Merck spürt Gegenwind in China

Flüssigkristall-Marktanteil bröckelt ab - Konzernprognose bestätigt - "Das erfordert Anstrengungen"

Merck spürt Gegenwind in China

swa Frankfurt – Vorbereitungen für die Markteinführung neuer Medikamente und eine Abschwächung im Geschäft mit Flüssigkristallen haben den Pharma- und Chemiekonzern Merck im zweiten Quartal gebremst. Ein deutlicher Ergebnisanstieg der Sparte Life Science konnte diese Belastungen nicht kompensieren, so dass im Konzern für die drei Monate ein Rückgang des bereinigten operativen Ergebnisses (Ebitda) um 5,6 % ausgewiesen wird. Die Marge schrumpfte von 30,4 % auf 28,1 %.Die Prognose für den Konzern wird bekräftigt, auch wenn man für die Sparte Performance Materials aufgrund der Flüssigkristall-Schwäche leichte Abstriche macht. “Das erfordert Anstrengungen”, unterstreicht CEO Stefan Oschmann mit Blick auf die unveränderte Vorhersage für 2017. Die in den vergangenen Wochen gedrückte Merck-Aktie schloss unverändert bei 92,85 Euro.Im Pharmageschäft war der Umsatz mit den älteren Produkten wie Rebif und Erbitux rückläufig. Das Unternehmen setzt auf neue Medikamente und konnte in diesem Jahr erstmals nach langer Durststrecke wieder Zulassungen realisieren. Dieser Erfolg spiegelt sich in höheren Aufwendungen für Marketing und Vertrieb. Zudem fährt Merck die Forschungs- und Entwicklungskosten hoch, um weitere Arzneiprojekte voranzubringen. Positiver Nebeneffekt der jüngsten Zulassungen ist eine Wertaufholung für die biopharmazeutische Produktionsanlage in Vevey um 70 Mill. Euro. Positiv wirkt sich im Vorjahresvergleich zudem aus, dass im zweiten Quartal 2016 eine Wertberichtigung von ebenfalls rund 70 Mill. Euro auf ein Kommerzialisierungsrecht (Xalkori) zu verdauen war. Das ausgewiesene Betriebsergebnis (Ebit) liegt wegen dieser Einflüsse im Quartal um 14 % über dem Vorjahreswert. Der Gewinn nach Steuern kletterte sogar um 35 % auf 421 Mill. Euro. Hier machen sich positive Steuereffekte bemerkbar und ein verbessertes Finanzergebnis, was Merck vor allem mit der Zeitwertentwicklung des Aktienoptionsprogramms erklärt. Starker Cash-flowAufdrehen konnte der Konzern beim Cash-flow. Finanzchef Marcus Kuhnert hebt geringere Steuerzahlungen und die Entwicklung des Forderungsbestands hervor. Der Free Cash-flow kam im Halbjahr um 90 % auf 656 Mill. Euro voran. Die nach der Übernahme aufgetürmte Nettoverschuldung ging seit Jahresende um 265 Mill. auf 11,25 Mrd. Euro zurück. Kuhnert bekräftigte die Bemühungen um rasche Entschuldung.Oschmann erklärte die Einbußen im Geschäft mit Flüssigkristallen mit der Normalisierung des Marktanteils in China. Er betonte, dass die anderen Bereiche in der Sparte Performance Materials gut vorangekommen seien. Gleichwohl gingen die Erlöse organisch um 3,2 % zurück, das bereinigte Ebitda schrumpfte um 12,5 % auf 239 Mill. Euro. Die Profitabilität sank von 44,1 % auf 39,1 %.Oschmann erläuterte, dass sich der Marktanteil von Merck im globalen Flüssigkristallgeschäft seit Ende 2016 in einen Korridor von 50 bis 60 % auf “historisches Niveau normalisiere”, was mit einem Umsatzrückgang von 200 bis 300 Mill. Euro bis Ende 2018 verbunden sein dürfte. Merck habe als Hauptlieferant vom Aufbau des lokalen Displaymarktes in China profitiert. Mit Etablierung des Geschäfts seien die Hersteller dort auf mehrere Zulieferer umgeschwenkt. Merck dürfte es laut Oschmann indes entgegenkommen, dass China nun mit höherwertigen Displays auch international mitmischen möchte. Der Manager erhofft sich Wachstum aus neuen Technologien und neuen Anwendungen.—– Personen Seite 16