Merck wirft den Wachstumsmotor an
Der Pharma- und Spezialchemiekonzern Merck hat im dritten Quartal ein starkes organisches Wachstum in allen Regionen erzielt. Negative Währungseinflüsse vor allem durch Abwertungen in Lateinamerika drücken jedoch auf den Gewinn. 2019 wird eine stärkere Geschäftsentwicklung erwartet.swa Frankfurt – Mit einem kräftigen Mengenwachstum in allen Segmenten hat der Pharma- und Spezialchemiekonzern Merck die Dynamik im dritten Quartal erhöht. Allerdings kämpft das Unternehmen zunehmend mit Wechselkursbelastungen, vor allem im Geschäft in Lateinamerika.Die Prognose für das operative Ergebnis (Ebitda) vor Sondereinflüssen für das Jahr wird etwas nach unten korrigiert. Für 2018 rechnet Merck nun mit einem bereinigten Ebitda zwischen 3,7 Mrd. und 3,9 Mrd. Euro, was sich mit einem Vorjahreswert von 4,25 Mrd. Euro vergleicht. Bislang war ein Intervall von 3,75 bis 4,0 Mrd. Euro angepeilt worden. Das Umsatzziel wird dagegen mit 14,4 bis 14,8 Mrd. Euro etwas positiver gesehen; bislang hatte Merck 14,1 bis 14,6 Mrd. in Aussicht gestellt nach Erlösen von 14,5 Mrd. Euro im Vorjahr. ÜbergangsjahrKonzernchef Stefan Oschmann bekräftigt, dass 2018 ein Übergangsjahr ist, in dem man richtungsweisende Entscheidungen getroffen habe. Ab 2019 will Merck wieder in allen wichtigen Kennzahlen zulegen. Wie das dritte Quartal eindrucksvoll zeige, “haben wir den Wachstumsmotor bereits angeworfen”, sagt Oschmann.Dem Konzern ist in den drei Monaten von Juli bis September ein organisches Umsatzwachstum von fast 9 % gelungen, und auch das bereinigte Ebitda kam organisch um 3,7 % voran. Negative Währungseffekte sorgten jedoch dafür, dass die ausgewiesenen Erlöse nur um 6,6 % auf 3,7 Mrd. Euro kletterten. Beim Ebitda ist der Wechselkurseinfluss mit fast zehn Prozentpunkten so heftig, dass sich sogar ein Rückgang um 6 % auf 963 Mill. Euro zeigt und die Marge von 29,1 % auf 25,7 % schrumpft. Verfall von Peso und RealFinanzchef Marcus Kuhnert verweist auf die unterschiedliche Vehemenz der Währungseinflüsse in Umsatz und Ergebnis und erklärt dies mit der Hedging-Strategie des Unternehmens. So habe Merck sich vor allem gegen Dollar und asiatische Währungen abgesichert, die sich jedoch weitgehend positiv zum Euro entwickelt hätten, was sich entsprechend im Umsatz niederschlage. Die negativen Hedging-Ergebnisse drücken dagegen das Ebitda. Eine Absicherung gegen kritische lateinamerikanische Währungen sei dagegen “prohibitiv teuer”, weshalb Merck darauf verzichtet. Vor allem der argentinische Peso sowie der brasilianische Real hätten sich deutlich negativer entwickelt als erwartet. Das größte Geschäft in diesen Ländern entfällt auf die Pharmasparte. Zudem habe Merck in diesen Ländern Verbindlichkeiten in Euro.In der Healthcare-Sparte profitierte Merck von zweistelligen Wachstumsraten mit Produkten zur Fertilitätsbehandlung und mit dem Diabetesmedikament Glucophage. Auch die beiden neuen Medikamente Bavencio und Mavenclad haben den Umsatz deutlich ausgebaut. Das bereinigte Ebitda war um fast 4 % rückläufig trotz 6,6 % Umsatzplus, was vor allem Wechselkurseinflüssen geschuldet ist. Außerdem hatte Merck im Vorjahr Meilensteinzahlungen für die Zulassung von Bavencio über 50 Mill. Euro vereinnahmt. Hohe Marge gehaltenUmsatz und Gewinn deutlich ausgebaut hat die Sparte Life Science, wo die Einheit Process Solutions mit 16,3 % organischem Wachstum den Vogel abschießt – hier geht es um Produkte und Dienstleistungen für die gesamte Wertschöpfungskette der Arzneimittelherstellung. Das verhalf der Sparte Life Science zu einem Umsatzwachstum um 8,5 %, wobei Währungseffekte wegen niedrigerer Präsenz in Lateinamerika nicht so stark bremsten. Das bereinigte Ebitda wurde fast mit gleicher Dynamik um 8,1 % ausgebaut, die Marge blieb bei gut 30 %.Im Unternehmensbereich Performance Materials übertraf das organische Umsatzwachstum von 3,4 % die negativen Währungseffekte von -0,9 %. Hier zeigt das Geschäft mit Halbleitermaterialien weiterhin viel Schwung. Die seit geraumer Zeit unter Wettbewerbsdruck stehenden Flüssigkristalle profitierten von einer Sonderkonjunktur, nachdem chinesische Panelhersteller verstärkt Kapazitäten aufbauen, was sich bis ins erste Halbjahr 2019 fortsetzen könnte. Wie lange dieser positive Effekt anhalten wird, lasse sich nicht absehen, sagt CFO Kuhnert. Performance Materials werde die Talsohle erst 2019 erreichen. Im dritten Quartal war das bereinigte Ebitda um 18,3 % rückläufig, was auf den Produktmix und den Preisrückgang für Flüssigkristalle zurückgeführt wird. Verschuldung sinktIm Konzerngewinn wird der im Vorjahr vereinnahmte Erlös aus dem Verkauf des Biosimilars-Geschäfts von 321 Mill. Euro bemerkbar, so dass der Nettogewinn im dritten Quartal um gut 47 % auf 340 Mill. Euro schrumpfte. Die Veräußerung des Selbstmedikationsgeschäfts an Procter & Gamble will Merck im vierten Quartal abschließen. Damit werde der Verschuldungsgrad auf unter 2 zurückgehen; Ende September liegt er bei 2,5.