Mercedes-Benz dominiert US-Markt

Daimler legt Grundstein für erstes nordamerikanisches Werk der Van-Sparte - Rivale BMW fällt zurück

Mercedes-Benz dominiert US-Markt

Das jahrelange Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Mercedes-Benz und BMW um die Absatzkrone der Luxusmarken im US-Automarkt scheint 2016 schon zum Halbjahr entschieden. Für die Stuttgarter Autobauer reicht es dank des Geländewagenbooms wohl auch ohne Berücksichtigung des Van-Angebots um den Sprinter. Dieses soll bald schon kräftig ausgebaut werden. In North Charleston (South Carolina) wurde vor wenigen Tagen der Grundstein für das erste US-Werk von Mercedes-Benz Vans gelegt.Von Sebastian Schmid, New YorkMit einer Empfehlung für Mercedes-Benz hat sich South Carolinas republikanische Gouverneurin Nikki Haley weitaus leichter getan als damit, dem Präsidentschaftskandidaten ihrer Partei denselben Gefallen zu tun. “Das ist eine großartige Sache für den Staat South Carolina. Wir sind unglaublich stolz und dankbar, dass Mercedes-Benz seine wunderbaren Vans hier fertigen lässt”, zeigte sich Haley bei der Grundsteinlegung der ersten Van-Fabrik von Mercedes-Benz in Nordamerika begeistert. Ein paar Tage später musste sie sich derweil wieder vom Präsidentschaftskandidaten Donald Trump distanzieren, der sich mitten im Wahlkampf gerade eine tagelange verbale Privatfehde mit den Eltern eines im Irak-Krieg gefallenen Soldaten liefert.Dass Mercedes-Benz Vans wie den Sprinter in den Vereinigten Staaten fertigen würde, war noch vor wenigen Jahren fast genauso undenkbar wie eine Präsidentschaftskandidatur von “The Donald”. Dank prozentual zweistellig steigender Absatzzahlen in den vergangenen Jahren hat Mercedes-Benz sich nun entschieden, rund 500 Mill. Dollar in die Hand zu nehmen, um Vans künftig auch in den Vereinigten Staaten zu bauen. “Chicken Tax” vermeidenBislang ist der Verkauf von Sprintern in den USA eine ausgesprochen komplizierte Angelegenheit. Die in den USA verkauften Sprinter werden derzeit in Düsseldorf gefertigt, in den Hafen transportiert, dort auseinandergebaut, in zwei Containerbooten in die USA verschifft und dann in einem kleinen Werk in North Charleston wieder zusammengebaut. Laut Frank Klein, Head of Operations bei Mercedes-Benz Vans, ist das noch immer deutlich günstiger. als die sogenannte “Chicken Tax” zu bezahlen. Dabei handelt es sich um eine seit 1963 geltende Einfuhrsteuer für einige Produkte – darunter auch Light Trucks, zu denen der Sprinter zählt. Der große Nachteil sei natürlich die monatelange Wartezeit für den Kunden von der Bestellung bis zur Auslieferung. Mittlerweile sei man an einem Punkt angelangt, ab dem sich eine lokale Produktion lohnt. Zuletzt hatte Mercedes knapp 30 000 Vans im Jahr in den USA verkauft.Wenn Mercedes-Benz im Van-Geschäft signifikant weiter wachsen wolle, müsse nun aber die Wartezeit sinken, erklärte Klein der Börsen-Zeitung. Damit ließen sich dann auch neue Kundengruppen ansprechen. Ob es zum Freihandelsabkommen TTIP komme, habe bei der Investitionsentscheidung keine Rolle gespielt. Volker Mornhinweg, der das weltweite Van-Geschäft von Mercedes-Benz leitet, erklärte zudem, der Produktionsstandort Düsseldorf arbeite bereits an der Kapazitätsgrenze, so dass die gestiegene internationale Nachfrage über eine Steigerung der Produktion in Argentinien aufgefangen werde. Das Werk in South Carolina wird indes erst in einigen Jahren für Entlastung sorgen können.Derweil ist Mercedes-Benz auch so auf einem guten Weg, das Luxussegment im US-Automarkt zu dominieren. Die Auslieferungen kletterten im Juli um 3,6 % auf 28 523 Autos – Vans nicht eingerechnet. Zählt man die in den USA nicht selten als luxuriöse Minibusse ausgestatteten Sprinter hinzu, kletterte der Absatz gar um 7 % auf 31 795 Wagen. Konkurrent BMW meldete derweil einen 4-prozentigen Absatzrückgang und ist auch global im ersten Halbjahr hinter Mercedes-Benz zurückgefallen. Bei Audi legte der US-Absatz im Juli jeweils um 4 % zu, während die Toyota-Tochter Lexus einen 6,5-prozentigen Umsatzeinbruch mitteilte. Mercedes profitiert davon, dass der SUV-Markt sich in den USA weiter sehr robust entwickelt. Die Auslieferungen des GLE zogen um satte 15 % auf 4 412 Fahrzeuge an. BMWs direkter Konkurrent X5 verzeichnete zugleich einen 54-prozentigen Absatzeinbruch auf 2 744 Autos. Insgesamt ist der Markt für Oberklassefahrzeuge in den USA schwieriger geworden. Mercedes hält sich nach sieben Monaten mit einem Minus von 0,6 % noch am besten.