Metro-Großaktionär steigt auch bei Casino ein

Tschechiens Milliardär Kretinsky baut Position bei französischem Einzelhandelsgruppe auf - Angeschlagener Mehrheitsaktionär angetan

Metro-Großaktionär steigt auch bei Casino ein

wb Frankfurt – Nachdem der tschechische Finanzoligarch Daniel Kretinsky bei Metro zunächst abgeblitzt ist, versucht er sein Glück im Casino. Der Milliardär und sein slowakischer Kompagnon Patrik Tkac haben zunächst 4,6 % an der französischen Einzelhandelskette erworben, die mit 36,6 Mrd. Euro etwa ebenso viel umsetzt wie Metro und 2018 in die roten Zahlen gerutscht ist. Die Aktie des mit 4,6 Mrd. Euro bewerteten Metro-Rivalen legte gestern zeitweise um 5 % zu.Jean-Charles Naouri, der unter Beschuss stehende Chef von Casino, erhält so von den osteuropäischen Investoren Schützenhilfe für seine Bemühungen, die Kontrolle über Casino zu behalten. Seine Gruppe Rallye hält 51,7 % und steht seit Ende Mai unter Gläubigerschutz. Ihre Aktie legte in Paris bis zu 13 % zu.Kretinsky und Tkac, die die Beteiligung über ihr Investmentvehikel Vesa Equity gekauft haben, sehen Chancen im Geschäftsmodell von Casino. Sie halte das Unternehmen für “die am besten auf dem französischen Markt positionierte Vertriebsgruppe und einen der europäischen Marktführer, der am besten gerüstet ist, um den tiefgreifenden Veränderungen des Sektors zu begegnen”.Die neuen Investoren erklärten, sie unterstützten die Omnichannel-Strategie von Casino, zu der unter anderem auch Monoprix gehört. Sie wollen einen Platz im Board, was Naouri unterstützt. Kretinsky steigt ein, während Casino versucht, ihre Finanzen in Ordnung zu bringen und Schulden zu senken. Casino stand länger unter Beschuss von Leerverkäufern.Rallye ist Teil einer Reihe von verschuldeten Holdinggesellschaften, die es Naouri ermöglichen, Casino zu kontrollieren. Und das kam so: Ein feindliches Übernahmeangebot von Promodès auf Casino war 1997 nur durch eine Gegenofferte seitens der Gründerfamilie, des Managements und Naouri, dem Mehrheitseigner von Rallye, abgewehrt werden. Letztere wurde daraufhin Casino-Mehrheitsaktionär. Erst recht unter Gläubigerschutz ist Rallye auf Dividendenzahlung von Casino angewiesen. Im Juli wurde aber die Ausschüttung fürs nächste Jahr gestrichen, da die Entschuldungspläne Vorrang haben.Analysten setzten darauf, dass weitere Anbieter bereit sein könnten, sich bei Casino einzukaufen. Der Wettbewerb mit Discountern wie Lidl und größeren Rivalen wie Carrefour und E. Leclerc wächst. Casino kooperiert mit Metro in Frankreich in einer Einkaufsallianz. Der Konzern betreibt gut 12 000 Märkte mit weltweit knapp 220 000 Beschäftigten. Im AusverkaufCasino kündigte im August weitere Assetverkäufe an, die rund 2 Mrd. Euro in die Kasse bringen sollen. Hier geht es in erster Linie um Veräußerungen in Lateinamerika. Eine erste Runde läuft und soll bis Anfang 2020 rund 2,5 Mrd. Euro einspielen, vor allem über die Trennung von Immobilien. Casino hat den Zugang zu einigen kurzfristigen Finanzierungen verloren, nachdem das Rating auf “B1” tief in Junk-Status gesenkt worden war. Die Nettoschulden standen Ende Juni bei 5,7 Mrd. Euro.Kretinsky, dem Bloomberg ein Vermögen von mindestens 3 Mrd. Dollar zutraut, hat ein Portfolio aufgebaut, das Energie-, Handels- und Medienaktivitäten umfasst. Im vergangenen Jahr erwarb er eine Beteiligung an der Tageszeitung Le Monde.Im Juni starteten er und sein Partner das 5,8 Mrd. Euro schwere Übernahmeangebot für Metro, doch kam das Duo dort nicht zum Zuge. Sie kontrollieren aber über 17 % der Metro-Aktien und können über Optionen auf Anteile der Familienholding Haniel auf rund 29,9 bzw. bis auf mehr als 32 % kommen, was ein erneutes Übernahmeangebot auslösen würde. Kretinsky will einen Vertreter in den Aufsichtsrat des MDax-Konzerns schicken. Der tschechische Unternehmer ist durch Investitionen in Kohle reich geworden. Er ist Mehrheitseigner des Energie-Konzerns EPH. Dieser expandierte in der wegen des Klimawandels als wenig zukunftsträchtig geltenden Braunkohle. EPH hatte den Braunkohlekonzern Mibrag und den Kraftwerksbetreiber Leag von Vattenfall übernommen und von Uniper Gas- und Kohlekraftwerke in Frankreich. Seit einigen Jahren kauft EPH auch anderswo Gas- und Kohlekraftwerke, die andere loswerden wollen: von Eon in Italien, Centrica in England oder von RWE in Ungarn. Die Strategie: günstig zuschlagen und auf steigende Strompreise setzen.