Reifenhersteller

Michelin setzt Werke in Frankreich auf Diät

Reifenhersteller Michelin will aufgrund des Einbruchs der Autoverkäufe die Produktion an mehreren Standorten in Frankreich reduzieren. Gewerkschaften fordern Klarheit, wie es weitergehen soll.

Michelin setzt Werke in Frankreich auf Diät

Automobilzulieferer

Michelin setzt Werke im Heimatmarkt Frankreich auf Diät

Kurzarbeit geplant – Gewerkschaften wollen Klarheit

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Gesche Wüpper, Paris

Michelin bekommt die Flaute des globalen Automobilmarktes zu spüren. Der französische Reifenhersteller will deshalb mehrere Werke in seiner Heimat auf Diät setzen. Die Produktion an einigen Standorten soll vorübergehend unterbrochen werden, bevor sie auf Kurzarbeit gehen. Gewerkschaften fürchten, dass es nicht dabei bleibt. Sie fordern deshalb Konzernchef Florent Menegaux auf, klar Position zu beziehen, wie es in Zukunft mit den französischen Werken weitergehen soll.

Die vorübergehenden Produktionskürzungen sollen bis Weihnachten zunächst die auf Spezialreifen für die Landwirtschaft und den Bergbau spezialisierte Werke in Troyes und Puy-en-Velay betreffen. In drei Werken für Automobilreifen in Cholet, Vannes und Tours soll die Aktivität ebenfalls gedrosselt werden. Wegen Problemen mit der strukturellen Auslastung kam es an diesen Standorten bereits in den letzten Monaten immer wieder zu Produktionsreduzierungen. Die Unternehmensführung arbeite deshalb zusammen mit den Sozialpartnern an Lösungen, heißt es.

Strukturelle Probleme in drei Werken

Gewerkschaftsvertreter hatten im Juni das sogenannte Warnungsrecht für die Werke in Cholet, Vannes und Tours geltend gemacht, mit dessen Hilfe der Betriebsrat laut französischem Recht in bestimmten Fällen vom Arbeitgeber Erklärungen fordern kann. Ein von ihnen bemühter Experte bestätigte die strukturellen Probleme. Michelin beschäftigt in den drei Werken 1.500 Mitarbeiter. Das entspricht etwas weniger als 10% der gesamten Belegschaft in Frankreich, wo der Reifenhersfteller aus Clermont-Ferrand insgesamt 17.000 Personen beschäftigt.

Die Abschwächung der globalen Konjunktur und der Einbruch der Automobilverkäufe von 20% bis 25% seien der Hauptgrund für die geplante Drosselung der Aktivität, erklärte Michelin-Chef Menegaux gegenüber der Tageszeitung „Le Parisien“. An den übrigen Standorten in Frankreich laufe die Produktion normal.

Volumenentwicklung als Hemmschuh

Der Reifenhersteller, der 2021 einen umfangreichen Stellenabbauplan in Frankreich bekanntgegeben hatte und auch ein Werk in Bamberg geschlossen hat, will am 23. Oktober nach Börsenschluss die Zahlen für das dritte Quartal veröffentlichen. Diese dürften belegen, dass die Volumenentwicklung der entscheidende Hemmschuh für Michelin sei, meint Analyst Christoph Laskawi von der Deutschen Bank. Ein weiter guter Umsatzmix sollte dies aber zumindest teilweise kompensieren. An der Börse von Paris gab die Michelin-Aktie am Donnerstag zeitweise leicht um 0,2% auf 34,02 Euro nach.

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