Metro vertröstet auf 2021

Abgelaufener Turnus mündet in rote Zahlen - Stabile Dividende - Zuversicht für Real-Verkauf im Januar

Metro vertröstet auf 2021

Den Verkauf der SB-Warenhauskette Real will Metro im Januar in trockene Tücher bringen. Dann wäre der Handelskonzern endlich “ein sortenreiner Großhändler”. Die damit einhergehende Hoffnung auf eine Verbesserung der Profitabilität wird sich jedoch frühestens 2021 erfüllen. ab Düsseldorf – Der Handelskonzern Metro hat das Geschäftsjahr 2018/19 (zum 30. September) erwartungsgemäß mit einem Rückgang im operativen Ergebnis abgeschlossen. Unter dem Strich schrieben die Düsseldorfer allerdings rote Zahlen, weil im Zuge des Verkaufsprozesses für die SB-Warenhauskette Real erneut 400 Mill. Euro an Wertkorrekturen fällig wurden. Das ist nochmals ein Schnaps mehr, als im ersten Halbjahr annonciert wurde, und hängt nach den Angaben mit dem Angebot von X+Bricks zusammen. Mit dem Konsortium, dem auch die SCP Group angehört, wird seit vergangener Woche exklusiv verhandelt. Metro-Chef Olaf Koch übte sich vor der Presse in Zuversicht, den Kaufvertrag mit X+Bricks Ende Januar unterzeichnen zu können. Damit wäre Metro endlich “ein sortenreiner Großhändler”, schwärmte Koch. RestrukturierungIn der Ergebnisentwicklung wird sich die Rückbesinnung auf das Kerngeschäft im neuen Turnus jedoch noch nicht zeigen. Bei einem Umsatzplus zwischen 1,5 und 3 % kalkuliert Metro für das neue Geschäftsjahr lediglich mit einem operativen Ergebnis (Ebitda vor Immobilientransaktionen) auf Vorjahresniveau. Als Vergleichswert gilt dabei das Ebitda aus fortgeführtem Geschäft von 1,02 Mrd. Euro, in dem das China-Geschäft nicht mehr enthalten ist. Dieses Geschäft will Metro mehrheitlich an die chinesische Wumei abgeben, mit dem Abschluss der Transaktion wird im zweiten Quartal 2020 gerechnet. In der gestern vorgelegten Bilanz wird China dem nicht fortgeführten Geschäft zugeordnet.Im Prognosewert nicht enthalten sind Restrukturierungsaufwendungen von 60 bis 80 Mill. Euro, wie Koch einräumte. Faktisch schmilzt das operative Ergebnis also weiter ab. Allerdings ist in dem Ausblick auch die ergebniserhöhende Auswirkung des Bilanzierungsstandards IFRS 16 noch nicht berücksichtigt, wie Finanzchef Christian Baier sagte. Die Umstellung werde das operative Ergebnis vor Abschreibungen um etwa 0,4 Mrd. Euro erhöhen, zeitgleich steige die Nettoverschuldung um 2,6 Mrd. Euro.Der wenig ambitionierte Ausblick sorgte an der Börse für Verstimmung, auch wenn Metro trotz des Jahresfehlbetrags eine stabile Dividende von 0,70 Euro je Aktie auskehren will. In der Spitze gab der MDax-Wert um 3,7 % nach. Zum Handelsende stand mit 14,05 Euro ein Tagesverlust von 2 % zu Buche. Damit hat sich der Börsenwert binnen Jahresfrist so gut wie nicht verändert.Als Kursstütze gilt der Einstieg des Tschechen Daniel Kretinsky, der im Sommer mit einem Übernahmeangebot gescheitert war. Kretinsky hält knapp unter 30 % der Anteile, verfügt aber weiterhin über eine Call-Option auf die noch bei Haniel liegenden 2,7 % am Grundkapital. Sollte er die Option ziehen, würde ein Pflichtangebot fällig. Mit Kretinsky stehe er in konstruktivem Dialog, sagte Koch. Real schreibt hohen Verlust”Die Dynamik im Kerngeschäft ist irreversibel”, sagte der Metro-Chef und kündigte an, die Ergebnislücke, die der Rückzug aus China nach sich ziehe, binnen drei Jahren zu schließen. “Ab 2020/21 wird die Ergebnisqualität deutlich zulegen”, versprach Koch. China stand im abgelaufenen Turnus für einen Umsatz von 2,8 Mrd. Euro (+6 %) und ein Ebitda vor Immobilientransaktionen von 152 Mill. Euro. Bei Real, die ebenfalls zum nicht fortgeführten Geschäft zählt, bröckelte der Umsatz dagegen um 1,6 % auf 6,8 Mrd. Euro ab, das operative Ergebnis landete bei -154 (i. V. +154) Mill. Euro. On top kamen hier die Wertkorrekturen, so dass die SB-Warenhauskette vor Zinsen und Steuern einen Verlust von 555 Mill. Euro zeigte.Im fortgeführten Geschäft wuchs der Umsatz nominal um 1,1 % auf 27,1 Mrd. Euro, flächenbereinigt entsprach das einem Zuwachs von 2,1 %. In den beiden größten Märkten Deutschland und Russland kam Metro dabei jedoch nur mäßig voran. Im Heimatmarkt wuchsen die Erlöse auf vergleichbarer Fläche um 0,3 %, im schwierigen russischen Markt gab der flächenbereinigte Umsatz erneut um 4,3 % nach. Hier macht Metro allerdings eine Trendverbesserung aus. Deutlich positiv entwickelten sich die Erlöse in Osteuropa (flächenbereinigt+6,3 %), Westeuropa kam bereinigt um 1,3 % vorn.Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen und Immobilientransaktionen gab dagegen um 6,2 % nach. Darin enthalten sind nach den Angaben Aufwendungen von 20 Mill. Euro, die für die Abwehr des freiwilligen Übernahmeangebots von Kretinsky anfielen. Dass das Ergebnis vor Zinsen und Steuern wie auch das Periodenergebnis aus fortgeführtem Geschäft über dem Vorjahr landeten, geht vor allem auf das Konto von Immobilienverkäufen.