Metro gebietet Umsatzverfall Einhalt
Der Handelskonzern Metro hat den Umsatz im zweiten Quartal trotz des fehlenden Ostergeschäfts ausgebaut. Zudem stieg das um Sonderfaktoren bereinigte Ergebnis. Unter dem Strich stehen allerdings rote Zahlen. Im Gesellschafterstreit bei Media-Saturn legte Vorstandschef Olaf Koch nach.ab Düsseldorf – Mit einem Umsatzzuwachs um knapp 2 % und einer Verbesserung im operativen Ergebnis hat der Handelskonzern Metro im zweiten Quartal die Markterwartungen übertroffen. Unter dem Strich bescherten Sonderlasten jedoch rote Zahlen. Auf das Halbjahr hochgerechnet weist Deutschlands größter Handelskonzern einen Verlust von 110 (+ 54) Mill. Euro aus. Zugleich landete das um Sonderfaktoren bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) um ein Drittel unter dem vergleichbaren Vorjahreswert.Gleichwohl zeigte sich der seit Jahresbeginn amtierende Vorstandschef Olaf Koch in einer Telefonkonferenz zuversichtlich. Trotz des sich eintrübenden Konsumklimas habe sich der Ergebnistrend in allen Vertriebslinien verbessert. Dank des erfolgreichen Working-Capital-Managements sei es zudem gelungen, die Investitionen aus eigener Kraft zu stemmen und zugleich die Nettoverschuldung um 0,2 Mill. Euro auf 8,2 Mrd. Euro abzubauen. Im Rahmen der eingeleiteten Kostensenkungsmaßnahmen sollen dauerhaft mehr als 120 Mill. Euro eingespart werden, sagte Koch. Bislang hatte Metro das Einsparpotenzial auf 100 Mill. Euro taxiert. Einen Teil davon wollen die Düsseldorfer bereits in der zweiten Jahreshälfte realisieren. 2013 würden die Einsparungen komplett wirksam. Umbau hat erst begonnenVor diesem Hintergrund und verbunden mit der Hoffnung, dass sich der Ergebnistrend in der Großhandelsssparte Cash + Carry im zweiten Semester dreht, bestätigte Koch die Jahresprognose. Bei einem nicht näher quantifizierten Umsatzwachstum soll im Konzern ein um Sonderfaktoren bereinigtes Ebit in etwa auf Vorjahresniveau von 2,37 Mrd. Euro erwirtschaftet werden. Allerdings warnte Koch auch davor, dass die Prognose in Gefahr gerate, sollte sich das gesamtwirtschaftliche Umfeld weiter verschlechtern.Nachdem Koch die Investoren Anfang des Monats mit skeptischen Aussagen zur Konsumstimmung verunsichert hatte, wurde das Festhalten an der Prognose an der Börse gefeiert. In einem unveränderten Gesamtmarkt legte die Aktie um 3 % auf 22,41 Euro zu. Am Vortag hatte der Dax-Wert bereits 3,7 % gewonnen.Die zuversichtliche Einschätzung Kochs täuscht jedoch nicht darüber hinweg, dass Metro hinsichtlich der Transformation des Konzerns erst am Anfang steht. Die beiden wichtigsten Vertrieblinien Cash + Carry sowie Media-Saturn setzten ihre Ergebnisschwäche im Berichtsquartal fort, während die übrigen Vertriebslinien ihre um Sonderfaktoren bereinigten Ergebnisse im Zeitraum April bis Juni verbesserten. Im Großhandel bröckelte der Umsatz in flächenbereinigter Rechnung um 0,3 % ab, das bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern rangierte mit 6,1 % unter dem Vorjahreswert.Die Elektronikkette Media-Saturn profitierte im zweiten Quartal von der Europameisterschaft und der Abschaltung der analogen Fernsehübertragung. Dadurch erhöhte sich der Umsatz der Vertriebslinie im Berichtsquartal um 1,7 %, allein in Deutschland wurde ein Erlöszuwachs um 6,8 % verzeichnet. Im operativen Ergebnis kam davon jedoch nichts an. Im Gegenteil: Der Verlust weitete sich im Vergleich zum schwachen Vorjahr nochmals aus. Koch bricht Lanze für NorbergGleichwohl attestierte Koch der Ingolstädter Tochter bei der Neuausrichtung, auf gutem Weg zu sein. Gerade in Deutschland seien große Fortschritte erzielt worden. Dieser Trend werde sich fortsetzen. Die Realisierung der Mehrkanalstrategie – in das Online-Geschäft war Media-Saturn erst Ende 2011 eingestiegen – liege “voll im Plan”. Gerade im Online-Geschäft, wo sich die Wachstumsdynamik in Deutschland zuletzt abgeschwächt habe, komme Media-Saturn der hohe Bekanntheitsgrad zugute, erläuterte Koch. Mit Blick auf den laufenden Rechtsstreit zwischen den Gesellschaftern der Elektronikkette heizte Koch die Auseinandersetzung mit dem Minderheitsgesellschafter Erich Kellerhals weiter an. Koch lobte den amtierenden Geschäftsführer Horst Norberg über den grünen Klee und sicherte ihm 100-prozentige Unterstützung seines Kurses seitens Metro zu. Es wäre ein Gewinn, wenn Norberg für eine weitere Amtszeit gewonnen werden könne, skandierte Koch.Diese Frage stellt sich aktuell allerdings gar nicht, läuft Norbergs Vertrag doch noch bis Ende 2013. Von daher sind Kochs Äußerungen als Antwort auf die Aussagen Kellerhals’ zu verstehen. Dieser hatte vor Wochenfrist in einem Zeitungsinterview gesagt, Norberg gehe bald in Rente. Sollte der Gesellschafterstreit bis dahin andauern, sei aber auch eine Vertragsverlängerung denkbar. Das war gemeinhin als deftiges Abwatschen des Geschäftsführers aufgefasst worden. Nächste Entscheidungen im Rechtsstreit stehen in der kommenden Woche an. Am 8. August wird das Schiedsgericht urteilen, am darauffolgenden Tag wird das Urteil des Oberlandesgericht München erwartet (vgl. BZ vom 25. Juli).Sowohl bei Cash + Carry als auch bei Media-Saturn führt der Vorstand die schwache Ergebnisentwicklung nicht zuletzt auf Preisinvestitionen zum Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit zurück. Nach Angaben von Finanzvorstand Mark Frese flossen bei Media-Saturn im ersten Halbjahr 70 Mill. Euro in günstigere Preise, bei Cash + Carry seien es etwa 50 Mill. Euro gewesen.Deutliche Belastungen resultierten aus Sondereffekten, die sich im ersten Halbjahr auf 244 Mill. Euro summierten. Davon entfielen 172 Mill. Euro auf den Verkauf von Makro UK an die britische Booker Group, die restlichen 72 Mill. Euro fielen für Restrukturierungen an. Damit ist das Ende der Fahnenstange jedoch noch nicht erreicht, werden für das zweite Halbjahr doch abermals Restrukturierungsaufwendungen im mittleren zweistelligen Millionenbereich erwartet, wie Koch ausführte.