Metallmärkte fast auf Rekordniveau
Von Hubertus Bardt, Köln *)Auf den internationalen Metallmärkten ging das Krisenjahr 2020 mit teilweise deutlichen Preissprüngen zu Ende. Auch das Gesamtjahr war geprägt durch starke Preisanstiege inmitten einer schweren globalen Wirtschaftskrise. Während die Wirtschafts- und Finanzkrise im zweiten Halbjahr 2008 zu einem Absturz der Metallkurse geführt hat, kam es in der Coronakrise zu einem starken Anstieg und beinahe zu einem neuen Rekordniveau.Mit dem stärksten absoluten Anstieg seit Ende 2016 schloss der Industriemetallpreisindex das Jahr 2020 ab. Der Index, der monatlich vom Institut der deutschen Wirtschaft ermittelt wird und die Euro-Preise der wichtigsten Importmetalle abbildet, legte um 24,3 Punkte oder 5,9 % zu und kam damit auf ein Niveau von 437,9 Punkten. Innerhalb von zwölf Monaten hat sich das Kostenniveau für metallverarbeitende Unternehmen damit um gut ein Fünftel (+ 20,5 %) erhöht. Damit wurde der zum Jahresende dritthöchste Wert seit dem Beginn des Index im Januar 1999 gemessen. Nur im Januar und Februar 2011 lag der Index höher mit dem Maximum von 447,6 Punkten im Februar.Mit der starken Aufwärtsentwicklung war das Coronakrisenjahr völlig anders als das erste Jahr der Wirtschafts- und Finanzkrise 2008. Damals war der IMP-Index um 44 % gefallen, während er jetzt um über 20 % angestiegen ist. Die wegfallende weltweite Nachfrage hatte damals den Preissturz verursacht, bevor 2009 Angebotsanpassungen und sich verbessernde wirtschaftliche Perspektiven den Weg zu neuen Rekordhöhen ebneten. Knappe RohstoffeIm abgelaufenen Jahr kam es zwar zu einem Preisrückgang um 8 % zwischen Januar und März. Krisenbedingte Restriktionen auf der Angebotsseite der Rohstoffgewinnung und eine überraschend schnelle Erholung der Nachfrage haben die Preise danach aber um fast 29 % gegenüber dem Tiefpunkt in die Höhe getrieben.Dämpfend wirkten auf die Kosten der rohstoffverarbeitenden Unternehmen sowohl im Dezember als auch im gesamten Jahresverlauf die Aufwertung des Euro gegenüber dem Dollar, durch die Importe auf Euro-Basis verbilligt wurden. Bei stabilem Wechselkurs im Dezember wäre der Index mit 8,9 % noch deutlicher auf einen Schlusskurs von 450,1 Punkten gestiegen. Das hätte den bisherigen Höchstwert vom Februar 2011 leicht übertroffen. Ein Drittel der Preissteigerungen auf den globalen Metallmärkten konnte somit durch die Entlastung des Wechselkurses ausgeglichen werden.Ähnlich war der Effekt auch im Gesamtjahr. Mit einem Wechselkurs auf dem Niveau von Ende 2019 hätte der IMP-Index ein noch höheres Niveau von 479,5 Punkten erreicht, fast ein Drittel (32,0 %) über dem Vorjahreswert. Auch hier hat der Wechselkurs rund ein Drittel der Aufwärtsbewegung weggenommen und damit die Zusatzbelastungen für Metallverarbeiter, die in Euro abrechnen, begrenzt.Die verschiedenen Metalle haben sich jedoch sehr unterschiedlich entwickelt. Besonders dynamisch war die Entwicklung bei Eisenerz, das allein im Dezember in Euro gerechnet um mehr als ein Fünftel zugelegt und sich 2020 insgesamt um mehr als die Hälfte verteuert hat. Aluminium, das Metall mit dem höchsten Gewicht im Industriemetallpreisindex, hat im Dezember hingegen nur um 1,3 % und im Gesamtjahr gerade einmal um 3,9 % zugelegt. Schwächer hat sich nur Blei entwickelt, das nach dem Dezember-Anstieg von 2,6 % im Gesamtjahr fast 3 % verloren hat. Stark nach oben ging es jedoch mit Kupfer (7 % im Dezember, fast 17 % im Gesamtjahr). Auch Zinn und Zink sind im Jahresverlauf zweistellig gewachsen. Goldpreis gestiegenAuch wenn in Krisenzeiten Edelmetalle gerne als vermeintlich sichere Anlage genutzt werden und an Wert steigen, haben Gold und Silber dies sehr unterschiedlich getan. Gold legte um fast 15 % zu, hat aber zuletzt 3 % verloren. Silber hingegen war am Jahresende sogar ein Drittel teurer als im Vorjahr. *) Dr. Hubertus Bardt ist Geschäftsführer des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln und Leiter des Wissenschaftsbereichs.