Messenger auf Abwegen

Von Sebastian Schmid, New York Börsen-Zeitung, 27.3.2015 Den mobilen Werbeumsatz hat Facebook allen Unkenrufen zum Trotz seit dem Börsengang unerwartet rasant gesteigert. Die Strategie, sich zunächst auf die Nutzbarkeit des sozialen Netzwerks auf...

Messenger auf Abwegen

Von Sebastian Schmid, New YorkDen mobilen Werbeumsatz hat Facebook allen Unkenrufen zum Trotz seit dem Börsengang unerwartet rasant gesteigert. Die Strategie, sich zunächst auf die Nutzbarkeit des sozialen Netzwerks auf Smartphones zu konzentrieren, hat sich also ausgezahlt. Ein Bereich, in dem Facebook allerdings noch keine überzeugende Erlösstrategie gefunden hat, ist der wachsende Markt der Direktkommunikation. Die eigene Messenger-Applikation bekommt seit Jahren in erkennbarer Regelmäßigkeit immer neue Rivalen. Vor etwas mehr als einem Jahr wurde dann der Wettbewerber Whatsapp für 19 Mrd. Dollar übernommen – ebenfalls unter Unkenrufen.Nun scheint Zuckerberg auf der Suche nach einer alternativen Strategie zur kostspieligen Akquisition von Start-ups mit ungewisser Zukunft fündig geworden zu sein. Statt einen einzelnen Dienst zu betreiben, werde künftig “eine Familie von Weltklasseapplikationen den Menschen helfen, in verschiedenster Weise Dinge zu teilen”, kündigte CEO Mark Zuckerberg auf der jährlichen Entwicklerkonferenz F8 an. Dies sei der bedeutendste Strategiewechsel des sozialen Netzwerks seit Jahren.Auch wenn sich viele Marktbeobachter überrascht zeigen, kommt der Schritt nicht unvorbereitet. Facebook hatte Messenger schon 2011 als separate Applikation gestartet und damit die Basis für eine unabhängige Plattform bereitet. Mit externen Anbietern sollen über den Kommunikationsdienst künftig Reservierungen gebucht oder Onlinebestellungen verfolgt werden.Der Strategieschwenk geht auf Messenger-Chef David Marcus zurück, der 2014 von Paypal abgeworben wurde. Doch bleiben zahlreiche Fragen offen: Warum sollten Einzelhändler eine weitere Plattform unterstützen? Warum sollten Anwender nicht weiter Smartphone-Apps nutzen? Einzig Facebooks Motiv liegt auf der Hand: Die Anwender sollen mehr Zeit mit dem sozialen Netzwerk verbringen. Frühere Versuche mit gleichem Ziel wie ein Facebook-Smartphone und ein Smartphone-Betriebssystem waren krachend gescheitert. Noch lässt sich nicht erkennen, warum dies mit dem Messenger auf Abwegen anders sein sollte. ——–Facebook will, dass die Anwender über Messenger einkaufen und öffnet diesen für Drittanbieter.——-