Merck holt kräftig auf
Der Pharma- und Chemiekonzern Merck sieht sich auf gutem Weg, die gesteckten Jahresziele zu erreichen. Im zweiten Quartal hat das Unternehmen das Ergebnis deutlich ausgebaut, wozu das Pharmageschäft und die Life-Science-Aktivitäten beitrugen. Die Nachfrage nach Halbleitermaterialien schwächelt.swa Frankfurt – Nach dem Ergebnisrückgang zum Jahresauftakt zeigt sich der Pharma- und Chemiekonzern Merck im zweiten Quartal deutlich besser in Form. Bei anhaltend dynamischem organischen Wachstum hat das Dax-Unternehmen das bereinigte operative Ergebnis (Ebitda) von April bis Juni um fast 24 % auf 1,14 Mrd. Euro gehievt. Profitiert hat Merck von Meilensteinzahlungen von Pharmapartnern und einem starken Zuwachs in der Sparte Life Science, die mit 43 % den größten Beitrag zum Konzern-Ebitda beisteuerte. Das Segment Healthcare liegt knapp darunter mit 42 %. Die gleichen Relationen zeigen sich in den Umsatzbeiträgen.CEO Stefan Oschmann hebt hervor, dass die Meilensteinzahlungen von Pfizer und GlaxoSmithKline von zusammen 66 Mill. Euro den Erfolg von Merck in der Entwicklung innovativer Arzneimittel belegen. Zudem hat das Unternehmen im zweiten Quartal weitere 75 Mill. Euro von Biomarin im Zusammenhang mit 2016 veräußerten Medikamentenrechten erhalten. Auch im operativen Pharmageschäft ist Merck vorangekommen mit einem organischen Wachstum um 5,2 % im Quartal. Dabei haben neue Produkte wie Mavenclad (multiple Sklerose) und Bavencio (Krebs) den starken Erlösrückgang bei Rebif (multiple Sklerose) großteils kompensiert. Schub in ChinaDas Krebsmittel Erbitux ist organisch um 5,7 % gewachsen, nachdem es in China in die Liste der erstattungsfähigen Arzneimittel aufgenommen wurde. Dies sei zwar mit deutlichen Preissenkungen verbunden, doch der Mengenzuwachs habe das ausgeglichen, erklärt Oschmann. Hohe Nachfrage in China hat auch für einen Sprung um mehr als 30 % im Absatz des Diabetesmedikaments Glucophage geführt, wie Finanzchef Marcus Kuhnert erläutert. Es war im Quartal mit einem Umsatz von 237 Mill. Euro das zweitgrößte Produkt hinter Rebif mit 331 Mill. – hier waren die Erlöse organisch um 16 % rückläufig. Das bereinigte Ebitda der Healthcare-Sparte kam organisch überproportional um gut 37 % auf 528 Mill. Euro voran. Die Prognose für die Sparte wird bestätigt.Ein sehr starkes Quartal bescheinigt das Management dem Segment Life Science, wo der Umsatz organisch um 9 % kletterte. Das bereinigte organische Ebitda sprang um 17 % auf 533 Mill. Euro, womit die Marge von 29,3 % auf 31,3 % stieg. Die Einheit Process Solutions zeigt den größten Schwung mit einem Umsatzwachstum von gut 16 %. Regional betrachtet sei Nordamerika der stärkste Wachstumstreiber dieses Geschäfts gewesen. In der Prognose für Life Science legt Merck nun etwas nach und rechnet mit einem bereinigten Ebitda zwischen 2,02 und 2,12 Mrd. Euro, nachdem zuvor 2,0 bis 2,10 Mrd. angepeilt wurden – dahinter steht ein organisches Plus zwischen 11 und 13 %. Kapazitäts- und PreisthemenSpürbar zu kämpfen hat die Sparte Performance Materials, die anders als im ersten Quartal nun einen organischen Umsatzrückgang um 2 % ausweist. Das Ebitda schrumpfte um knapp 3 % auf 190 Mill. Euro. Hier wird zwar unverändert auf rege Nachfrage nach organischen Leuchtdioden verwiesen, doch der Rückgang im Geschäft mit Flüssigkristallen radiert dies nahezu aus. Diese Aktivitäten werden weniger als zuvor vom Kapazitätsaufbau der Bildschirmhersteller in China gestützt.Einbußen zeigt auch die Nachfrage nach Materialien für die Halbleiterindustrie, wo Merck erst in der ersten Hälfte 2020 mit einer Erholung rechnet. Hier sei Merck nicht direkt von Handelskonflikten beeinflusst, es gehe eher um Kapazitäts- und Preisthemen innerhalb der Branche. Im Streit zwischen Japan und Südkorea, bei dem Hightech-Bauteile im Fokus stehen, könnte ein europäischer Konzern sogar Vorteile haben, meint Oschmann. In der Prognose für die Sparte Performance Materials plant Merck nun moderater mit einem bereinigten Ebitda von 685 bis 745 Mill. Euro, nachdem zuvor 700 bis 760 Mill. erwartet wurden. Die Übernahme von Versum will Merck bis Jahresende abschließen. In den USA steht noch die Zustimmung des Ausschusses zur Kontrolle von Auslandsinvestitionen (CFIUS) aus. Es gebe keine Hinweise, dass sich dort Probleme auftun, sagt Oschmann.