Metro schwimmen die Felle davon

Kartellamt mischt sich in Real-Verkauf ein - X+Bricks wieder im Rennen - Mit Redos wird weiter verhandelt

Metro schwimmen die Felle davon

Von Annette Becker, DüsseldorfSeit Metro im September 2018 die SB-Warenhauskette Real zum Verkauf gestellt hat, hat sich einiges getan. Einzig der Verkauf der Einzelhandelskette ist bis heute nicht unter Dach und Fach gebracht. Schlimmer noch: Mit der gestrigen Nachricht vom Kartellamt, den Erwerb von 87 Real-Standorten seitens Edeka einer vertieften Prüfung zu unterziehen, rückt ein zeitnaher Abschluss in weitere Ferne. Die Behörde hat nun bis 28. Februar Zeit.Zwar hatte sich Metro, die sich mit dem Verkauf der SB-Warenhäuser als reinrassiger Großhändler aufstellen will, im Mai in exklusive Verhandlungen mit einem Konsortium rund um den auf Handelsimmobilien spezialisierten Investor Redos begeben und den Verkauf Anfang Oktober sogar beim Bundeskartellamt angemeldet, ein unterschriebener Kaufvertrag liegt jedoch bis heute nicht vor. Die Exklusivitätsvereinbarung lief Ende Juli aus.Die Anmeldung des Real-Verkaufs an Redos, der auch prompt genehmigt wurde, diente ohnehin nur dem Zweck, Metro Bilanzierungshilfe zu geben. Denn der Handelskonzern hatte Real schon im zurückliegenden Turnus als nicht fortzuführendes Geschäft bilanziert. Ohne Nachweis der Ernsthaftigkeit des Verkaufsvorhabens hätte es an dieser Stelle womöglich Probleme mit dem Wirtschaftsprüfer gegeben, die Einzelhandelsaktivitäten auch im Geschäftsbericht 2018/19 (per 30. September) als nicht fortzuführend zu bilanzieren. Mit der Anmeldung beim Kartellamt hat sich dieses Thema erledigt, unabhängig davon, dass der Verkauf nicht weiter vorangekommen ist.Mit Edeka, Tegut und der Georg Jos. Kaes GmbH (V-Markt) – Letztere wollen jeweils sieben Märkten kaufen – haben sich mittlerweile zwar drei Handelsunternehmen geoutet, die am Erwerb einzelner Real-Standorte interessiert sind. Aus Sicht von Redos reicht das jedoch nicht zum Abschluss des Kaufvertrags mit Metro. Real unterhält derzeit 277 Standorte, davon will Redos jedoch nur 50 bis 60 Märkte weiterbetreiben. Weitere 40 bis 50 Standorte sollen geschlossen werden. Für die restlichen etwa 170 Märkte sucht Redos händeringend nach Käufern. Das Kartellamt, dem bislang Kaufwünsche für rund 100 Standorte vorliegen – inwieweit es dabei Überschneidungen gibt, ist nicht bekannt -, wird dabei zur Soll-Bruchstelle. Die Behörde erstreckt die Ermittlungen schon einmal prophylaktisch auf alle 277 Standorte, sollten noch mehr Interessenten in Erscheinung treten. Substanziell nachgebessertDiese lassen sich allerdings reichlich Zeit oder haben anderslautendem Branchengeflüster zum Trotz die Hand gar nicht gehoben. Dazu gehört beispielsweise Rewe. Die Kölner haben sich bislang nicht aus der Deckung gewagt und das aus gutem Grund, passen die riesigen Real-Verkaufsflächen doch nicht so recht ins eigene Supermarktkonzept.Derweil hat sich mit X+Bricks der einst unterlegene Bieter erneut zu Wort gemeldet und ein nachgebessertes Angebot vorgelegt, das von Metro als “sehr ernsthaft” klassifiziert wird. Details gibt es natürlich keine, doch an den Kritikpunkten – mangelnde wirtschaftliche Attraktivität und kartellrechtliche Risiken – soll der Bieter substanziell gearbeitet haben. Auf Grundlage des neuen Angebots hat Metro sogar wieder Gespräche aufgenommen, wie ein Sprecher sagte. Zugleich würden “die Verhandlungen mit Redos mit Hochdruck” fortgesetzt.X+Bricks tritt mit der Londoner Investmentgesellschaft SCP Group als Finanzierer an und hat als strategischen Partner Kaufland, eine Tochter der Schwarz-Gruppe, an sich gebunden. Kaufland wiederum ist an bis zu 120 Real-Standorten interessiert. Unabhängig davon, dass das Kartellamt auch diesen Fall genau unter die Lupe nehmen würde, käme Kaufland aus heutiger Sicht aber nur dann zum Zug, wenn X+Bricks den Zuschlag erhielte.Ungeachtet der Verzögerungen, die laut Metro keineswegs überraschend sind, halten die Düsseldorfer an der Aussage fest, “in den kommenden Wochen” zu einem Abschluss zu kommen. Das sei man den Aktionären und den Real-Mitarbeitern schuldig.