und TecDax umfasst. Das geht aus einer Recherche der Research-Abteilung der DZ Bank hervor. Die letzte Saison war durch Ausschüttungsbeschränkungen gekennzeichnet gewesen – zum Teil regulatorisch begründet.

Der DZ-Bank-Analyse zufolge lag die bisherige Rekordsumme bei 49,3 Mrd. Euro für das Geschäftsjahr 2017. Mit mehr als der Hälfte der ausgeschütteten Dividenden stellen die Sektoren Automobil, Industriegüter und Versicherungen den größten Anteil. Die großen Zahler stammen somit überwiegend aus den etablierten Sektoren der „Old Economy“. Insgesamt stammen 25% der Ausschüttungen aus der Autoindus­trie samt Zulieferunternehmen – mit deutlichem Abstand zum Industriegütersektor mit 14%.

Dividenden-Spitzenreiter ist neuerdings Mercedes-Benz mit einer Ausschüttung von 5,3 Mrd. Euro, dicht gefolgt vom Versicherer Allianz mit 4,4 Mrd. Euro, der im Vorjahr noch ganz vorn lag. Danach kommen BMW und Volkswagen (je 3,8 Mrd. Euro) sowie Siemens und Deutsche Telekom (je 3,2 Mrd. Euro) und BASF (3,1 Mrd. Euro). Daneben fallen die Medienwerte RTL sowie ProSiebenSat.1 mit ungewöhnlich hohen Dividendenrenditen von 8,7% bzw. 7,2% auf.

Trotz vieler neuer Risiken …

Trotz vieler neuer Risiken wie Ukraine-Krieg, Inflation und Lieferengpässen – und nachdem viele Unternehmen in der Pandemie die Dividenden gekürzt hatten – heben nun 63% der beobachteten Firmen die Gewinnausschüttungen für 2021 an, ein laut DZ Bank „überraschend“ hoher Anteil. Unter ihnen sind auch einige zu finden, die sich 2021 keine Ausschüttungen leisteten.

Der deutsche Aktienmarkt habe das Corona-Tief hinter sich gelassen, konstatiert DZ-Bank-Analyst Stephen Schneider. So haben nur 4% der Mitglieder im HDax vorgeschlagen, ihre Dividende zu kürzen – über die formal noch die Aktionäre in der Hauptversammlung entscheiden.

„Die Dividendenrendite des Dax40 liegt mit 3,4% im oberen Mittelfeld einer zwanzigjährigen Betrachtung, mit steigender Tendenz“, hat Analyst Schneider berechnet. „Trotz zunehmender Konkurrenz durch gestiegene Bund-Renditen bietet der Dax immer noch einen attraktiven Renditeaufschlag.“ Nachdem im Jahr 2021 eine Diskrepanz zwischen den Unternehmensgewinnen und den Ausschüttungen erkennbar gewesen sei – Letztere fielen nicht so stark wie die Gewinne –, sei in den vergangenen zwölf Monaten wieder der übliche Gleichlauf zu erkennen.

Die Quote der Ausschüttungen sei damit wieder zurückgekommen, habe sich normalisiert und rangiere im Bereich des langjährigen Mittels. Trotz der mannigfaltigen Risikofaktoren wie der gestiegenen Rohstoff- und Energiekosten, der Lieferkettenproblematik wegen des Lockdowns in China und des Kriegs in der Ukraine – und schließlich der für Aktionäre daraus resultierenden Gefahr ansteigender Zinsen – zeugten die überwiegend positiven Kursreaktionen in der noch jungen Berichtssaison von zuvor übertrieben pessimistischen Analystenerwartungen.

… die Erwartung übertroffen

Diese würden nun meist bei den Quartalsergebnissen wie auch beim Unternehmensausblick übertroffen. Auch wenn die bisherigen Ergebnisse bei weitem nicht pauschal auf die gesamte Unternehmenslandschaft übertragen werden könnten, seien weitere positive Überraschungen bei den Gewinnerwartungen durchaus möglich. Gründe für eine negative Dividendenentwicklung seien „somit nicht erkennbar“. Vor diesem Hintergrund rechnet die DZ Bank für 2022 mit einer Ausschüttungssumme im HDax von 62,7 Mrd. Euro und für 2023 mit 66,1 Mrd. Euro.

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