Shareholder-Aktivismus

Milliardär Nelson Peltz kämpft um Macht über Disney

Der Hedgefonds Trian hat Kursrücksetzer bei Disney für große Zukäufe genutzt. Nun dringt die Firma unter Führung von Milliardär Nelson Peltz auf Sitze im Verwaltungsrat des Entertainment-Riesen. Die Attacke unterstreicht das Erstarken des Shareholder-Aktivismus, CEOs gelten nun als extrem verwundbar.

Milliardär Nelson Peltz kämpft um Macht über Disney

Milliardär Peltz kämpft um Kontrolle über Disney

Hedgefonds Trian baut Beteiligung aus und will sich Sitze im Verwaltungsrat sichern – Shareholder-Aktivismus in USA erneut auf dem Vormarsch

Der Hedgefonds Trian hat Kursrücksetzer bei Disney für große Zukäufe genutzt. Nun dringt die Firma unter Führung von Milliardär Nelson Peltz auf Sitze im Verwaltungsrat des Entertainment-Riesen. Die Attacke unterstreicht das Erstarken des Shareholder-Aktivismus, CEOs gelten nun als extrem verwundbar.

xaw New York

Hedgefonds-Größe Nelson Peltz nimmt im Kampf um die Kontrolle über Disney einen neuen Anlauf. Trian Fund Management, die Firma des 81-Jährigen, hat die Kursrücksetzer des Entertainment-Riesen im laufenden Jahr für Zukäufe genutzt und zählt mit einer Beteiligung im Gegenwert von mehr als 2,5 Mrd. Dollar zu den größten Investoren des Konzerns. Nun will Peltz wohl mehrere Posten im Verwaltungsrat neu besetzen, wie das „Wall Street Journal“ unter Berufung auf Insider berichtet.

Schwere Vorwürfe

Bereits zu Jahresbeginn versuchte der Milliardär, sich einen Platz im Kontrollgremium zu sichern. Damals lehnte der Mickey-Mouse-Konzern einen Vorstoß von Peltz ab, woraufhin der ehemalige Corporate Raider eine öffentliche Kampagne startete und scharfe Kritik an den amtierenden Direktoren übte. Diese hätten es versäumt, die Nachfolge von Vorstandschef Bob Iger rechtzeitig zu regeln und Anreize für das Management zu setzen, im Sinne der Investoren zu handeln. Damit seien sie für fallende Einnahmen und eine Vernichtung des Unternehmenswerts verantwortlich.

Peltz’ Kampagne scheiterte damals vorerst, nachdem Disney eine umfassende Reorganisation ankündigte. CEO Iger, der im November 2022 erneut an die Konzernspitze gerückt war und somit seinen eigenen Nachfolger Bob Chapek abgelöst hatte, kündigte im Februar die Streichung von 7.000 Jobs sowie Einsparungen von insgesamt 5,5 Mrd. Dollar an. Die inhaltliche Ausrichtung des Entertainment-Angebots und der Vertrieb sollen sich wieder verstärkt an finanziellen Faktoren orientieren, zudem hebt Iger den Sportsender ESPN als Wertschöpfungstreiber hervor. Für diesen strebt Disney Investitionen eines strategischen Partners an.

Der Aktienkurs zog nach den Ankündigungen kräftig an, kehrte in den Folgemonaten aber in den vorherigen Abwärtstrend zurück: Von zwischenzeitlich mehr als 113 Dollar ging es bis Montagvormittag New Yorker Zeit auf 83,74 Dollar hinab – der Kursrutsch ermöglichte es Peltz und Trian, ihre Position im großen Stil auszubauen. Inzwischen hält der Hedgefonds mehr als 30 Millionen Disney-Aktien, Ende des zum 1. April abgeschlossenen zweiten Geschäftsquartals waren es noch 6,4 Millionen. Weigert sich der Konzern, der kolportierten Forderung von Peltz nach gleich mehreren Plätzen im Verwaltungsrat nachzukommen, könnte Trian diese wohl bei der Hauptversammlung im kommenden Frühjahr durchdrücken.

Aufgeheiztes Umfeld

Der Kampf um die Kontrolle über Disney heizt sich damit in einem Umfeld auf, in dem der Shareholder-Aktivismus allgemein wieder auf dem Vormarsch ist. In der ersten Jahreshälfte 2023 starteten Aktivisten laut der Investmentbank Lazard global so viele Attacken auf Unternehmen wie seit 2018 nicht. Die Kanzlei Olshan Frome Wolosky bezeichnet CEOs angesichts dieser Entwicklung als „verwundbarer denn je“. Bei der führenden US-Eisenbahngesellschaft Union Pacific musste Vorstandschef Lance Fritz im laufenden Jahr nach einer Auseinandersetzung mit dem Hedgefonds Soroban seinen Hut nehmen.

Disney wehrt sich bisher allerdings gegen die Peltz-Attacke. Der Konzern argumentiert, weder der Milliardär noch sein als Alternativkandidat für das Kontrollgremium vorgeschlagener Sohn Matthew brächten Erfahrung in der Medienbranche mit. Disney will der Kritik der Aktivisten nun mit eigenen Maßnahmen entgegenwirken. So hat der Konzern ein Komitee eingesetzt, um die Nachfolge des 72-jährigen Iger zu regeln. Der Vorstandschef, bereits zwischen 2005 und 2020 an der Konzernspitze, verlängerte seinen Vertrag im Juli noch bis 2026. Der CEO plant, die Zahlung der in Coronazeiten ausgesetzten Cash-Dividende bis Ende des laufenden Jahres wieder aufzunehmen – laut einer aktuellen Unternehmensmitteilung liegt Disney dabei auf Kurs.

Auch gesteigerte Einnahmen aus dem Streaming-Geschäft sollen zur Stütze werden. Im August erhöhte der Entertainment-Riese die Gebühren für seine Video-on-Demand-Plattformen zum zweiten Mal binnen eines Jahres deutlich. Die Preise für die werbefreien Varianten der Dienste Disney Plus und Hulu stiegen jeweils um mehr als 20%. Bis September 2024 will der Konzern im Streaming-Geschäft die Gewinnschwelle erreichen – seit dem Marktstart von Disney Plus im November 2019 summieren sich die Verluste in der Sparte auf mehr als 10 Mrd. Dollar.

Großinvestment in Parks

Neben einem Umschwung im Video-on-Demand-Segment liegt der Fokus zudem auf dem Freizeitparkgeschäft, das für Disney noch immer maßgebliche Profitquelle ist. In den Ausbau des Themenpark-, Kreuzfahrt- und Hotelangebots sollen über das kommende Jahrzehnt rund 60 Mrd. Dollar fließen, wie das Unternehmen im September ankündigte.

Andere Geschäftszweige wie traditionelle Kabelfernsehsender oder das indische Medienkonglomerat Star sollen dagegen zur Disposition stehen. Verkaufsbemühungen dürften laut Beobachtern noch in Schwung kommen, falls Peltz oder seine Verbündeten tatsächlich in den Verwaltungsrat einziehen sollten.

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