Metro eifert Amazon nach
ab Düsseldorf – Mit einer digitalen Plattform versucht der Handelskonzern Metro seine Gastronomiekunden an den Segnungen der Digitalisierung teilhaben zu lassen. Natürlich nicht ganz uneigennützig, wie Metro-Chef Olaf Koch bei der Präsentation der neuen Plattform DISH (Digital Innovations and Solutions for Hospitality) sagte. Mit Softwarelösungen will Metro den unabhängigen Gastronomen unter die Arme greifen, um diesen eine effizientere Steuerung ihrer Restaurants zu ermöglichen. Angefangen mit einer kostenfreien Tischreservierungssoftware über digitale Hilfen bei der Kalkulation von Gerichten samt Warenbewirtschaftung bis hin zu einem betriebswirtschaftlichen Cockpit, in dem sich die gesamten Daten des Betriebs auf unterschiedlichste Art auswerten lassen.Den “digitalen” Anfang hatte Metro im vorigen Jahr mit dem Vorstoß gemacht, unabhängigen Gastronomiebetrieben zu einer eigenen Website zu verhelfen. Statt der bis Ende 2018 angepeilten 50 000 Internetseiten sind daraus inzwischen mehr als 100 000 Restaurants geworden, die im Internet aufzufinden sind.Wie Koch ausführte, ist die Gastronomie trotz durchaus relevanter Größe – der Umsatz liegt in Europa bei 420 Mrd. Euro, das Einkaufsvolumen bei 120 Mrd. Euro – eine der Branchen, die heute noch weitgehend analog unterwegs sind, zumindest jenseits der System-Gastronomie. Dass das so ist, liegt nach Einschätzung des Metro-Chefs an der extremen Fragmentierung, die findigen Softwareentwicklern den Zugang verbaut. “Lösungen gibt es genug, Wege zur Skalierung aber wenige.” Aufgrund der Reichweite, die Metro über ihr Kerngeschäft Großhandel besitzt, seien die Düsseldorfer in der Lage, diese Hürde zu nehmen. 500 000 bis 2020Die Plattform soll zunächst in Deutschland und Italien an den Start gehen und vom nächsten Jahr an in zwölf weitere Länder ausgerollt werden. Die digitalen Instrumente entwickelt Metro zusammen mit mehr als 500 Restaurants aus fünf Ländern. Erst wenn die Softwarelösungen ausgereift und für gut befunden sind, werden sie der Community angeboten. Dabei hat sich Metro zum Ziel gesetzt, 500 000 Gastronomen bis 2020 auf die Plattform zu heben. Ein Teil der Softwarelösungen soll den Community-Mitgliedern kostenfrei zur Verfügung gestellt werden, anspruchsvollere Lösungen werden bepreist. Nach Angaben von Koch hat Metro in die Digitalinitiative bislang einen mittleren zweistelligen Millionenbetrag investiert. Der Verkauf der Softwarelösungen ist allerdings nur ein Nebenaspekt der Geschichte. Abgesehen hat es der Handelskonzern letztlich auf die Daten seiner Gastronomiekunden. Denn was liegt näher, als den Warenbedarf des Gastronomen mit dem eigenen Belieferungsservice zu verbinden?Daneben hofft Metro darauf, künftig maßgeschneiderte Einkaufskonditionen anbieten zu können. Beispiel: Menükalkulation. Hier gibt der Gastronom die Zutaten samt Einkaufspreis für eine Portion eines Gerichts ein und kann genau analysieren, bei welchen Zutaten er teuer oder günstig eingekauft hat und wie sich das Gericht wirtschaftlicher kochen lässt. Basierend auf diesen Informationen ließen sich individuelle Preise verhandeln. Für Koch ist ausschlaggebend, mit der digitalen Plattform für Gastronomie das Geschäftsmodell Großhandel um eine Facette reicher zu machen.