Mercedes-Benz erleidet Fehlstart
Mercedes-Benz erleidet Fehlstart
Modellwechsel und Lieferengpässe lassen Absatz und Rendite im ersten Quartal einbrechen – Geschäftsziele bleiben gültig
Mercedes-Benz hat mit einem Fehlstart in das Jahr 2024 zu kämpfen. Der Autohersteller meldete für das erste Quartal einen Umsatzrückgang von 4,4% auf 35,9 Mrd. Euro, das operative Ergebnis (Ebit) brach um 30% auf 3,9 Mrd. Euro ein. Finanzvorstand Harald Wilhelm hielt jedoch an den Zielen 2024 fest.
mic München
„Mit diesen Ergebnissen für das erste Quartal sind wir nicht zufrieden“, sagte Mercedes-Benz-Finanzvorstand Harald Wilhelm in einer Telefonpressekonferenz anlässlich der Vorlage der Zahlen. Im Gespräch mit Analysten wies er insbesondere darauf hin, dass die bereinigte Umsatzrendite im Pkw-Geschäft von 14,8 auf 9,0% einbrach: „Ich bin nicht glücklich mit den 9%.“
Wilhelm zufolge bildeten die ersten drei Monate die Talsohle. Man arbeite „heftig“ daran, dass sich das Ergebnis verbessere, sagte er. Im Gespräch mit den Analysten konkretisierte er, er wolle die Pkw-Umsatzrendite bereits von April bis Juni deutlich erhöhen. „Ich würde die Ambition haben, dass wir im zweiten Quartal wieder einen zweistelligen Prozentsatz erreichen“, sagte er. Der Finanzvorstand betonte, die Prognose einer bereinigten Umsatzrendite von 10 bis 12% im Gesamtjahr bleibe gültig. Das Segment Vans steigerte die bereinigte Rendite im ersten Quartal von 15,6 auf 16,3% und landete damit über dem Zielkorridor von 12 bis 14%.
Aktienkurs sackt ab
In der Folge sackte der Aktienkurs bis zum Schluss des Xetra-Handels um 5,2% auf 70,94 Euro ab. Es half auch nichts, dass die Aktienrückkäufe kurzfristig intensiviert werden. Das bereits verkündete neue Programm soll nicht erst nach dem Auslaufen des bisherigen starten. Vielmehr liefen sie von Mai an parallel, so Wilhelm. Die Analysten von Warburg über UBS und J.P. Morgan bis RBC hielten in ihren Studien an den Buy- beziehungsweise Outperform-Einstufungen sowie an den Kurszielen bis zu 94 Euro fest.
Den Fehlstart in das Jahr 2024 im Pkw-Segment begründete Wilhelm mit drei Faktoren. Modellwechsel hätten den Absatz im Top-End-Segment, wie Mercedes-Benz die Luxuswagen bezeichnet, beeinträchtigt. Betroffen seien die G-Klasse, die Mercedes-AMG-Derivate der E-Klasse und der GLC, hieß es. Der Absatz im besonders profitablen Luxussegment sank um 27% auf 67.000 Fahrzeuge. In der Folge sackte das bereinigte Ebit der Pkw-Sparte um 44% auf 2,3 Mrd. Euro ab. Darüber hinaus sieht sich Mercedes-Benz – auch im Luxussegment – weiterhin mit Engpässen in den Lieferketten konfrontiert. Dies habe dazu beigetragen, dass der Hochlauf mancher neuen Modelle erst in der zweiten Jahreshälfte starte, sagte Wilhelm. Der dritte Faktor: eine Nachfrageschwäche in China, insbesondere im Top-End-Markt. Der Finanzvorstand betonte, dass dies von makroökonomischen Faktoren verursacht werde.
Die Erwartung eines Anziehens des Umsatzes und der Rendite begründete Wilhelm mit einer sich abzeichnenden Entspannung der Lieferengpässe. Der Vorstand erklärte zudem, Rohstoffe würden günstiger – und zwar deutlicher, als die Ausgaben für den Warentransport stiegen.
Kampf um das Preisniveau
Das aktuelle Preisniveau will Mercedes-Benz nach eigenen Angaben im Jahresverlauf halten. Im Gespräch mit Analysten räumte Wilhelm allerdings ein, dass es Ende des vergangenen Jahres und auch im ersten Quartal höhere Discount-Angebote von Händlern gegeben habe. Grund sei ein angestrebter Lagerabbau gewesen.
Nachdem das US-Justizministerium vor kurzem Untersuchungen im Rahmen des Diesel-Skandals eingestellt hat, beinhalten die unbereinigten Quartalszahlen einen Sondergewinn von 133 Mill. Euro. Wilhelm betonte, sie speisten sich nicht nur aus einem Verfahren.