Pharmaindustrie

Merck strahlt Zuversicht aus

Nach einem starken Schlussquartal 2020 geht der Dax-Konzern Merck mit Optimismus ins neue Jahr.

Merck strahlt Zuversicht aus

swa Frankfurt – Der Pharma- und Spezialchemiekonzern Merck kann mit einem starken Jahresergebnis 2020 und einer zuversichtlichen Prognose für 2021 aufwarten. „Wir mussten 2020 einige Turbulenzen meistern“, fasst es Konzernchef Stefan Oschmann zusammen, der im Mai das Zepter an Vizechefin Belén Garijo übergibt. Doch am Ende sei es ein gutes Jahr für Merck gewesen. Wachstumstreiber bleibt das Life-Science-Geschäft, das Technologien für die Arzneimittel- und Impfstoffproduktion anbietet und von den Bemühungen zur Bekämpfung der Pandemie profitiert. Die Geschäftseinheit Process Solutions, die hier im Rampenlicht steht, zeigt 2020 ein organisches Wachstum von 21,8% und soll auch 2021 stärkster Wachstumstreiber im Segment Life Science bleiben, das insgesamt organisch zweistellig vorankommen will.

Ein starkes organisches Wachstum erwartet der Konzern auch im zweitgrößten Segment Healthcare, wo derzeit die Medikamente Mavenclad und Bavencio gegen multiple Sklerose und Krebs für Dynamik sorgen. Das Management geht davon aus, dass sich das Geschäft zunehmend von den negativen Einflüssen der Pandemie erholen wird. Am stärksten ge­troffen durch Covid-19 war zuletzt das Fertilitätsgeschäft, wo der Um­satz mit dem Hormonpräparat Gonal-f 2020 um fast 13% auf 630 Mill. Euro einbrach. Hier geht Merck von einer anhaltenden Belebung aus.

Neuer Name Electronics

In der dritten Sparte Performance Materials, die künftig Electronics heißt, geht der Konzern nach der Neuausrichtung und der Übernahme des Halbleiterzulieferers Versum von einem „soliden“ organischen Um­satzwachstum aus. Die Talsohle ist erreicht, sagt CFO Marcus Kuhnert mit Verweis auf ein organisches Wachstum von 8% im Schlussquartal 2020. Im Jahr zeigt sich indes noch ein Umsatzrückgang organisch um 3,2%. Insbesondere in der Einheit Semiconductor Solutions, zu der das Versum-Geschäft gehört, wird 2021 mit starker Wachstumsdynamik ge­rechnet. Das Flüssigkristallgeschäft steht dagegen weiterhin unter Preisdruck, während im Geschäft mit Pigmenten für Automobil- und Kosmetikindustrie die Trendwende und ein positives organisches Wachstum er­wartet werden. Aus der Integration von Versum will Merck schon 2021 Synergien von 83 Mill. Euro heben, was ursprünglich erst ein Jahr später geplant war.

Über alle Sparten stellt Merck für 2021 ein starkes organisches Wachstum in Aussicht, wobei in den ausgewiesenen Zahlen negative Währungseffekte von 2 bis 5% geschätzt werden. Schon im vergangenen Jahr belasteten Dollar, brasilianischer Real und Renminbi die Umsatzentwicklung mit −2,6%. Die Konzernerlöse stiegen 2020 um 8,6% auf 17,5 Mrd. Euro bei einem organischen Plus um 6% und einem Zuwachs aus Akquisitionen um 5,3%. Für das bereinigte operative Ergebnis (Ebitda pre) erwartet Merck 2021 organisch eine Steigerung im prozentual hohen einstelligen bis niedrigen Zehnerbereich. Die Ergebnisprognose bezieht sich auf das 2020 erreichte Ebitda von 4,8 Mrd. Euro vor einem Sonderertrag von 365 Mill. Euro aus einem Patentrechtsstreit mit Biogen. Einschließlich dieses positiven Effekts aus der Auflösung einer Rückstellung hat Merck das bereinigte Ebitda um 18,6% auf 5,2 Mrd. Euro gesteigert. Bezogen auf diesen Wert ist für 2021 ein „leichtes bis moderates“ Ergebnisplus geplant.

Unterm Strich hat Merck im vergangenen Jahr auch von einem niedrigeren Finanzierungsaufwand profitiert. Der Nettogewinn kletterte um gut 50% auf 1,99 Mrd. Euro. Die Aktionäre sollen eine um 10 Cent auf 1,40 Euro erhöhte Dividende erhalten. Mit einem deutlichen Anstieg des operativen Cash-flow um mehr als ein Fünftel auf 3,5 Mrd. Euro hat Merck die Nettoverschuldung um mehr als 1 Mrd. auf 10,8 Mrd. Euro reduziert. Im Cash-flow machten sich verstärkte Zahlungseingänge von Kunden im vierten Quartal bemerkbar. Vergleichbare Effekte werden 2021 nicht erwartet, so dass sich insgesamt nur ein leichter Cash-flow-Anstieg ab­zeich­ne.

Merck
Konzernzahlen nach IFRS
in Mill. Euro20202019
Umsatz1753416152
Ebitda49234066
Ebitda bereinigt52014385
 in % des Umsatzes29,727,1
Ebit29852120
Finanzergebnis− 354− 385
Konzernergebnis19871320
Ergebnis je Aktie (Euro)4,573,04
Cash-flow34772856
Nettoverschuldung1075812363
Börsen-Zeitung