Mehr Gewinn als jemals zuvor
cru Frankfurt – Die großen deutschen Unternehmen haben im zweiten Quartal den coronabedingten Einbruch vom Frühjahr 2020 mehr als wettgemacht. Mit 44,6 Mrd. Euro haben die 30 Dax-Konzerne sogar mehr operativen Gewinn (Ebit) gemacht als jemals zuvor von April bis Juni – und damit den bisherigen Rekordwert im Jahr 2017 übertroffen. Im Katastrophenquartal des Vorjahres hatte der addierte Verlust vor Zinsen und Steuern bei 1 Mrd. Euro gelegen. Das geht aus der vierteljährlichen Analyse der Unternehmensberatung EY hervor. Den Ergebnissen zufolge stehen die Autohersteller, der Chemiekonzern BASF und die Deutsche Bank bei der Gewinnwachstumsrate an der Spitze, während der Lieferdienst Delivery Hero mit einem Ergebnisrückgang um 45% weit hinten liegt.
„Das zweite Quartal dieses Jahres war extrem stark“, sagt Henrik Ahlers, Vorsitzender der EY-Geschäftsführung. „Obwohl die Pandemie andauert, hat sich die Konjunktur weltweit überraschend rasch erholt.“ Die höchsten Gewinne fuhren die Autohersteller ein: Volkswagen, Daimler und BMW erwirtschafteten zusammen einen operativen Gewinn von 16,7 Mrd. Euro, nachdem diese drei Unternehmen im Vorjahreszeitraum mit einem Verlust von insgesamt 4,7 Mrd. Euro noch tiefrote Zahlen vorgelegt hatten.
Umfeld bleibt volatil
Grundsätzlich bleibe das wirtschaftliche Umfeld trotz der zum Teil hervorragenden Finanzlage vieler Unternehmen sehr volatil und risikobehaftet, kommentiert Ahlers: „Die Pandemie ist längst nicht vorüber, neue Lockdowns könnten erneut die Lieferketten zum Reißen bringen und für Absatzeinbußen sorgen.“ Allerdings sind die Konzerne dafür angesichts gut gefüllter Kassen gerüstet: So verfügten die Unternehmen Ende des zweiten Quartals insgesamt über nahezu unverändert knapp 142 Mrd. Euro an liquiden Mitteln – fast die Hälfte davon wird bei Volkswagen, Daimler und BMW gehortet.
Die derzeit hohen Gewinne zeugen laut Ahlers davon, dass viele Unternehmen in den vergangenen Monaten auf die Kostenbremse getreten seien. „Die Umsätze und Gewinne steigen derzeit deutlich, während wir bei der Mitarbeiterzahl (von nahezu unverändert 3,5 Millionen Beschäftigten) eine Seitwärtsbewegung sehen. Das zeigt, dass derzeit generell Kostendisziplin und vor allem die Senkung der Fixkosten ganz oben auf der Agenda stehen“, erklärt Ahlers. Von 26 betrachteten Unternehmen meldete nur die Hälfte einen Anstieg der Mitarbeiterzahl – zum Teil nur aufgrund von Zukäufen. Insgesamt stieg die Mitarbeiterzahl um 1% bzw. 35000 Stellen. Am stärksten abgebaut hat BASF – um 8% auf 108000 Beschäftigte.
Auch Umsatz auf Rekordwert
Der Gesamtumsatz der Dax-Konzerne stieg gegenüber dem zweiten Quartal 2020 – dem Höhepunkt der Coronakrise – um 29% auf rund 370 Mrd. Euro, wie aus der EY-Auswertung hervorgeht. Auch das ist ein Rekord.
Dabei stammte der Zuwachs mit einem Plus von 41% ganz überwiegend aus Europa, wo die Dax-Konzerne inzwischen 45% ihres Umsatzes machen. 25 der 29 untersuchten Unternehmen verzeichneten hier einen Umsatzzuwachs. Nur beim Softwarekonzern SAP, bei Deutsche Telekom, Deutsche Wohnen und Fresenius Medical Care verringerten sich die Erlöse – allerdings nur um jeweils zwischen 1 und 5%.