Dividende aus Sondererträgen

Metro-Aktionäre müssen sich gedulden

Die Metro stellt ihre Aktionäre auf eine harte Geduldsprobe. Zwar winkt für den abgelaufenen Turnus eine Dividende, doch schon im laufenden Jahr droht erneut eine Nullrunde.

Metro-Aktionäre müssen sich gedulden

Geduldsprobe für Metro-Aktionäre

Nach Aufnahme der Dividendenzahlung droht 2023/24 nächster Ausfall – Langfristziele bestätigt

ab Düsseldorf

Die Metro stellt ihre Investoren auf eine harte Geduldsprobe – ungeachtet der strategischen Fortschritte auf dem Weg zum reinrassigen, multikanalfähigen Großhändler. Die Finanzziele liegen jedoch in weiter Ferne. Immerhin winkt den Aktionären für den abgelaufenen Turnus eine Dividende. Diese ist aus Sondererträgen gespeist.

Auf dem langen Weg der Transformation zu einem "waschechten" Großhändler müssen sich die Aktionäre der Metro weiter in Geduld üben. Zwar schüttet der Handelskonzern nach zwei dividendenlosen Jahren für den Ende September abgelaufenen Turnus 0,55 Euro je Aktie aus, doch schon für das laufende Geschäftsjahr droht die nächste Nullrunde. Grund dafür sind die mauen Aussichten.

Unter dem Strich ausgeglichen

Zwar erwartet die Metro im laufenden Turnus ein Umsatzplus zwischen 3 und 7%, wie Vorstandschef Steffen Greubel bei der Bilanzvorlage ausführte. Doch für das bereinigte operative Ergebnis vor Abschreibungen (Ebitda) wird von einem Wert weitgehend auf Vorjahresniveau – die Spanne reicht von einem Rückgang um 100 Mill. bis zu einem Zuwachs von 50 Mill. Euro – ausgegangen. Unter dem Strich läuft das auf ein ausgeglichenes Ergebnis hinaus, da keine positiven Sondereffekte wie im Vorjahr erwartet werden. In Summe waren zuletzt aus dem Rückzug aus Indien und einer Immobilientransaktion 361 Mill. Euro zusammengekommen.

Fortschritte in der Transformation

Da sich Metro neuerdings strikt an der Dividendenpolitik orientiert – ausgeschüttet werden 45% bis 55% des Nettoergebnisses – dürften die Aktionäre also erneut leer ausgehen. "45% von null sind null", brachte es Greubel auf den Punkt. Gleichwohl bescheinigt sich der Metro-Chef große Fortschritte auf dem eingeschlagenen Transformationspfad und bestätigt die bis 2030 reichenden Ziele.

Fortschritte machte Metro bei ihren strategischen Eckpfeilern auf dem Weg zum Omnikanalanbieter: So wurde der Belieferungsumsatz, dessen Umsatzanteil sich bis 2030 auf mehr als ein Drittel belaufen soll, im abgelaufenen Turnus auf 23% gesteigert. Der Digitalumsatz über den Metro-Marktplatz erreichte 11%, Zielgröße sind 40%. Der Eigenmarkenanteil am Umsatz – bis 2030 werden mehr als 35% avisiert – erhöhte sich auf 22% und der Umsatzanteil der strategischen Kunden aus Hotellerie, Gastronomie und Catering liegt mittlerweile bei 74 (i.V. 71)%. Es fehlen also nur noch 6 Prozentpunkte bis ans Ziel.

Weiter Weg bis zum Ergebnisziel

Nicht ganz so günstig fällt die Zwischenbilanz mit Blick auf die Finanzziele aus. Denn das bereinigte Ebitda ist im abgelaufenen Turnus auf 1,2 Mrd. Euro zurückgegangen. Zwischen 2022 und 2030 hat sich Greubel jedoch ein durchschnittliches Wachstum von 5% bis 7% jährlich auf die Fahnen geschrieben, so dass 2030 mehr als 2 Mrd. Euro erwirtschaftet werden. Zugleich soll der freie Cashflow bis 2030 auf über 600 Mill. Euro wachsen. Im zurückliegenden Turnus flossen 147 Mill. Euro ab und auch 2023/24 wird mit einem leicht negativen Cashflow gerechnet.

Besser sieht es dagegen umsatzseitig aus, was aber nicht zuletzt inflationsgetrieben ist. Bis 2030 wollen die Düsseldorfer 40 Mrd. Euro erlösen. 2022/23 waren es 30,5 Mrd. Euro. Mit nachlassendem Inflationsdruck dürften aber auch die Umsatzsprünge kleiner ausfallen.

Metro
Konzernzahlen nach IFRS
in Mill. Euro2022/23*2021/22*
Umsatz30.55129.754
Bereinigtes Ebitda1.1741.389
Ebit598429
Periodenergebnis439−331
Ergebnis je Aktie (Euro)1,21−0,92
Dividende je Aktie (Euro)0,550
Free Cashflow−147190
Nettoverschuldung3.0513.281
*) Geschäftsjahr zum 30. September

Dass Metro im operativen Ergebnis weit von der langfristigen Zielsetzung entfernt ist, begründet Greubel auch mit Ereignissen, die bei der Zielaufstellung Anfang 2022 nicht vorhersehbar gewesen seien. Dazu gehören der Cyberangriff Ende 2022 und der Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine. Letzteres hat Metro besonders hart getroffen, weil Russland bis zur Zeitenwende der wichtigste Einzelmarkt war.

Im abgelaufenen Turnus ging der Umsatz dort in lokaler Währung um 8% zurück, das dazugehörige operative Ergebnis gab erneut um gut ein Drittel nach. Gleichwohl wirft Russland mit 6% unverändert die höchste operative Marge ab und erwirtschaftet weiterhin einen positiven Cashflow. Der Umsatz beläuft sich aber nur noch auf 2,5 Mrd. Euro. Aktuell stabilisierten sich die Erlöse, und auch ergebnisseitig komme der Tiefpunkt allmählich in Sicht, sagte Greubel.

Schlusslicht Deutschland

Dessen ungeachtet nahm Metro auf das russische Geschäft im abgelaufenen Turnus erneut Wertkorrekturen in Höhe von 75 Mill. Euro vor. Die dortigen Assets stünden noch mit 500 bis 600 Mill. Euro in den Büchern, sagte Michael Bouscheljong, Senior Vice President Finance. An einen Rückzug aus Russland denkt Metro nicht. Unter anderem weil die Gefahr der Enteignung groß sei, führte Greubel mit Verweis auf Danone und Carlsberg aus.

Aus Margensicht bildet Deutschland mit einer operativen Rendite von 2,7% das Schlusslicht. Westeuropa erwirtschaftete eine operative Umsatzrendite von 4,8% und Osteuropa von 3,8%. Der Heimatmarkt der Metro sei der "größte Transformationsfall", räumte Greubel ein.

Wertberichtigt Seite 2

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